Integra-Kindertagesstätte Integra-Kindertagesstätte: Vernarrt ins Spielzentrum
Weißenfels/MZ. - "Wir haben hier ganz viel Platz. Am besten gefällt mir unsere Riesenrutsche." Die kleine Charlotte ist nicht die einzige, die sich ganz schnell eingelebt hat im so genannten Provisorium gegenüber vom Haus 1 der Weißenfelser Integra-Tagesstätte. Weil das Gebäude der Kindereinrichtung im Lindenweg saniert wird, zogen 60 Mädchen und Jungen in eine ehemalige Lagerhalle. Ein Handel- und Gewerbetreibender hat die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, blickt Leiterin Anette Müller zurück. Eine andere Alternative gab es nicht. Und so richtete man sich vor sechs Wochen hier ein.
Während sich gegenüber Gewerke der Region die Klinke in die Hand geben, ist von einem Provisorium nichts zu spüren. Denn mit viel Liebe und Einfallsreichtum haben die Erzieherinnen dafür gesorgt, dass sich die Steppkes hier von Anfang an wohl fühlen. "Die Kinder nehmen das neue Domizil gut an", schätzt Ina Barth ein. "Es ging alles schneller, als wir dachten", ist auch Erzieherin Simone Mehner im Nachhinein erleichtert. Mit ihren Kollleginnen setzten die Frauen bunte Tupfer, bastelten und dekorierten, stellten bunte Regenschirme auf, damit nichts mehr von einem Sanitär-Großhandel zu spüren war. "Auch die KöSa hat uns unterstützt", würdigt Anette Müller deren Engagement. "Hier erinnert nichts mehr an eine Lagerhalle." Ein kindgerechtes Bad musste allerdings noch eingebaut werden.
Anfangs hätten vor allem viele Eltern skeptisch reagiert. "Das ist keine Lagerhalle, sondern ein richtiges Spielzentrum geworden", zitiert Annette Müller Mütter und Väter, die sich nach einem Rundgang vor dem Umzug so oder ähnlich voller Begeisterung äußerten. Alexander, der erst seit ein paar Tagen die Einrichtung in Trägerschaft der gemeinnützigen GmbH Integra besucht, will hier gar nicht mehr weg. Nicht nur wegen Julius, mit dem er sich gerade angefreundet hat. Auch wegen der Riesenrutsche, die Anette Müller preiswert auf der Spiele- und Bildungsmesse in Köln erworben hat, und wegen der bunten Spielsachen. "Bei uns gibt es sogar eine Höhle", weiß er inzwischen. Felix verkündet, dass er nicht wieder zurück in das Haus will, das jetzt Baustelle ist. "Es ist alles viel größer, und wir können toben", meint der quirlige kleine Mann. Regelrecht vernarrt ist der Dreijährige ins Spielzentrum.
Während die Kinder, die behindert und nichtbehindert sind und aus dem gesamten Landkreis kommen, miteinander spielen und voneinander lernen, spüren sie nichts von den Um- und Ausbauten vis-á-vis. Das Haus drohte aus den Nähten zu platzen, so daß eine Baumaßnahme unumgänglich wurde, berichtet Anette Müller.
Gegenwärtig wird das Dachgeschoss ausgebaut. "Hier entstehen weitere Gruppen- und Therapieräume für die Kinder", so erklärt die 38-jährige Chefin während eines Rundganges. "Insgesamt wird das Gebäude rollstuhlgerecht gestaltet." Die Kosten der Maßnahme, finanziert aus Landes- und Eigenmitteln sowie Geldern der Aktion Mensch, belaufen sich auf rund 500 000 Euro.
Mitte September heißt es Rückzug ins alte neue Haus. Dann wird es geräumiger für die Gruppen der Spatzen, Krümel, Sternchen und Nesthäkchen zugehen. Im Haus 2, dem ehemaligen Kindergarten "Völkerfrieden", fand eine Verjüngungskur bereits statt, erinnert Anette Müller. In beiden Häusern werden 170 Mädchen und Jungen im Alter von null bis 14 betreut. Damit ist "Kunterbunt" die größte der vier Integra-Tagesstätten, zu denen noch der Sprachheilkindergarten und das "Kleeblatt" in der Kreisstadt gehören.