Kritik in Wetterzeube Kritik in Wetterzeube: Kein Land in Sicht

Wetterzeube/MZ - Die Markierung an der Wand ist eher unscheinbar, doch auf dem Hof lagern noch die alte Sandsäcke. „Drei Tage lang jagte das Wasser der Weißen Elster durch unser Haus, zum großen Kellertor hinein, durch die Fenster wieder raus“, erinnert sich Gottfried Fiedler. Seit 45 Jahren lebt er mit seiner Familie in der Mühle nur einen Steinwurf weit von der Weißen Elster entfernt. Doch so etwas hat er noch nicht erlebt. Die Flut stand hier 22 Zentimeter höher als beim Hochwasser 1954. Drei große Bäume schwammen wie Streichhölzer durch das Wasser, dazu reichlich Holz von einem Sägewerk. Ein riesiger Balken krachte durch die Glaswand im Keller. Erinnerungen werden wach, doch die Familie krempelte die Ärmel hoch und legte los. Schritt für Schritt, Stein für Stein wurden die Schäden beseitigt.
Die private Versicherung zahlte schnell und unbürokratisch. Doch auf die versprochene Hilfe von Land, Bund oder EU wartet man in Wetterzeube vergebens. Die Sorgen bleiben. Da ist zum Beispiel die alte Mauer, die Mühlengrundstück und Weiße Elster voneinander trennt. „Sie schützt nicht allein die Mühle, Wehr oder Turbinenhaus, ohne diese Schutzmauer wären weite Teile von Wetterzeube und Schleckweda noch viel mehr den Unbilden der Weißen Elster ausgeliefert“, erklärt Bürgermeister Frank Jacob (Die Linke) die Lage. Unzufrieden schauen Bürgermeister, Verbandsgemeindebürgermeisterin, Vertreter von Bauamt und Planungsbüro in die Runde. Es hat sich nichts getan. „Ich bin sauer, wir haben viel Papier beschrieben, doch es tut sich nichts“, sagt Jacob.
„Am 11. November haben wir für dieses Projekt 350.000 Euro beantragt, Geld das an dieser Stelle für Projektierung und Bau einer neuen Mauer ausgegeben werden soll“, fährt er fort. Doch damit nicht genug: Einen ganzen Aktenordner füllen die Anträge der Gemeinde. Da sind zum Beispiel die Schäden auf der Straße von Wetterzeube nach Schleckweda (45.000 Euro beantragt), der Weg zur Neumühle (49.000 Euro), die Brücke im Walpernhainer Grund muss saniert werden (33.000 Euro). Eine gewisse Resignation macht sich in Wetterzeube breit, man wartet auf Zusagen und Geld aus Magdeburg. In Eigeninitiative machten sich Gemeinde und Sportverein daran, den Sportplatz Wetterzeube wiederherzurichten. Bis jetzt ging die Gemeinde mit 39.890 Euro in Vorleistung, bezahlte Material und Handwerker. Diese Arbeiten sind längst erledigt, doch gerade mal die Hälfte des ausgegebenen Geldes ging bisher in Wetterzeube ein. Doch erst Monate später wurden weitere Folgeschäden am Sportlerheim sichtbar. Da gibt es Risse in den Fliesen, die Fassade wird durch herkömmliches Abstrahlen nicht sauber und muss neu gestrichen werden. An anderen Stellen bröckelt der Putz - alles Schäden, die zu spät sichtbar wurden. Der Stichtag für Hochwasserhilfe war längst verstrichen. Schäden, wo die Gemeinde bis heute nicht weiß, wie sie damit umgehen soll.
Aus der Traum vom Sportplatz
Vom großen Traum eines neues zentralen Sportplatzes in Breitenbach hat man sich in der Gemeinde längst verabschiedet. „Die Rede war von einem Ersatzneubau, das heißt, wir hätten in etwa die Summe der Sanierung in den neuen Standort investieren können. Doch dafür bekommen wir doch keinen neuen Kunstrasenplatz in Breitenbach“, sagt Jacob. Mit kritischem Auge schaut Thomas Karkein über die Landesgrenze. „In Thüringen tut sich was, da werden die Ufer nach dem Hochwasser neu befestigt, die Weiße Elster entschlämmt. Bei uns passiert in dieser Richtung gar nichts“, kritisiert Karkein.
Im Gegenteil: die Bäche und Zuflüsse zur Weißen Elster verschlammen weiter. „Es dauert alles viel zu lange, ehe sich überhaupt etwas tut“, kritisiert Karkein. Man wolle natürlich keine neuen Deiche haben, denn die Region um Wetterzeube war schon immer Überflutungsgebiet und werde es wohl auch bleiben. „Im Vergleich zu Thüringen gibt es bei uns mehr Totholz und viele Sandbänke, die zur Erhöhung der Hochwassergefahr beitragen“, sagt Karkein.
Auch den Mühlenbesitzer lässt die Sorge um neues Hochwasser nicht los. „Ich habe an den Ministerpräsidenten geschrieben und auf unsere Lage im südlichsten Zipfel von Sachen-Anhalt aufmerksam gemacht“, sagt Fiedler. Und vom Bürgermeister Jacob ist zu erfahren, dass der Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sich zu einem Besuch in Wetterzeube angesagt hat.
