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Mais bringt Licht in die Stube

Von UTA KUNICK 05.05.2010, 16:01

RABA/MZ. - Manfred Hoppe ist ein Kämpfer. Er hat viel in seinem Leben riskiert. Manchmal das Äußerste. "Doch immer so, dass ich den Kopf wieder aus der Schlinge ziehen konnte", sagt er. 66 Lenze zählt der Landwirt aus Raba jetzt. Ein Alter, in dem sich andere zur Ruhe setzen. Doch Hoppe startet noch einmal durch.

Enkel übernimmt den Hof

Getrieben vom Enkel Henry. Der 19-Jährige will den landwirtschaftlichen Familienbetrieb übernehmen. "Wenn du das alles aufgibst, bist du nicht mehr mein Opa", erklärte der Junior eines schönen Tages und völlig überraschend. Denn der Großvater hatte sich längst mit dem Gedanken abgefunden, dass es keinen Nachfolger für den Hof gibt. Nun lernt Henry Hoppe im zweiten Lehrjahr in einem Agrarbetrieb bei Weimar Facharbeiter für Landwirtschaft. Die Fachhochschulreife will er erwerben und den Bachelorabschluss. "Das gehört dazu, wenn ich den Betrieb übernehmen will", sagt der 19-Jährige, der genau weiß, was er will und was nicht. Für 26 Cent pro Liter Milch stellt er sich jedenfalls nicht in den Melkstand. Das steht für ihn fest. 40 Cent müssten die Bauern mindestens erhalten. Kriegen sie aber nicht. Obwohl der Absatz von Käseprodukten und Milchpulver steigt, wie Manfred Hoppe erzählt. "Wenn das Einkommen nicht mehr ausreicht, um für eine ganze Familie den Lebensstandard zu finanzieren, müssen eben neue Wege beschritten werden. Sonst geht man unter", meint der Senior, der jetzt auf Biogas setzt.

Milch ist weniger wert als Mist", erklärt er und schüttelt nur noch mit dem Kopf. Denn mit Mist kann Strom produziert werden. Und mit Mais. Für die Tonne Biogas-Mais gibt es bis zu 30 Euro. Für Körnermais - wie ihn die Lebensmittelindustrie benötigt - nur die Hälfte. "Die Welt ist eben auf den Kopf gestellt", meint Manfred Hoppe. Und weil der landwirtschaftliche Familienbetrieb nicht nur ihn und seine Frau, sondern noch den mitarbeitenden Sohn und demnächst auch Enkel Henry ernähren muss, wird Hoppe eine Biogasanlage bauen.

Dazu braucht er mehr Land. 80 Hektar machen sich für den Anbau von Mais für die Stromerzeugung erforderlich. Gegenwärtig bewirtschaften die Hoppes eine Fläche von 160 Hektar, auf der Weizen, Raps und Mais heranwächst. "Wir wollen auf 300 Hektar erweitern", spricht der Bauer voller Elan.

Das heißt, dass Flächen dazugepachtet werden müssen. Die Biogasanlage soll Strom und Wärme für sein Haus und die Gaststätte in Raba, die von einem der beiden Söhne geführt wird, liefern. Damit ist die Kapazität noch nicht erschöpft, so dass auch andere im Dorf von Hoppes Biogas profitieren könnten. Nun hört sich der Bauer überall um, um Fördermittel für das kostenintensive Vorhaben zu erhalten. Demnächst will er deshalb nach Weißenfels zum Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten fahren. Planung, Gespräche mit Anbietern, Überprüfung der Finanzen, das alles beansprucht viel Zeit. Zeit, die nebenbei abfallen muss. Denn die Kühe im Stall wollen gefüttert und gemolken werden und die Felder bestellt. 130 Kühe nennt Manfred Hoppe sein Eigen, davon 54 Milchkühe. Beim Melken geht dem 66-Jährigen Ehefrau Ehrentraud zur Hand. Sie packt auch sonst mit zu und steht ihrem Mann immer zu Seite. Anders würde es nicht funktionieren.

Zwanzig Jahre Wiedereinrichter

Manfred Hoppe steht ein Jubiläum ins Haus. Vor 20 Jahren fing der Landwirt, der viele Jahre im Volkseigenen Gut Zeitz beschäftigt war, als Wiedereinrichter an. Der Hof selber befindet sich seit über hundert Jahren in Familienbesitz. Drei Generationen leben hier. "Und vielleicht auch bald vier", meint Hoppe und blickt seinen Enkel erwartungsvoll von der Seite an. Doch der lässt sich nicht rauslocken. Er schwärmt von der Feldarbeit. Das ist sein Metier. "Landwirt war immer ein wichtiger Beruf", sagt der 19-Jährige und spricht wie ein alter Hase über Arbeiten, die gerade anfallen. Vor zwei Wochen haben die Hoppes auf 35 Hektar Mais angebaut. Pflanzenschutz stand auf dem Plan und Ende Mai geht es in die Heuernte. Denn die Kühe brauchen Futter. Kommentar Seite 10