Musical-Projekt Musical-Projekt: Wenn alte Ägypter zu Rock'n Roll tanzen
Weißenfels/MZ. - Benjamin ist kein Tunichtgut, beteuert dessen Bruder, obwohl er genau weiß, dass der den goldenen Kelch eingesteckt hat. Calypso-Rhythmen erklingen, und die Chormitglieder wiegen sich in Wellenbewegungen. Karibik-Stimmung zur Zeit des alten Ägypten? Warum nicht. Auch ein flotter Rock''n Roll wird flugs ein paar tausend Jahre eher erfunden und auf der Bühne so toll dargebracht, dass man einfach mitwippen muss.
In diesen Tagen herrscht Hochbetrieb in der Aula des Weißenfelser Goethe-Gymnasiums. Jeden Nachmittag wird geprobt, und selbst am Wochenende gönnen sich die Techniker um Joachim Schuba keine Pause. Schließlich bleiben nur noch wenige Tage Zeit bis zur Premiere des neuen Musicals "Joseph und seine Brüder". 14 Monate nach dem Casting wird das Stück nach Andrew Lloyd Webber in Weißenfels zu sehen und zu hören sein. 55 Schüler der achten bis 13. Klasse sind mit von der Partie. Die meisten kommen aus dem Goethe-Gymnasium, andere vom Hohenmölsener Agricola-Gymnasium, der Weißenfelser Ökowegschule oder den Sekundarschulen Uichteritz und Langendorf. Einige ehemalige Gymnasiasten, die schon auf Musical-Erfahrung verweisen können, vervollständigen das Ensemble.
Sie alle erzählen musikalisch die Bibelgeschichte von Joseph, der von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft wird. Doch weil Joseph Träume deuten kann, sagt er dort dem Pharao eine Hungersnot voraus, weiß, was man dagegen tun muss und gelangt so zu großem Ansehen. Seine Familie daheim dagegen leidet Hunger und zieht schließlich hilfesuchend zum Pharao, wo sie Joseph wieder- sieht . . .
"Die vergangenen Monate waren nervenaufreibend. Zum Schluss wurde praktisch jeden Tag an Musical und Bühnenbild gearbeitet. Und jetzt bemerken wir immer wieder viele Kleinigkeiten, die noch einstudiert werden wollen", gesteht Pädagogin Felicitas Jordan, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Edwina Teichert wieder die Fäden in den Händen hält. Ein Problem habe darin bestanden, dass keine Partituren, sondern nur die Texte von CD-Veröffentlichungen vorhanden waren. Ohne Pierre Steger, der die Töne der einzelnen Lieder heraushörte und aufschrieb, wäre das Projekt wohl gescheitert. Doch auch von vielen anderen Seiten erhielten die Frauen Hilfe. Einen Teil der farbenfrohen Kostüme und der Requisiten steuerte der Live-Club der Kreisstadt bei, das Jugendamt bewilligte Fördermittel, und Eltern wie Verwandte der Akteure gaben ebenfalls Unterstützung, wo sie konnten.
Ehrgeizig ist natürlich auch Joachim Schuba, der extra für das Musical in neue Technik investierte und allein zehn Funkanlagen und acht Scanner aufgebaut hat, damit die Schauspieler und Sänger stets ins rechte Licht gerückt werden und das Publikum zudem mit einigen Spezialeffekten verwöhnt wird. "Das wird ein Erfolg", ist sich der Weißenfelser Geschäftsmann sicher, der längst jeden Ton auswendig kennt. Und er betont: "Musikalisch sind die Mädchen und Jungen wirklich gut!"
Auch Felicitas Jordan, die aus allen Beteiligten stets das Letzte herausholt und wieder und wieder mit ihnen übt, bis jede Bewegung sitzt, spart kurz vor der Schülerpremiere an diesem Donnerstag nicht mit Lob: "Ich bin sehr, sehr zufrieden." Tatsächlich haben die beiden Lehrerinnen diesmal wieder Talente entdeckt, deren Stimmen aufhorchen lassen. Da kann man den jungen Leuten nur stets einen ausverkauften Saal wünschen.