Lokführerstreik in Zeitz Lokführerstreik in Zeitz: Zug kommt nicht, obwohl die Bahnauskunft ihn ankündigt

Zeitz - Am frühen Nachmittag wird der Streik der Lokführer auch in Zeitz spürbar. Die Züge zwischen Weißenfels und Zeitz fahren nicht mehr. Damit nicht genug, die Auskunft der Bahn sorgt für zusätzliche Verwirrung. Reisende machen ihrem Unmut Luft: Sie warten gegen 15 Uhr auf den Zug aus Weißenfels, um 15.13 Uhr nach Theißen, Teuchern oder Weißenfels zu fahren. Die aktuelle Online-Auskunft der Deutschen Bahn besagt, dass der Zug ohne Verspätung fährt. Nur er kommt nicht.
„Der Streik ist schon schlimm genug“, sagt Sabine Reuter aus Weißenfels, „aber die fehlenden Informationen sind das Allerschlimmste.“ Besonders betroffen waren fast 20 Berufsschüler, die sich ebenfalls auf die Onlineauskunft verlassen hatten. Dominique Föhlisch muss nach Teuchern.
Der Berufsschüler ist stinksauer. „Ich habe mich drauf verlassen, es steht doch unter dem aktuellen Streikfahrplan, dass der Zug kommt!“ Unter solchen Umständen hat er kein Verständnis mehr dafür, dass die Lokführer streiken.
Die Deutsche Bahn richtet eine kostenlose Hotline ein. Unter der Telefonnummer 08000-996633 können sich Bahnfahrer über Zugausfälle und Verspätungen informieren. Zusätzlich können sich Bahnreisende auf der Seite www.bahn.de/aktuell informieren. Meldungen für Ausfälle in NRW finden Reisende hier, für Sachsen-Anhalt hier. Die Bahn rät zusätzlich, kurz vor Beginn der Fahrt den DB-Navigator aufzurufen unter reiseauskunft.bahn.de.
Ja. Bei einer Stunde Verspätung muss das verantwortliche Bahnunternehmen 25 Prozent des Fahrpreises erstatten. Bei zwei Stunden Verspätung sind es 50 Prozent. Maßgeblich ist dabei immer die Ankunftszeit am Zielort: Verpasst ein Bahnkunde durch die nur fünfminütige Verspätung eines ersten Zuges seinen Anschluss, so dass er erst nach einer Stunde am Ziel anlangt, erhält er eine Entschädigung in Höhe von 25 Prozent des Fahrpreises. Wird eine Übernachtung nötig, muss die Bahn die Kosten für ein Hotelzimmer tragen. Der Aufpreis für den ICE-Sprinter wird schon ab 30 Minuten Verspätung des Sprinters erstattet.
Besitzer von Streckenzeitkarten erhalten bei Verspätungen von einer Stunde und mehr pauschale Entschädigungen. Bei Zeitkarten im Nahverkehr gibt es in der zweiten Klasse 1,50 Euro. Dabei gilt allerdings eine Bagatellgrenze von vier Euro. Bahn-Kunden mit Zeitkarten im Nahverkehr erhalten also nur eine Entschädigung, wenn mindestens drei Verspätungen von mindestens 60 Minuten im Gültigkeitszeitraum der Fahrkarte nachgewiesen werden. Grundsätzlich werden bei Zeitkarten maximal 25 Prozent des Fahrkartenwertes erstattet. Im Fernverkehr werden pauschal fünf Euro gezahlt.
Zeichnet sich eine Verspätung von mehr als einer Stunde ab, kann der Reisende auf die Fahrt verzichten und den kompletten Fahrpreis zurückverlangen. Ebenso kann er die Fahrt zu einem späteren Zeitpunkt beginnen und dann auch eine andere Streckenführung wählen.
Das Beschwerdeformular ist in den Servicezentren der Deutschen Bahn oder im Internet unter www.fahrgastrechte.info erhältlich. Das Formular können Reisende in den Fahrkarten-Verkaufsstellen an den Bahnhöfen einreichen. Die Bahn muss Beschwerden von Fahrgästen nach spätestens einem Monat bearbeitet haben. Bei Streitfällen vermittelt die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) zwischen Kunden und Unternehmen. Entschädigungen muss die Bahn auf Wunsch bar auszahlen, ansonsten per Gutschein oder Überweisung.
Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass bei Streiks im Luftverkehr höhere Gewalt vorliegt. Also gilt die EU-Fluggastrechteverordnung, die Entschädigungen vorsieht, nicht. Im Bahnverkehr ist das anders: Die Bahn kann bei Streiks oder Unwettern keine höhere Gewalt geltend machen. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus September 2013 ist sie dazu verpflichtet. Bahnchef Rüdiger Grube hat sich vergeblich um eine Änderung bemüht.
Die Schüler haben inzwischen die Mobiltelefone gezückt. Es wird angerufen, beraten, geplant. Sie wollen sich in Fahrgemeinschaften mit dem Auto abholen lassen, denn nach der Schule wollen sie nur noch eines: nach Hause. (mz/and)

