Im Rampenlicht Im Rampenlicht: Wie das Theaterspielen das Leben von Hanna Keilholz veränderte

Zeitz - Auf den ersten Blick wirkt Hanna Keilholz im Alltag eher ruhig. Doch wenn die 20-Jährige auf der Bühne steht, entfacht sie ein Feuerwerk an Spielfreude. Mit ausdrucksstarker Mimik, überraschender Komik und toller Ausstrahlung zieht die Amateurschauspielerin das Publikum in ihren Bann. Die Hauptrolle in der aktuellen Produktion des Zeitzer Musiktheaters Mu-Th scheint ihr auf den Leib geschnitten, so verwandelt sie sich im Stück „Passionella“ aus einer Schornsteinfegerin zum Superstar.
„Theater zu spielen, war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben“, sagt die 20-Jährige heute. Los ging es vor acht Jahren. Damals sah sie eher zufällig die Musicalproduktion des Jugendtheaters Karambolage „Godspell“ und war sofort Feuer und Flamme. „Wenn ich auf der Bühne stehe, lege ich den Schalter um und los geht es“, sagt die junge Frau aus Theißen. Wichtig sind ihr dabei vor allem die Menschen, mit denen sie gemeinsam Theater spielt, ihre Lehrer Rotraud Denecke und Thomas Volk von der KulturVilla Kolorit. „Wer glaubt, für das Theaterspielen lernt man einen Text auswendig, der irrt. Theater ist viel mehr. Es ist das Raum greifende Ausfüllen der Bühne, der Dialog mit dem Publikum“, sagt die Amateurin.
Besonderen Abend im Theater Zeitz im Capitol
So geht sie jetzt ein neues Wagnis ein. Denn am Dienstag laden der Burgenlandkreis und das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ) zu einem besonderen Abend im Theater Zeitz im Capitol ein. Dann stehen Amateure und Profis, Menschen mit und ohne Behinderung, Schüler, Studenten und Berufstätige gemeinsam auf der Bühne und gestalten einen bunten Theaterabend. Er ist Bestandteil des Aktionsmonats zum Thema Inklusion.
„Du darfst nicht mitspielen“ heißt das Stück, welches Hanna Keilholz mit ihrer Schauspiel-Kollegin Kristina Lewina und der Behindertengruppe Handicap gemeinsam auf die Bühne bringt. „Wir haben sofort einen sehr guten Draht zueinander gefunden. Die Behinderten sind sehr nett, ausgesprochen herzlich und das gemeinsame Theaterspielen funktioniert sehr gut“, sagt Hanna Keilholz.
So proben sie Freitagnachmittag im Zeitzer Jugendhaus Schuppen gemeinsam für ihren kommenden Auftritt. „Wir haben gemeinsam Grundübungen des Theaterspielens geübt, Wahrnehmungen und pantomimisches Spiel trainiert“, sagt Hanna Keilholz. Für das Theaterspielen kommt sie mehrfach in der Woche nach Zeitz, denn ihr Lebensmittelpunkt befindet sich mittlerweile in Leipzig. Hier studiert sie jetzt Lehramt für Deutsch und Religion.
Hanna Keilholz: „Ich bin sehr glücklich, in solch einer musikalischen Familie aufgewachsen zu sein“
Am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Zeitz hat Hanna Keilholz ihr Abitur gemacht, damals in der Schule Theater gespielt, parallel dazu in der Jugendgruppe Karambolage. Ihr Vater Matthias Keilholz begleitet die Amateure oft am Klavier, ihr Bruder Simon Keilholz spielt Bass.
„Ich bin sehr glücklich, in solch einer musikalischen Familie aufgewachsen zu sein“, sagt sie. So hat Hanna bereits als Kind Flöte gespielt, lernte später Klavier und nimmt bis heute in der Musikschule Klangkiste Gesangunterricht. Nach dem Abitur war die junge Frau acht Monate in Australien. „Das Theaterspielen hat mir am anderen Ende der Welt echt gefehlt.“ Und als sie zurückkehrte, kam sie gerade rechtzeitig, um noch bei der Premiere der Dreigroschenoper im vergangenen Jahr einzuspringen.
„Mir ist das theaterpädagogische Konzept in der Zeitzer KulturVilla sehr wichtig. Gemeinsam werden Rollen besetzt, Szenen entwickelt“, erzählt die 20-Jährige. Auf diese Weise bekommt sie auch pädagogisches Einfühlungsvermögen vermittelt, was ihr einmal im Beruf helfen könnte. Ob sie mal daran dachte, ihr Hobby zum Beruf zu machen? „Nein, das Theaterspielen ist mein Hobby, und dabei soll es auch bleiben“, sagt sie. (mz)