Lohnsteigerung in der Pflege Lohnsteigerung in der Pflege: Warum Heimbewohner in Zeitz wohl die Zeche zahlen müssen

Zeitz - In ihrem Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD auch auf Maßnahmen zur Stärkung der Pflege geeinigt. Sofort sollen etwa Arbeitsbedingungen, Personalausstattung und Bezahlung verbessert werden. Konkret soll stärker als bisher nach Tarif gezahlt werden. All das, um die Situation in diesem Bereich zu verbessern und den Pflegeberuf wieder für mehr Menschen attraktiv zu machen.
Höhere Löhne und mehr Pflegekräfte: Ausgaben der Heimbetreiber steigen
Mit höheren Löhnen und mehr Personal steigen die Ausgaben der Heimbetreiber. Die werden mit höheren Pflegesätzen reagieren müssen. Und da die Zuzahlungsbeträge der Pflegekassen gesetzlich festgeschrieben sind und nur äußerst selten von der Politik nach oben korrigiert werden, dürften die Kosten der geplanten Maßnahmen an den Heimbewohnern hängen bleiben.
Die Pflege wird teurer - schon jetzt. Ein Jahr nach den gesetzlichen Umstellungen in der Pflege, müssen in Sachsen Anhalt momentan alle Altersheime ihren Pflegesatz mit den Kassen neu verhandeln. Die Mehrzahl hat Erhöhungen beantragt. Auch Zeitzer Einrichtungen betrifft das.
Mit dem II. Pflegestärkungsgesetz wird unter anderem die Pflegebedürftigkeit eines Menschen neu beurteilt. Fünf Pflegegrade ersetzen seit dem 1. Januar 2017 die bisherigen drei Pflegestufen. Das Gesetz soll gewährleisten, dass alle Menschen den gleichberechtigten Zugang zu Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, unabhängig von der Art ihrer Beeinträchtigung.
Der Pflegesatz ist der Betrag, den Pflegeträger rein für die Kosten der Pflege veranschlagen dürfen. Erhöhungen im Pflegesatz werden voll auf die Bewohner umgelegt, da die Beträge, die von den Pflegekassen je nach Pflegegrad zugezahlt werden, gesetzlich festgeschrieben sind. Einmal jährlich können Heime mit den Pflegekassen über eine Anpassung ihres Pflegesatzes verhandeln.
Stiftung Seniorenhilfe Zeitz will Pflegesätze erhöhen
Darunter die Heime der Stiftung Seniorenhilfe Zeitz gGmbH. „Wir haben die Löhne für unsere Mitarbeiter um 5,8 Prozent angehoben. Deshalb mussten wir eine Erhöhung des Pflegesatzes beantragen“, so Geschäftsführer Andreas Fuchs. Welche Kostensteigerungen damit auf die Bewohner zukommen, sei abhängig vom jeweiligen Standort.
Die Stiftung betreibt mehrere Heime in Zeitz. Konkrete Zahlen nennt Fuchs aber nicht. „Die Verhandlungen mit den Pflege- und Sozialkassen stehen noch aus. Hier entscheidet sich, um wie viel wir die Pflegesätze anziehen dürfen. In der Regel fällt der ausgehandelte Steigerungsbetrag aber geringer aus, als von uns beantragt.“
Höhere Kosten für Pflegeplatz: Heimbewohnern droht Sozialhilfe
Fuchs verteidigt die bevorstehenden Erhöhungen. Denn aufgrund des Mangels an Fachkräften, müsse man mit höheren Löhnen reagieren. Dass die Kosten hierfür über den Pflegesatz direkt an die Betroffenen weitergegeben werden, findet Fuchs jedoch problematisch.
„Eigentlich sollten die Zuzahlungsbeiträge der Kassen steigen und nicht die Eigenanteile.“ Sonst würden viele Pflegebedürftige in die Sozialhilfe schlittern. „Das darf nicht sein.“ Immerhin gehe es um Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet hätten. Fuchs hofft darauf, dass die Politik die Rahmenbedingungen in der Pflege so verbessert, dass nicht die Heimbewohner allein die Zeche dafür zahlen müssen.
Heimbewohner müssten draufzahlen: Erhöhung Pflegesatz um 112 Euro?
Regina Kmietczyk, Geschäftsführerin des Altenpflegeheims St. Marienstift, ist derselben Meinung. „Jede Erhöhung haben immer die Bewohner zu zahlen.“ Seit 1996 leitet sie das katholische Pflegeheim in Zeitz. Seitdem seien die Leistungen der Pflegekassen nur viermal erhöht worden. „Die Zuzahlungsbeträge müssten von der Politik dynamisiert werden und sich mindestens der jeweiligen Inflationsrate anpassen.“
Kmietczyk hat für ihre Einrichtung eine Erhöhung des Pflegesatzes um 112 Euro beantragt. Zu 80 Prozent sei dies Ausdruck steigender Personalkosten. Die Löhne in dem Pflegeheim wurden mit dem ersten Januar um rund 2,8 Prozent erhöht. Aber auch die Sachkosten steigen Jahr für Jahr. Auch im Fall des St. Marienstift stehen die Verhandlungen über die beantragten Erhöhung mit den Kostenträgern noch aus.
Alte Menschen und Angehörige immer stärker belastet
Die Situation dürfte sich von der in den anderen Pflegeeinrichtungen im Burgenlandkreis nicht unterscheiden. Viele müssen ihre Pflegesätze anziehen, um die steigenden Kosten auszugleichen. Zwar muss deshalb kein Heimbewohner um seinen Pflegeplatz fürchten - die Sozialkassen müssen einspringen, wenn das Geld nicht mehr ausreicht.
Trotzdem werden viele alte Menschen und ihre Angehörigen immer stärker belastet. Ob sich die Politik dieses Problems annehmen wird, bleibt abzuwarten. Der Koalitionsvertrag berücksichtigt es nicht. (mz)