Landwirtschaft Landwirtschaft: Bauern dreschen weniger als erhofft
Gröbitz/MZ. - Wenn Kurt Enke aus Wirtschaftsmeldungen liest, dass Brot teurer wird, weil der Preis fürs Getreide steigt, bekommt er einen roten Kopf. "Dann geht mir das Messer in der Tasche auf", sagt der 52-jährige Geschäftsführer der Agrarbetrieb Gröbitz GmbH forsch. Als solcher muss er wissen, wovon er spricht. "Zurzeit verkaufen wir das Getreide zwischen fünf und zehn Prozent billiger als vor einem Jahr. Im Vergleich zu 1992 sind die Preise um rund 20 Prozent zurückgegangen", erklärt der Fachmann.
Im Gegenzug seien die Brot- und Brötchenpreise um das Doppelte gestiegen. "Der Handel und die verarbeitende Industrie machen die Bauern nackig. Sie versuchen, immer preiswerter bei uns einzukaufen. Gehen wir nicht auf die Geschäfte ein, drohen sie mit dem Weltmarkt." Für einen Doppelzentner (100 Kilogramm) Weizen, nennt der Gesprächspartner Zahlen, bekomme er derzeit weniger als zwölf Euro. Voriges Jahr reichten die Einkäufer dafür noch zwischen 12,75 und 13 Euro rüber.
Und als habe der Bauer ob dieser Preisentwicklung nicht schon genug Sorgen, macht ihm nun auch noch die Ernte zu schaffen. Das Wetter spielt den Landwirten übel mit. Erst fehlte das Wasser, nun kommt zu viel und oft zu heftig.
Von einer Missernte will Enke derzeit zwar noch nicht sprechen, doch er weiß, dass die Druschmaschinen auf den Feldern in der laufenden Saison weniger und vor allem minderwertigeres Getreide vom Halm holen als das durchschnittlich der Fall ist.
"Die Körner sind zu klein, der Raps besaß einen zu niedrigen Ölgehalt", legt der Bauer die Karten auf den Tisch. Im Normalfall holen die Pflanzenbauer 80 Doppelzentner Winterweizen von einem Hektar Anbaufläche. In diesem Jahr pegelt sich der Ertrag bei 65 Doppelzentnern ein. Im vergangenen Jahr lag er etwa zehn Prozent über normal.
"Rund 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter hätten wir im Juni benötigt, damit die Körner an Größe gewinnen", sagt Enke. Gefallen ist knapp die Hälfte. Das wirkte sich negativ auf die Fruchtentwicklung aus. Nun, in der Ernteperiode, sorgen Stürme bei den Bauern für Verdruss. Die machen ganze Getreidefelder platt. "Wenn die Halme einmal richtig umgelegt sind, richten sie sich nicht mehr auf", so Enke. Für die Mähdrescher heißt das, mit verminderter Geschwindigkeit zu fahren. Die Folge: Zeitverzug. Doch das ist nur ein Teil des Übels. Denn das umgeknickte Getreide ist am Ende feuchter und damit eher in der Qualität gefährdet als stehendes. Es klettern die Kosten für Trocknung und Reinigung.
Begonnen haben die Gröbitzer Bauern die Getreideernte Anfang Juli mit der Wintergerste. "Damals sind wir davon ausgegangen, dass wir unser Korn bis Ende Juli, Anfang August eingefahren haben", blickt der Gesprächspartner zurück. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. "Wir haben jetzt schon 20 Druschtage hinter uns", nennt das Gegenüber Tatsachen, "aus stehen noch mindestens acht", fährt er fort. Es gab schon Ernten, da reichten Enke und sein Team, von dem er mit Hochachtung spricht, 24 Druschtage.
Verträge zum Verkauf der Ernte besitzt der Bauer noch nicht. Aber er wisse, mit wem er verhandeln will. Zunächst muss das Getreide aber ins Lager.