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Lauschaer Glasprinzessin Lauschaer Glasprinzessin: Frau in Weiß muss früh aus den Federn

Von Bärbel Schmuck 06.12.2002, 18:02

Weißenfels/MZ. - Es war schon ungewöhnlich, als am Freitagmorgen eine junge Frau bei grauem Schmuddelwetter ganz in Weiß mit einer gläsernen Krone auf dem Kopf über den Weihnachtsmarkt der Kreisstadt schritt. Am Stand der Thüringer Kunstglasbläserinnung schwingt Glasprinzessin Susann Greiner-Lar dann etwas später das Zepter. "Ich repräsentiere meistne Stadt Lauscha und deren traditionelles Handwerk", erklärt die 21-Jährige selbstbewusst. Und von Müdigkeit ist da keine Spur zu entdecken, obwohl die schlanke Majestät im Ehrenamt bereits um 4.30 Uhr aus den Federn musste, um trotz eisglatter Straßen rechtzeitig in Weißenfels einzutreffen.

Wie man zu diesem Titel kommt? "Man muss Glasbläserin sein, sich mit dem 4 500-Seelen-Ort Lauscha und deren Menschen verbunden fühlen, dessen 405-jährige Geschichte kennen und etwas von Marketing verstehen", versichert die redegewandte Schwarzhaarige. Dies seien die Voraussetzungen, um eine Prüfung zu bestehen, der sich eine Glasprinzessin in spé unterziehen müsse. Im Juli wurde sie während des traditionellen Glasmacher- und Mondstürerfestes in Ernstthal, einem Ortsteil von Lauscha, gekürt. "Ich war eine von vier Bewerberinnen", berichtet Susann Greiner-Lar, deren Regentschaft bis zum nächsten Juli dauern wird.

Seit dieser Zeit hat die angehende Glasbläserin viele Termine. Am Sonnabend und am Sonntag wird der traditionelle Kugelmarkt - mittlerweile der elfte in Lauscha - nicht ohne die Auszubildende im dritten Lehrjahr stattfinden. Denn was wäre ein solches Markttreiben ohne die Glasprinzessin? "Meine zukünftige Arbeit ist jetzt schon mein Hobby", sagt Susann, deren Urgroßvater und Großvater bereits die Kunst des Glasmachens beherrschten und damit - wie auch der Vater - den Broterwerb sicherten.

Nach ihrer Ausbildung an der Berufsfachschule für Glaskunst in Lauscha will sie wie Vater Jürgen als Prothetiker arbeiten und künstliche Augen fertigen. "Es gibt viele Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben, zum Beispiel durch Unfälle", weiß die Prinzessin.