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Nach Frauen- und Geburtenstation Nach Frauen- und Geburtenstation: Warum nun auch die Kinderabteilung in Zeitz schließt

Von Angelika Andräs 19.10.2019, 08:00
Mitarbeiter der Klinikum Burgenlandkreis GmbH am Standort Naumburg haben dem Aufsichtsrat der kreiseigenen Gesellschaft einen offenen Brief übergeben.
Mitarbeiter der Klinikum Burgenlandkreis GmbH am Standort Naumburg haben dem Aufsichtsrat der kreiseigenen Gesellschaft einen offenen Brief übergeben. Hartmut Krimmer

Zeitz - Zeitz wird ab Januar 2020 auch keine Kinderklinik mehr haben. Nachdem am Freitagmittag die Sanierungspläne auch noch dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung der Klinikum Burgenlandkreis GmbH vorgestellt worden sind, gibt es nun eine offizielle Mitteilung von Pressesprecher Martin Wohlrabe zu den Plänen. „Gebündelt werden müssen die stationäre Frauenheilkunde/Geburtshilfe und Pädiatrie in Naumburg“, heißt es da.

Keine Information über Schließung der Kinderabteilung und Frauenklinik in Zeitz

„Eine Entscheidung, die uns allen nicht leichtfällt,“ betont Klinik-Geschäftsführer Lars Frohn. Bereits nach der Mitarbeiterversammlung am Donnerstag war bekanntgeworden, dass die Frauenklinik mit gynäkologischer Abteilung und Entbindungsstation nach Naumburg geht. Warum diese Abteilungen nach Naumburg müssen, dazu wird nichts gesagt.

Ziel der Sanierungspläne sei es, den zuletzt spürbaren Kostenanstieg durch eine Vielzahl verschiedenster Optimierungen zu senken und gleichzeitig beide Standorte gemeinsam zu stärken. „Wir werden uns dazu unter anderem die Führungsstrukturen, Dienstmodelle, das OP-Management und Abrechnungsprozesse anschauen,“ erklärt Sanierungsgeschäftsführer Arne Berndt.

Kommunale Trägerschaft

Es gehe darum, eine nachhaltige und wirtschaftliche Sanierung des Krankenhauses zu erreichen und eine langfristige Überlebensfähigkeit der Standorte in Naumburg und Zeitz zu sichern. „Beide Standorte werden vollwertige Krankenhäuser mit umfassender stationärer Versorgung für die Bevölkerung bleiben,“ betont Berndt weiter. Ziel sei auch, die kommunale Trägerschaft beizubehalten. Die bereits gut aufgestellten internistischen Abteilungen in beiden Häusern sollen gestärkt werden. Das ambulante Angebot in einem Mutter-Kind-Zentrum inklusive einer Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychotherapie in Zeitz soll in Kooperation mit dem Carl-von-Basedow-Klinikum Saalekreis ausgebaut werden.

Die Zeitzer sind aufgerufen, die Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt Petra Grimm-Benne (SPD) am Montag, 21. Oktober, am Georgius-Agricola-Klinikum zu begrüßen. Die Ministerin wird gegen 9 Uhr erwartet. Sie kommt auf Einladung von Landrat Götz Ulrich (CDU) nach Zeitz, um sich von der Situation vor Ort ein Bild zu machen. „Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger, sich zu diesem Anlass vor dem Klinikum in Zeitz

einzufinden, um die Ministerin zu begrüßen und ihr zu zeigen, wie sehr die Menschen dieses Klinikum in Zeitz brauchen“, heißt es dazu von Sven Weißbrodt vom Aktionsbündnis Zeitz, „es muss klar sein, dass wir eine Schließung der Geburtshilfe und der gynäkologischen Abteilung am Standort in Zeitz nicht akzeptieren.“

In Naumburg werden die Abteilungen Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Gefäßchirurgie zusammengelegt. „Darüber hinaus sorgen wir für einen Ausbau und eine Förderung der Notfallmedizin an beiden Standorten“, sagt Arne Berndt. Zusätzlich geprüft werde gerade der Aufbau eines integrierten Notfallzentrums in Zeitz. Und man prüfe den „zusätzlichen Aufbau weiterer Leistungsbausteine in Zeitz“. Als da wären eine Belegarztklinik für Augenärzte, der Aufbau einer außerklinischen Intensivpflege, die ursprünglich in Naumburg angedacht gewesen sei, sowie der Aufbau einer stationären Krankenhausnachsorge.

Offensichtlich kommt man auch nicht umhin, Personal- und Sachkosten zu reduzieren. „Soweit es zu Personalanpassungen, beispielsweise in der Verwaltung, kommen muss, werden wir diese so sozialverträglich wie möglich halten“, verspricht Berndt. „Die von uns vorgeschlagenen Schritte werden das gesamte Klinikum so aufstellen, dass es in den kommenden Jahren langfristig wirtschaftlich solide funktionieren kann und die Patientenversorgung gesichert ist“.

Finanzielle Schieflage: Klinikum Zeitz beantragt Insolvenz

Die Klinikum Burgenlandkreis GmbH hatte am 17. September Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Halle/Saale hat daraufhin die vorläufige Eigenverwaltung unter der bisherigen Geschäftsführung mit Unterstützung der Sanierungsgeschäftsführer Arne Berndt und Marc Boddenberg angeordnet. Außerdem wurde Rechtsanwalt Lucas Flöther zum vorläufigen Sachwalter bestimmt.

„Das Insolvenzverfahren wird, wie geplant, um den 1. Dezember herum eröffnet“, erklärt der ebenfalls eigens für diesen Vorgang hinzugezogenen Klinikumssprecher Martin Wohlrabe. „Insbesondere die defizitärere Situation macht die Schritte dringend notwendig. Ein Jahresverlust in Millionenhöhe ist in der derzeitigen Konstruktion nicht aufzulösen,“ betont Geschäftsführer Lars Frohn. Der Klinikbetrieb geht aber weiter. „Die Patientenversorgung erfüllen wir weiterhin uneingeschränkt,“ versichert Frohn. (mz)