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Kleine Tischlerei in Traupitz Kleine Tischlerei in Traupitz: "Man lernt mit den Augen"

Von Yvette Meinhardt 10.12.2016, 11:00
In Traupitz führt Dirk Plaul eine ganz traditionelle Tischlerei.
In Traupitz führt Dirk Plaul eine ganz traditionelle Tischlerei. Peter Kramer

Traupitz - Sägen kreischen, Hobel werfen Späne und mit der Hand setzt Dirk Plaul technische Filter zusammen. In der kleinen Tischlerei in Traupitz lebt das traditionelle Handwerk. „Eigentlich wollte ich einmal Maurer werden, doch der Ausbilder war dort so streng und da wechselte ich lieber zur Firma Schumann in Luckenau“, erinnert sich Dirk Plaul heute. So fing er also in einer Bautischlerei an, lernte Fenster, Türen und Dachbinder zu bauen.

„Mein Lehrmeister sagte damals immer, man lernt mit den Augen, das wurde mein Leitspruch“, fährt er fort. Nach drei Jahren Lehrzeit ging Plaul zur LPG nach Staschwitz, denn zu DDR-Zeiten hatte jede LPG eine eigene Bauabteilung. In Minkwitz gab es damals ein Sägegatter, dort wurde aus Baumstämmen Holz zugeschnitten. „Es war von Vorteil, wenn man im Forst jemanden kannte, denn das Lager im Holzhandel war so groß und leer wie ein Flugplatz“, erzählt Plaul weiter.

Zu DDR-Zeiten verdiente er sich nach Feierabend so manches Taschengeld

Zu DDR-Zeiten verdiente er sich nach Feierabend so manches Taschengeld. Und es ergab sich, dass in Traupitz ein traditionsreicher Vierseithof verkauft wurde. Also zogen Sigrid und Dirk Plaul 1980 nach Traupitz. Nach der Wende entschied sich das Ehepaar bewusst für die weitere Selbstständigkeit. Es stellte den Bauernhof auf den Kopf, schrittweise sanierte das Paar die Gebäude vom Keller bis zum Dach. Die Scheune im wunderschönen Fachwerk erhielt einen Anbau und wurde die Werkstatt.

Heute stehen hier verschiedene Sägen, Hobel, Abrichten und Schleifmaschinen. „Nach der Wende haben wir uns vom Begrüßungsgeld die ersten Fliesen gekauft“, erinnert sich Ingrid Plaul. Als Mutter und Ehefrau zog sie die drei gemeinsamen Kinder groß und übernahm die Buchhaltung. Dirk Plaul setzte sich unterdessen noch einmal auf die Schulbank und machte seinen Handwerksmeister. In den 1990er Jahren lief die kleine Firma in der Elsteraue gut, denn überall wurde damals gebaut und saniert.

Bis zu fünf Mitarbeiter beschäftigt

So wurden bis zu fünf Mitarbeiter beschäftigt. Auch die älteste Tochter lernte hier Tischler, machte danach ein Studium im Holzbau. Heute arbeitet sie im Bereich Hochwasserschutz in Sachsen. Die jüngste Tochter entschied sich für den Beruf einer Krankenschwester und arbeitet an der Uniklinik in Halle. Der 35-jährige Sohn ging als gelernter Dachdecker vor zehn Jahren nach Kanada, lebt und arbeitet in Vancouver.

Mit der Jahrtausendwende und der Einführung des Euro im Jahr 2002 gingen vor allem die öffentlichen Aufträge zurück. So konzentriert sich der kleine Familienbetrieb heute auf private Kunden, baut Treppen, saniert Türen und restauriert Möbel. „Natürlich ist die Aufbruchstimmung der 1990er Jahr längst vorbei, doch ich würde heute wieder in die Selbstständigkeit gehen, denn ich liebe mein Handwerk“, sagt der 60-Jährige. (mz)

In einem alten Fachwerkhaus befindet sich die Werkstatt.
In einem alten Fachwerkhaus befindet sich die Werkstatt.
Peter Kramer