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Hobbys stehen vor Pillen und Salben

Von Iris Richter 18.05.2005, 17:39

Osterfeld/MZ. - Zum 1. April hatte der Osterfelder seine Apotheke an die Zeitzer Berufskollegin Elke Starke-Kreil übergeben, die die Osterfelder Lindenapotheke als Filiale der Zeitzer Mohrenapotheke weiterführt. "Am 27. März habe ich meinen 65. Geburtstag gefeiert. Es ist schön, dass es mit dem Ruhestand und der Übernahme so übergangslos geklappt hat und ich bin froh, dass alle Mitarbeiter übernommen wurden", sagt Peter Klenke glücklich.

Denn hätte er keinen Nachfolger gefunden, dann hätte er weiter gearbeitet. "Osterfeld ohne Apotheke lassen, hätte ich nicht gekonnt", meint Klenke. Dass dabei gerade jene Zeitzer Apotheke das Osterfelder Haus übernommen hat, in der er selber während des Studiums ein Praktikum absolvierte, lässt den gebürtigen Breslauer gedanklich weit an den Anfang seiner beruflichen Karriere zurückgehen.

Als jüngstes von fünf Kindern kam Klenke 1945 nach der Flucht aus Breslau in die Region. In einer kleinen Dachstube lebte die siebenköpfige Familie erst in Crossen bevor sie dann nach Wetterzeube übersiedelte. Sein Abitur legte der Osterfelder am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Zeitz ab, bevor er dann fünf Jahre lang in Halle Pharmazie studierte. Eigentlich habe er am liebsten Mathe studieren wollen, doch seine Schwester arbeitete bereits in einer Apotheke, so dass er mit dieser Fachrichtung in Berührung kam. "Es war ein Glücksfall für mich, dass noch vor dem ersten Staatsexamen die Stelle in Osterfeld feststand", denkt Klenke zurück.

Seit September 1966 leitete er dann die Apotheke, war der erste staatliche Apotheker Osterfelds, das immerhin seit 1701 eine Apotheke aufweisen kann. Nach der Wende konnte Peter Klenke dann die Apotheke privat übernehmen, führte dabei auch zahlreiche Umbauarbeiten durch. Sogar seine Frau gab 1992 ihren Beruf als Buchhändlerin auf, um im Büro mitzuhelfen und Arzneimittel auszufahren. Dafür machte sie als 51-Jährige ihren Führerschein.

"Nach wie vor ist der Apothekerberuf für mich ein schöner Beruf, allerdings hat in den letzten Jahren der kaufmännische Bereich enorm zugenommen, was mir nicht so gefiel", meint der Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern. Die Anzahl der Artikel, die in der Apotheke vertrieben wurden, hätten sich nach der Wende versechsfacht. Die Eigenproduktion von Rezepturen im apothekeneigenen Labor sei hingegen deutlich zurückgegangen. Wurden beispielsweise zu DDR-Zeiten pro Tag rund zehn Rezepte selber hergestellt, waren es nach der Wende nicht mal zehn pro Woche, erinnert sich Klenke, der sich jetzt vor allem seinen Hobbys widmen kann.

Und das sind Bewegung - vor allem Rad fahren - und Musik. Ersteres hat er immer auch schon seinen Kunden empfohlen. Mit der Musik belebt Peter Klenke eine Leidenschaft wieder, die im Berufsleben zu kurz kam, wenngleich er als Organist bei Kirchenveranstaltungen in Osterfeld einsprang. Jetzt kann er öfter in die Tasten seines E-Pianos hauen. Und als neues Betätigungsfeld hat er die Digitalfotografie für sich entdeckt.