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Hochwasser Hochwasser: Wehr im Profener Mühlgraben soll Entlastung bringen

Von claudia petasch 14.05.2014, 19:12
Neun Meter hohe Spundwände werden am Elstermühlgraben bei Elstertrebnitz in den Boden gerammt. Dort soll ein Wehr entstehen.
Neun Meter hohe Spundwände werden am Elstermühlgraben bei Elstertrebnitz in den Boden gerammt. Dort soll ein Wehr entstehen. Hartmut Krimmer Lizenz

profen/MZ - Der Bau einer Stauanlage im Profener Mühlgraben nimmt Gestalt an. Eine Million Euro wird die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen in das Vorhaben kurz hinter der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt investieren. Damit soll verhindert werden, dass der sächsische Ort Elstertrebnitz bei Hochwasser wieder überschwemmt wird.

Kritik kommt von Bürgern

Doch mit Bekanntwerden des Bauvorhabens auf sächsischer Seite wurden kritische Stimmen von Einwohnern der Gemeinde Elsteraue laut. Vor allem Bürger, die in den Profener Ortsteilen Lützkewitz und Beersdorf wohnen, befürchten, dass durch das neue Wehr Hochwasser aufgestaut und in ihre Richtung zurückgedrückt wird. Und dadurch ihre Grundstücke und Häuser unter Wasser stehen. Um den Einwohnern diese Sorgen zu nehmen, hatte die Landestalsperrenverwaltung zu einer Einwohnerversammlung nach Profen eingeladen.

In Sachsen-Anhalt ist der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) für Hochwasserschutzanlagen zuständig. Im benachbarten Sachsen übernimmt die Landestalsperrenverwaltung diese Aufgabe. Gewässer 1. Ordnung obliegen der Zuständigkeit dieser Behörden. Doch nicht jedes Gewässer ist in beiden Ländern gleich eingeteilt. In Sachsen ist der Mühlgraben 1. Ordnung, in Sachsen-Anhalt 2. Ordnung und damit ist nicht das LHW zuständig. (clp)

Kritik wurde in dem Rahmen auch an der Informationspolitik der Behörde geäußert. Unter anderem vom Elsteraue-Bürgermeister Manfred Meißner (parteilos). Er sagte, dass man als Verwaltung Ende letzten Jahres von dem Bau nur zufällig erfuhr. Rechtlich war die sächsische Behörde nicht verpflichtet, die Elsteraue anzuhören, da es zu dem Bauvorhaben keine Umweltverträglichkeitsprüfung und folglich kein Planfeststellungsverfahren geben musste. Bei dem wären die Anliegergemeinden um Stellungnahme gebeten worden.

Wehr drosselt Durchfluss

Im Ernstfall soll durch das Wehr der Wasserdurchfluss auf ein verträgliches Maß gedrosselt werden. Das dann überschüssige Wasser soll in die Schilke sowie in das Gelände, also die Aue, geleitet werden. Zusätzlich soll eine bestehende Geländesenke vertieft werden, damit das Wasser noch besser abfließen kann. Zu dem gefürchteten Rückstau soll es laut Markus Freygang und Till Stephan von der Landestalsperrenverwaltung nicht kommen. Das haben, so sagen der Betriebsteilleiter Bau und der Projektverantwortliche für das Wehr, Berechnungen ergeben. Anhand einer Karte zeigten sie den Anwesenden, dass es in der Elsteraue zu keiner Verschlechterung im Hochwasserfall kommen wird.

Doch die Skepsis bei vielen Bürgern bleibt bestehen. Sie fragen sich, wo das Wasser, das angestaut und in die Aue geleitet wird, hin soll, wenn die Aue schon voll Wasser stehe. Die Fachmänner erklären: Auf die Fläche verteilt gesehen, seien es nur sehr wenige Zentimeter, um die der Wasserstand in der Aue ansteigen würde. Und laut Statistik kommt eine Flut wie 2013 nur aller 200 Jahre vor. Bei Ereignissen von weitaus geringerem Ausmaß stünde die Aue nicht so hoch mit Wasser voll.

Doch wenn sich das Wasser in der Fläche ausbreiten soll, müsste in den Augen vieler Profener der Schilkedamm weg. Der verhindere, dass die ganze Aue als Überflutungsfläche genutzt werden könne. Doch ob das so einfach geht, darüber müssten sich die Landestalsperrenverwaltung und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz Sachsen-Anhalt (LHW) abstimmen. Der Damm steht auf beiden Länderseiten. Diesen und andere Hinweise aus der Bevölkerung hat die Gemeinde Elsteraue aufgenommen und wird prüfen, was in welcher Form umgesetzt oder an entsprechende Stellen weitergeleitet werden kann.

Arbeiter der Firma Krause und Co. bauen eine Behelfsbrücke ein.
Arbeiter der Firma Krause und Co. bauen eine Behelfsbrücke ein.
Hartmut Krimmer Lizenz