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Kinderbuch Kinderbuch: Opa, was war die DDR?

Von CLAUDIA PETASCH 04.04.2011, 17:19

REHMSDORF/MZ. - "Opa, was war die DDR?" - Mit dieser Frage fing alles an, sagt Manfred Kriegel aus Rehmsdorf. Denn genau die stellte ihm sein Enkel Niklas, als sie zusammen beim Frühstück saßen. Auch seine Enkelinnen Rebecca und Alexandra wollten von ihrem Opa wissen, was die Mauer war, warum es dort Stacheldraht gab, und warum Kriegel nicht so einfach seine Geschwister besuchen durfte.

"Ich hab mir so meine Gedanken gemacht. Irgendwann meinte meine Frau, ich soll ein Kinderbuch darüber schreiben", erinnert sich Kriegel. Gesagt, getan. Schreiberfahrung hat der 64-Jährige ja schon, denn ein Buch mit dem Titel "Haftbefehl 02.11.1972" hat er bereits veröffentlicht. Doch das ist ein Sachbuch, eines für Erwachsene. Da stand Kriegel also wieder vor einer Frage, nämlich: "Wie schreibe ich ein Kinderbuch?"

"Den Einstieg zu finden war das Schwierigste", verrät der Rehmsdorfer. Also überlegte er, wie er an die Sache herangehen sollte und entschied: am besten chronologisch. Da standen nun mal die Gründung der DDR und die Umstände, die dazu führten an erster Stelle. Kriegel ist gebürtiger Weißenfelser, hat unter anderem in Nessa und Gleina gewohnt und eine Zeit lang im Westen gelebt. Die Stationen und damit verbundene Erlebnisse seiner Kindheit hat er im Buch aufgeschrieben. Seiner "wunderbaren Kindheit", wie er betont. Er schreibt von einer Begegnung mit "den Russen" bei Obernessa, von den Abenteuern, die er mit seinen Freunden erlebte und seinem ersten Schluck Coca Cola, den er damals im Westen probierte.

Der Name des Buches, das jetzt erst einmal zum Lektorat geht, steht natürlich schon fest: "Der Sandkasten" soll es heißen. Tochter Franziska Gräning steuerte die Illustrationen bei. "Ich wusste gar nicht, dass sie so gut zeichnen kann", sagt der Hobbyautor. Der Sandkasten ist aber nicht nur der Titel, sondern zugleich auch das Objekt anhand dessen Kriegel symbolisch beschreibt, was der Mauerbau war. Fünf Freunde, die dort täglich spielen und in gegenüberliegenden Häusern wohnen, stehen plötzlich vor einer solchen Mauer. Sie können sich nicht mehr sehen und erst recht nicht besuchen.

Von dieser Symbolik war der Verlagsleiter des Projekte-Verlags Cornelius sehr angetan und lobte Kriegel dafür. Bei dem Verlag mit Sitz in Halle hat der Autor bereits sein erstes Buch veröffentlicht. Rund 155 Seiten wird nun das Kinderbuch haben, 2 500 Exemplare sind in der ersten Auflage geplant, die soll spätestens im Juni erscheinen. Bevor Kriegel, der auch leidenschaftlich gern singt, sein Buch zum Verlag schickte, hat er es natürlich zum Test vorgelesen. Und zwar vor seinen kritischsten Fans, seinen Enkeln. "Ich habe ihnen gesagt, sie sollen ruhig sagen, wenn sie etwas nicht verstehen", verrät er. Doch sie hörten ganz begeistert zu, waren regelrecht gefesselt von dem Manuskript und das Urteil fiel einstimmig aus: Toll.

Freunde und Bekannte, die bereits Auszüge gehört haben, waren ebenfalls angetan und haben Interesse bekundet, das Buch kaufen zu wollen. Kriegel hat Feuer gefangen und sitzt schon am nächsten Manuskript. Sein Leben in der BRD will er aufschreiben. "Ich habe erkannt, dass ich es kann. Ich mache noch gern Musik, das Schreiben aber gewinnt mehr und mehr an Bedeutung", so Kriegel.