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Nach Tod im Löschteich Nach Tod im Löschteich: Gibt es auch in der Region Zeitz besondere Risiken?

Von Torsten Gerbank 22.06.2016, 04:00
Teich in Döbitzschen
Teich in Döbitzschen Torsten Gerbank

Zeitz - Idylle oder Todesfalle? Wie sicher sind Lösch- und Dorfteiche in Zeitz und im Umfeld der Stadt? Der Tod dreier Kinder, die Samstag im nordhessischen Neukirch in einem Feuerlöschteich ertrunken sind, hat auch in der Region Zeitz viele Menschen berührt, zum Nachdenken angeregt. Und Erinnerungen geweckt. Denn auch in Profen hat es schon eine Tragödie gegeben, bei der ein Mädchen im Löschteich im idyllischen Paradies ertrunken ist. Das Kind, so wussten Anwohner, ist in einem Winter in den 1960er Jahren im Eis des kleinen Teiches eingebrochen. Jede Hilfe kam zu spät.

Joachim Karl, heute 74 Jahre, war es, der das leblose Mädchen einst aus dem Wasser geholt hat. Die Gefahr, dass es heute zu einem Unfall kommen kann, schätzen er und andere Anwohner jedoch eher als gering ein. Dafür gäbe es einen wesentlichen Grund. Allein die Zahl der Kinder in Profen, vor allem im Bereich des Paradieses, senke das Risiko. Zudem, so hieß es, sei der Teich nicht tief. „Ein Mann kann hindurchlaufen“, ordnet Karl ein. Dennoch, wenn kleinere, unbeaufsichtigte Kinder vom Beckenrand ins Wasser stürzen... Nicht auszudenken, was passieren könnte.

Kein Zaun

Allerdings: Gleich mehrere Schilder weisen darauf hin, dass es sich bei dem Gewässer um einen Feuerlöschteich handelt, dass das Baden verboten ist und Eltern für ihre Kinder haften. Einen Zaun um das Gewässer gibt es jedoch nicht. In Döbitzschen gibt es am Teich Zäune - aus Holz und aus Metall. Aber auch Schlupflöcher, durch die Kinder sehr schnell gefährlich nahe ans Wasser gelangen können. Gleich neben dem Pachtgewässer, an dem ein Schild das Baden und Angeln verbietet, befindet sich ein kleiner Spielplatz mit Rutsche und Schaukel.

Anwohnerin Liane Rothe sagt, dass sie ihr achtjähriges Enkelkind oder jüngere Kinder keinesfalls alleine auf den Spielplatz oder in die Nähe des Teiches lassen würde. Und auch anderen Eltern mit kleineren Kindern empfehle sie, ein wachsames Auge auf den Nachwuchs zu werfen. Dabei sieht sie nicht einmal den Teich als die große Gefahr. Als gefährlicher sieht sie die Dorfstraße gleich nebenan. Wie schnell könne ein Ball vom Spielplatz auf die Straße rollern wenn Kinder dann hinterherlaufen und ein Auto nicht langsam genug ist. Liane Rothe will den Teufel nicht an die Wand malen.

Pflege notwendig

Zum Teich sagt sie, dass er mal wieder Pflege notwendig hätte und dass nach ihrem Wissen noch nie etwas passiert ist. Früher seien Kinder mit Holzbacktrögen über das kleine Gewässer gefahren. Das wäre am Feuerlöschteich im oberen Teil des Zeitzer Platanenweges gar nicht möglich. Der Teich ist mannshoch eingezäunt und gesichert, so dass kein Kind an das Gewässer herankommt. Anwohnerin Ilona Gerisch (58) sieht keinen Grund zur Sorge. Die Straße rings um den Löschteich hält sie für gefährlicher.

Von tragischen Unglücken am Teich in Thierbach ist in dem Ort nichts bekannt. Allerdings meint Nancy Spindler (35), dass es schon gefährlich sein könne, wenn kleine Kinder allein am Ufer spielten. Sie fände es außerdem gut, wenn am Ufer zumindest Schilder stehen würden, die noch einmal ein Achtungszeichen setzen. Einen Zaun gibt es nicht. Den gibt es aber in Meineweh rings um den Löschteich am Feuerwehrhaus. Ein zweiter Teich, der nur einen Steinwurf entfernt liegt, ist allerdings naturbelassen. Philine Grüner (19) erinnert sich, dass sie selbst - geschätzt vor sechs Jahren - schon einmal in den Teich gefallen ist. Aber ich konnte stehen, sagt sie.

Ufer und Böschungen

Um Unglücke wie in Neukirch so weit wie möglich auszuschließen, sind nach Angaben der Zeitzer Stadtverwaltung in der Stadt alle Löschteiche eingezäunt. Sprecher Thomas Sagefka nennt die Löschteiche Am Güterbahnhof, in der Naumburger Straße, in der Bergsiedlung und die Zisterne in der Käthe-Kollwitz-Siedlung. Letztere wurde 2015 eingezäunt. In diesem Jahr sei außerdem geplant, die Zisterne in Unterschwöditz einzuzäunen. Sagefka schätzt ein, dass von reinen Löschteichen eine besondere Gefahr ausgeht, da diese mit einer Folie ausgestattet sind, die es hineingefallenen Personen erschwert, von alleine aus dem Wasser zu kommen.

Diese Gefahr bestehe bei anderen stehenden Gewässern nicht im gleichen Maß. Weil dort natürliche Ufer und Böschungen vorhanden seien. Zudem verweist Sagefka auf die Aufsichtspflicht der Eltern, die ihnen laut Bürgerlichem Gesetzbuch auferlegt ist. Demnach sollen Minderjährige davor geschützt werden, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen. Der Burgenlandkreis verweist ebenso unter anderem auf die Aufsichtspflicht der Eltern, aber auch darauf, dass Eigentümer prüfen müssen, ob beim Betreten von Grundstücken eine Gefährdung besteht. (mz)