Insolvenz Insolvenz: «Botschaft kam völlig überraschend»
Weißenfels/MZ. - Peter Krause kann es noch immer nicht fassen. "Zu überraschend ist für uns die Botschaft gekommen, dass unser Betrieb nach fast zwölf Jahren seines Bestehens pleite ist", zeigt sich der Maurer zur momentanen Situation der Weißenfelser Wohn- und Industriebau GmbH betroffen. "Als wir hörten, dass Holzmann pleite ist, glaubten meine Kollegen und ich noch lange nicht, dass nun auch bei uns Schluss sein soll."
Jetzt gehört der 43-jährige alleinerziehende Vater einer 15-jährigen Tochter zu den 105 Weißenfelsern, die in den nächsten Tagen die Kündigung erhalten werden. "Nun heißt es für mich, das Beste aus dieser alles andere als rosigen Lage zu machen, die Augen und Ohren aufzusperren und Bewerbungen zu schreiben", sagt er. "Von irgendwas muss der Mensch ja schließlich leben." Auf Montage zu gehen, sei für einen wie ihn vom Bau absolut kein Thema. "Ich bin das gewöhnt. Denn in unserem Betrieb lagen die Aufträge auch nicht vor der Haustür", blickt Krause zurück, der 1993 bei der Wohn- und Indus- triebau GmbH einstieg.
"Wir, die im Durchschnitt alle um die 40 und familiär gebunden sind, haben lange Anfahrtswege in Kauf genommen. Wir reagierten flexibel, pendelten zwischen München, Regensburg und Weißenfels. Hauptsache Arbeit, so hieß die Devise, und die Familien zogen verständnisvoll mit."
Insgesamt sind 440 Mitarbeiter von dem am vergangenen Freitag beim zuständigen Amtsgericht in Halle eingereichten Insolvenzantrag betroffen. Denn von dem wirtschaftlichen Aus ist nicht nur Weißenfels als Tochterunternehmen, sondern ebenso das Mutterhaus der Dorrer Bau AG Neunburg vorm Walde bei Regensburg in Bayern betroffen. Dies bestätigt Geschäftsführer Michael Dorrer. "Gesellschafter, Vorstand, Geschäftsführer und Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen in intensiver Zusammenarbeit mit den Banken versucht, die schwierige Situation in den Griff zu bekommen", erklärt Dorrer in einer Pressemitteilung. Die besondere Situation, generell für Bauunternehmen, insbesondere die Abhängigkeit von Zahlungen der Auftraggeber sowie das Sicherungsbedürfnis von Nachunternehmern und Lieferanten, habe zu dem wirtschaftlichen Aus geführt. Eine kurzfristige Sicherung der Liquidität sei demzufolge nicht mehr möglich gewesen, so heißt es weiter in dem Schreiben. Klaus Herden, Technischer Leiter in Weißenfels, verweist auf MZ-Anfrage auf eine Betriebsversammlung, die am Freitag einberufen wurde, um die Belegschaft zu informieren.