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Hupfer-Nachkomme folgt der Spur des Flügels nach Japan

Von ANGELIKA ANDRÄS 28.05.2010, 16:39

ZEITZ/MZ. - "Es findet im Oktober dieses Jahres der 16. Wettbewerb für Klavierspieler statt. Wie wäre es, wenn Sie bei dieser Gelegenheit nach Tosu kommen würden?" Das las Thomas Faulmann in einem Brief aus der Stadt Tosu, den Chisa Chouno, zuständig für das Partnerschaftsprojekt zwischen Tosu und Zeitz, geschrieben hatte. Thomas Faulmann ist der Ururenkel von Robert Hupfer, dem Gründer der Pianofortefabrik R. Hupfer & Comp. Zeitz. Seit 2008 wandelt er in der Elsterstadt auf den Spuren seiner Familie. Als er von der Geschichte des Hupfer-Flügels hörte, der vor 80 Jahren von Zeitz nach Tosu kam und heute im Mittelpunkt des jährlichen Hupfer-Friedensmemorial-Klavierwettbewerb Tosu steht und mit seiner bewegenden Geschichte auch die Städtepartnerschaft begründete, wollte er gern einmal nach Tosu fahren. Über Freunde bei der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Frankfurt / Main, wo er Architekt ist, nahm Faulmann Kontakt auf. Im Ergebnis dessen kam die Einladung. Und nicht nur das: "Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie als Überreicher des Mondschein-Preises die Auszeichnung krönen könnten", schreibt Chisa Chouno weiter. Ein Angebot, das Faulmann auf keinen Fall ablehnen möchte. Schließt sich doch für ihn ein Kreis. Seine Großmutter Annemarie Faulmann, geborene Hupfer, und sein Großvater Werner Faulmann mussten Zeitz während der sowjetischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen: Ihre Klavierfabrik war enteignet, ihnen die Lebensgrundlage genommen worden. "Dass gerade ein Hupfer-Flügel, ein Instrument aus der Produktion meiner Großeltern, beim Klavierwettbewerb in Tosu stellvertretend für Völkerverbindung und Frieden steht, bewegt mich tief", so Faulmann.

Das Ehepaar Cress, langjährige Freunde seiner Eltern, und Mitglieder der Deutsch-japanischen Gesellschaft, stellte ihm den Film "Gekkou no Natsu" zur Verfügung. "Der Mondscheinsommer" erzählt die Geschichte der beiden jungen Kamikaze-Flieger, die vor ihrem Einsatz im Zweiten Weltkrieg auf dem Hupfer-Flügel die Mondscheinsonate spielen. Zwischen Frieden und Krieg sieht er auch die Geschichte des Familienbetriebes in Zeitz: Auch Mitarbeiter des 1875 gegründeten Unternehmens ließen in den Kriegen, besonders im Zweiten Weltkrieg, ihr Leben. So gewinnt für Thomas Faulmann der Flügel als Symbol des Friedens eine mehrschichtige Bedeutung. Noch dazu eine, die in diesem Jahr mit Zahlen unterlegt ist: Die Firma Hupfer wurde vor 135 Jahren gegründet, der Flügel wurde vor 80 Jahren nach Tosu gebracht, der Zweite Weltkrieg endete vor 65 Jahren - da fand auch der Einsatz der Kamikaze-Flieger statt.