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Interview Interview mit Ronald Fischer: Wie kommt man darauf, eine Glasarche zu bauen?

31.05.2016, 13:45
Die Glasarche 3 ist am Montag im Schlosspark Moritzburg angekommen und aufgestellt worden.
Die Glasarche 3 ist am Montag im Schlosspark Moritzburg angekommen und aufgestellt worden. Torsten Gerbank

Zeitz - Am 1. Juni kann die Glasarche 3 von Ronald Fischer das erste Mal im Zeitzer Schlosspark Moritzburg bestaunt werden. Es ist die dritte Arche, die der 1966 geborene Glaskünstler aus Frauenau im Bayerischen Wald gefertigt hat und ein länderübergreifendes Projekt entlang des Grünen Bandes Europa. MZ-Redakteurin Angelika Andräs wollte von ihm wissen, wie er auf die Idee der Arche kam und was er sich davon verspricht.

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, so eine Glasarche zu bauen?

Fischer: Ausgangspunkt meiner Idee war ein altes Motorboot, das ich bei einem Spaziergang im Bayerischen Wald gefunden hatte. Da keimte bei mir der Wunsch auf, ein „großes“ Boot aus Glas zu bauen, das genauso auf dem „Trockenen“ strandet. Dabei schwingt auch meine Sehnsucht nach der Ferne mit, bitter und süß zugleich.

Was verbinden Sie damit, also mit der Arche als solche und mit dem Raum, der Natur, in der sie steht?

Fischer: Die Arche ist für mich wie eine große Schale, in welcher das „Leben“ Geborgenheit findet. Das „Schiff“ ist ein starkes Symbol für das Überleben nach der Katastrophe und steht für den Schutz von allem, was uns wichtig ist. Mit dem Schiff verbinde ich auch einen Entdeckerdrang, etwas, das uns immer wieder zu neuen Ufern bringt. Dabei kann man neue Welten nur erkunden, wenn zuvor die Isolation und Einsamkeit auf dem Schiff überwunden wird. Die umgebende Natur hat für mich, und ich denke für alle Besucher der Arche, die verschiedenen persönlichen Assoziationen mit der Arche sehr geprägt. In einem geschlossenen Raum hätte die Glasarche nie so viel bewegen und die Menschen zum Nachdenken anregen können.

Viele Leute haben hier gesagt: Oh Gott, aus Glas, das geht doch kaputt! Aber so gefügt und in dieser Masse ist es eben nicht so einfach zu zerbrechen. Macht das auch einen Reiz Ihrer Arbeit aus, dass dieses eigentlich so zerbrechliche Material so eine Festigkeit, so einen Bestand haben kann?

Fischer: Ja, es ist natürlich faszinierend, wie stark und fest dieses ansonsten sehr zerbrechliche Glas sein kann. Das Material spielt bei der Glasarche eine zentrale Bedeutung. Einerseits ist es stabil und kraftvoll, um als Arche Geborgenheit zu geben. Und andererseits ist es auch zerbrechlich und sehr ästhetisch und verweist dabei auf die Zerbrechlichkeit und Zartheit der Umwelt. Glas spielt mit dem Licht. Es reflektiert und gibt das Sonnenlicht mit seinem Eigenleben wieder an den Betrachter zurück. Glas wird plötzlich das Material, das Wind und Wetter trotzt und im Spiel mit den Jahreszeiten überrascht.

Was verbinden Sie mit der Arche, die nun vom Bayerischen Wald in den Burgenlandkreis kommt? Und was wünschen Sie sich vielleicht?

Fischer: Eine Verbindung für mich ist natürlich das Grüne Band Europas, dass die Glasarche 3 jetzt von hier, dem bayerisch-böhmischen Grenzgebiet mit seiner faszinierenden Waldnatur aufbricht und entlang des Grünen Bandes bis in den Burgenlandkreis reist. Die 1999 auf dem Mittelberg entdeckte Himmelsscheibe von Nebra war für mich außerdem Inspiration für ein großes Glasobjekt, die „Himmelsschale“, die ich speziell für eine Landesgartenschau angefertigt habe. Der Umstand, dass die Glasarche 3 auch auf ihrer Reise Nebra besucht, macht mich sehr stolz und glücklich. Ich wünsche mir für die Arche natürlich viele Menschen, die sie auf ihrer Reise durch den Burgenlandkreis begleiten.

Was ist Ihnen für Ihre Kunst wichtig - und für die Menschen, die damit in Berührung kommen?

Fischer: Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass Kunst aus den isolierten Räumen zu den Menschen findet. Kunst darf nicht warten, bis sie von einzelnen besucht wird. Sie muss zu den Menschen und dabei eine Möglichkeit finden, dass Menschen sich mit ihr auseinandersetzen.

(mz)

Ronald Fischer
Ronald Fischer
Privat