Intellektuelle Begabung Intellektuelle Begabung: «Superhirn» mit IQ von 136
Pobles/MZ. - Johann Schubert aus dem kleinen Ort Pobles bei Muschwitz ist im Landratsamt bekannt, denn der 13-jährige Schüler ist vermutlich das teuerste Kind, das sich der Kreis leistet. "Mit 2000 Euro werden wir im Monat gefördert. Ohne dieses Geld würde es nicht gehen", so Vater Thomas Schubert, der sich manchmal wünscht, dass seine Kinder "normaler" wären. Denn dass Johann über einen IQ von 136 verfügt, ist außergewöhnlich. Auch sein Bruder Jonathan gilt als hoch begabt und konnte in der Grundschule eine Klasse überspringen.
Doch dass die Gabe eines klugen Kopfes nicht nur positive Seiten hat, davon kann Johann mit seinen 13 Jahren ein Lied singen. "Ich war in den Schulen immer ein Außenseiter ohne richtige Freunde." Seit zwei Jahren kann der hoch Begabte aufatmen, denn seit dem darf er unter seinesgleichen lernen. Er besucht die Schule "Talenta" in Nordrhein-Westfalen - eine Einrichtung, in der ein IQ von mindestens 120 zur Grundausstattung aller Schüler zählt.
Doch dem Happy End, nämlich der optimalen Lernumgebung für den Talentierten, ging eine Odyssee für Eltern und Sohn voraus. "In der fünften Klasse hat sich das richtig zugespitzt. Was macht man mit einem Sohn, der den Unterricht boykottiert und Dreien, Vieren und Fünfen nach Hause bringt", so Thomas Schubert, der sich an die Verzweiflung gut erinnern kann. Über eine Bekannte sei man auf die Idee gekommen, dass Johann anders sein könnte. Der Weg zu einem IQ-Test erwies sich als richtige Fährte.
Für Johann, der eher still wirkt, war das zwar wundersam, aber kein Grund für große Töne. "In der Schule kannte ich die meisten Sachen schon, es war einfach langweilig", begründet er sein Verhalten. Dass zunächst niemand sein Talent erkannte, zeigte sich auch im Umgang der Lehrer. "An der Granschützer Schule hätte man mich am liebsten auf eine Sonderschule für Lernbehinderte geschickt", erzählt Johann. "Die haben mir überhaupt nichts zugetraut."
Solche Probleme haben viele Schüler, die als intellektuell hoch begabt gelten. "Vor allem verlieren sie dadurch auch an Selbstvertrauen, nehmen sich als Problem wahr", erklärt der Vater, der in Zeitz eine Selbsthilfegruppe ausfindig machte. "Dort hat man uns von Talenta erzählt", so Schubert, der alle Hebel in Bewegung setzte, um seinem Sohn bessere Lernvoraussetzungen zu verschaffen. Aufnahmetests wurden absolviert und nach Fördermöglichkeiten recherchiert. Das Ergebnis ist famos. "Ja, mir macht das Lernen Spaß. Wir haben auch Betreuer, die weniger Lehrer, sondern eher Pädagogen sind", so der 13-Jährige, der nur alle zwei Wochen in das backsteinrote Elternhaus in Pobles kommt. Neben dem normalen Unterricht, der in Klassen mit zehn Personen gehalten wird, existiert auch ein extravagantes Pflichtfach. "Es heißt Lerntechnik. Wir lernen dort, wie man lernt." Dass sich Johann wohl fühlt, kommt aber auch durch das soziale Leben im Internat, denn erstmals findet er richtige Freunde.
Darüber, dass jeder glaubt, Menschen mit einem hervorragenden IQ würden später Physiker, kann Johann nur lächeln. "Ich werde Landwirt", sagt er. Denn die Arbeit auf dem Feld und im Stall gebe ihm mehr als Mathe. "Und schließlich muss auch ein Landwirt rechnen und lesen können."