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Nach Terror in Berlin Nach Terror in Berlin: "Ich habe Angst"

Von Angelika Andräs 21.12.2016, 06:00
Sabine Nüssel ist immer noch geschockt.
Sabine Nüssel ist immer noch geschockt. Hartmut Krimmer

Zeitz - Der Schock bei Sabine Nüssel sitzt noch tief. Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, der zwölf Todesopfer und fast 50 Verletzte gefordert hat, hat die Zeitzerin besonders getroffen: Sie hat nicht nur viele Freunde in Berlin, auch ihr Partner lebt und arbeitet dort. „Ich habe sofort und dann immer wieder nachgeschaut, welche Freunde sich online gemeldet und bestätigt haben, dass es ihnen gut geht.“ Besonders erleichtert war sie natürlich, als sie wusste, dass auch ihr Freund wohlauf ist.

Geschlafen hat sie dennoch kaum in dieser Nacht, sondern immer wieder die Liveticker verfolgt. „Ich muss immer an die Opfer denken, an die Familien, gerade in der Weihnachtszeit, wo man eigentlich gemeinsam eine gute Zeit haben will, zusammen sein, und ja, eben auch über den Weihnachtsmarkt bummeln.“ Es sei eine besondere, eine so besinnliche Zeit, das sei das Geschehene umso schmerzhafter. Jetzt ist sie richtig froh, dass ihr Freund keine Weihnachtsmärkte außer der Zeitzer Schlossweihnacht an der Moritzburg mag...

Geschäftsfrau: „Ich war fix und fertig“

Angst hatte sie dennoch, denn Robert Mehland ist als Facility Manager in vielen Einrichtungen in der ganzen Stadt unterwegs. Er schickte ihr am Montagabend eine Nachricht, sie solle schnell die Nachrichten schauen. „Ich war fix und fertig“, erzählt die Geschäftsfrau, die gerade in Zeitz ihre Gutenberg-Buchhandlung und den Lila Laden neu eröffnet hat, „ich bin sowieso nach dem Umzug und jetzt im Weihnachtsgeschäft ziemlich geschafft, aber nachdem ich gesehen hatte, was in Berlin geschehen war, war es aus.“

Jetzt freut sie sich besonders auf die bevorstehenden Weihnachtstage. Die verbringt das junge Paar in Berlin und Zeitz. Und in Zeitz wird es ganz sicher zur Schlossweihnacht gehen. „Aber in Berlin auf den Weihnachtsmarkt gehen? Das möchte ich jetzt nicht. Ganz ehrlich, da hätte ich jetzt Angst“, meint sie, „ich bewundere die Berliner dafür, dass sie sagen: Jetzt gerade, wir gehen wieder hin, wir lassen uns das nicht kaputt machen, aber ich könnte es nicht.“ Vor dem Besuch des kleinen, feinen Weihnachtsmarktes an der Zeitzer Moritzburg hat sie keine Bedenken. „Aber es stimmt schon, es kann schließlich überall passieren. Wenn man immer nur daran denken würde, bliebe ja nichts mehr vom Leben.“

Sicherheitsvorkehrungen bei Veranstaltungen und Märkten

Dennoch ist es gutes Gefühl zu wissen, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei Veranstaltungen und Märkten auch entsprechend an die aktuelle Situation angepasst sind. Das bestätigt auch Michael Sumser vom Konzept Team Gera, der Betreiber der Schlossweihnacht. „Es ist ja schon eine Folge der Ereignisse in heutigen Tagen, dass ein Sicherheitskonzept alle nur erdenklichen Möglichkeiten einbezieht“, sagt Sumser, „aber wir werden uns jetzt natürlich nach den aktuellen Ereignissen noch einmal zusammensetzen.“

Und die Taschenkontrollen, die bisher nur als Stichproben stattfanden, sollen auch verschärft werden. Ansonsten wünscht sich Sumser aber, dass die Besucher an den beiden Weihnachtsfeiertagen trotz allem kommen, um den Alltag zu vergessen und Weihnachtsstimmung zu erleben. (mz)