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Interview mit Christian Thieme Interview mit Christian Thieme: "Ich bin keine gute Fee"

14.03.2016, 16:09
Christian Thieme hat seit dem 1. Mai den Chefsessel im Zeitzer Rathaus eingenommen.
Christian Thieme hat seit dem 1. Mai den Chefsessel im Zeitzer Rathaus eingenommen. Hartmut Krimmer

Zeitz - Christian Thieme, in Hamburg CDU-Mitglied und in Zeitz als Einzelbewerber angetreten, ist der neue Oberbürgermeister in Zeitz. Nachdem er eine kurze Nacht über Wahlerfolg und den Beginn eines völlig neuen Lebens geschlafen hat, fragte MZ-Redakteurin Angelika Andräs bei ihm nach, wie es ihm jetzt geht und wie er als OB in Zeitz starten will.

Wie geht es Ihnen? Haben Sie schon realisiert, was gestern hier eigentlich passiert ist, dass Sie jetzt Oberbürgermeister in Zeitz sind?

Thieme: Ich bin, ja, ein bisschen müde. Nein, das ist das falsche Wort, aufgewühlt. Ich bin nachts um zwei zurückgekommen. Eine kurze Nacht. Es geht einem schon viel durch den Kopf. Natürlich muss das alles noch sacken, ich muss das  alles noch verarbeiten. Meine Karriere wird sich jetzt komplett anders entwickeln!

Das geht nur mit der Familie...

Thieme: Ja, die Familie muss mitziehen. Meine Frau trägt es voll mit. Wir werden noch mal in Ruhe über alles reden, aber ich werde wohl zuerst mal eine Wohnung in Zeitz nehmen, vielleicht in der Innenstadt. Dann werde zumindest ich sie erst einmal beleben! Meine Familie wird dann wohl gegen Jahresende umziehen.

Soweit Ihre Frau. Was hat Ihr Chef gesagt?

Thieme: Er ist ja noch im Urlaub. Ich habe hier eine E-Mail, die ich von ihm bekommen habe: Glückwunsch, aber ich bin nicht gerade begeistert...

Als Sie von Henriette Rossner-Sauerbier angesprochen wurden und zum ersten Mal nach Zeitz kamen, haben Sie da gedacht, dass Sie Zeitzer Oberbürgermeister werden?

Thieme: Ich hätte es nicht geglaubt, natürlich habe ich die Möglichkeit gesehen, aber ich habe nicht wirklich geglaubt, dass mir so viele Zeitzer ihre Stimme geben würden. Ich bin erstaunt und erfreut natürlich.

Aber damit wird ja nun wirklich alles anders. Was heißt das für Sie?

Thieme: Ich gebe meine Karriere in Hamburg auf.  Ich bleibe zwar als Anwalt zugelassen, aber ich kann nicht einfach wieder zurück ... Nee, nee, es muss so gut sein, was ich für die Stadt tue, dass mich die Zeitzer gar nicht mehr loslassen wollen. Ich will etwas für die Stadt leisten.

Das erwarten die Bürger auch von Ihnen. Auf Facebook ist zu lesen: Glückwunsch! Wir freuen uns, jetzt lassen Sie uns Taten sehen...

Thieme: Ich bin keine gute Fee, die Wünsche erfüllen kann. Ich habe Angst, dass die Leute zu hohe Erwartungen haben.

Was wollen Sie denn als Erstes tun, um vielleicht Erwartungen zu entsprechen und dem Bürger zu sagen: Ich bin da, ich tue jetzt etwas?

Thieme:  Ich werde viel in der Stadt unterwegs sein, für die Bürger da sein, für Wünsche und Kritik und um die Erwartungen zu klären. Dann will ich die Bürger rechtzeitig und genau über Baumaßnahmen informieren und hoffe, dass die Baustellen bald abgeschlossen werden können. Oder Beispiel Mühlgrabenbrücke: Da ist ja das Land zuständig, und ich will schon regelmäßig nachhaken, wie weit das Vorhaben ist, und die Bürger darüber informieren.

Sie sind ja dann der Leiter der Stadtverwaltung. Wie gehen Sie da heran?

Thieme: Die Verwaltung ist mir ja grundsätzlich unterstellt. Ich denke, dass ich zuerst Gespräche mit vielen Amtsleitern führen werde, um mich auf den aktuellen Stand zu bringen. Ebenso werde ich mit Herrn Kunze reden, damit die Kontinuität gewahrt bleibt und Begonnenes fortgesetzt werden kann.

Der Stadtrat spielt ja auch noch mit. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit?

Thieme:  Ich zähle auch hier auf Gespräche und hoffe auf eine konstruktive Zusammenarbeit. Einige Stadträte kenne ich ja schon. Alles Weitere wird die Zeit bringen, ich will sie erst einmal kennenlernen.

Der 2. Mai ist Ihr erster Arbeitstag...

Thieme: ... vielleicht auch der 1. Mai, wenn ich zur Kundgebung da sein muss. Aber ansonsten komme ich am 2. Mai.

Und da werden Sie was tun?

Thieme: Ich werde mich den Mitarbeitern vorstellen und meinen Arbeitsplatz einrichten.