Hier machte der Reformator Station Hier machte der Reformator Station: Kirche in Hassel wird zum Luther-Ort

Hassel - Die kleine unscheinbare Kirche von Hassel besitzt seit Mittwoch überregionale Bedeutung. Denn „Luther war hier“- so steht es an dem Sandsteinpfeiler geschrieben. Das geschichtsträchtige Gotteshaus ist nun einer von landesweit 60 Luther-Orten. „Mit diesem Projekt wollen wir im Rahmen der Lutherdekade nicht nur berühmte Orte wie Wittenberg und Eisleben in das Licht der Öffentlichkeit rücken, sondern eine breite Öffentlichkeit für das Thema Luther sensibilisieren“, sagt Jan Scheunemann. Er ist in dieser Sache federführend beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle und ließ es sich nicht nehmen, am Mittwoch höchstpersönlich die Plakette anzubringen.
Luther war hier
„Martin Luther war im Januar 1542 auf dem Weg von Naumburg nach Zeitz. Dabei machte er in Hassel Station, ob er hier gepredigt oder eine Gebetsstunde gehalten hat, ist historisch nicht gesichert. auf jeden Fall war er hier“, sagt Scheunemann. Doch beherbergt das Kleinod aus der Zeit der Romanik noch heute ein Kruzifix auf der Kanzel, welches als Beleg für den Aufenthalt Martin Luthers in Hassel gilt. Stolz zeigt Gemeindekirchenrätin Renate Stöhr auf das besagte Kreuz des Reformators. „Wir hoffen natürlich, das uns die Aufnahme in das Projekt den einen oder anderen neuen Gast beschert“, erzählt Renate Stöhr. Denn die Kirche ist wirklich sehenswert, allerdings liegt sie abseits bedeutender Touristenströme.
Das Bauwerk entstand in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Original erhalten sind beispielsweise drei romanische Fenster, ein Türbogenfeld mit wunderbarer Steinmetzarbeit. „Die Fugen in der Außenhaut sollen noch original aus der Zeit der Romanik stammen“, sagt Renate Stöhr. Auch ein Blick in das Gotteshaus lohnt sich. Ungewöhnlich ist der Fußboden, der einfach aus Sandsteinplatten besteht. Die Kirche ist sehr schlicht ausgestattet, verfügt jedoch über einen sehenswerten barocken Altar von 1727, Taufstein und vier geschnitzte Figuren.
Wie sich die Kirche auf das 500-jährige Reformationsjubiläum vorbereitet, lesen Sie auf Seite 2.
„Vor vier Jahren wurde die Dachsanierung abgeschlossen und jetzt laufen gerade Untersuchungen zur weiteren Sanierung“, sagt Renate Stöhr. Die Zahl der Gläubigen ist klein. Sie gehören zur Kirchengemeinde Droyßig. „Ich finde es wunderbar, dass solch eine kleine Kirche einmal in den Mittelpunkt gestellt wird und den Einsatz von Frau Stöhr bewundernswert“, sagt Pfarrer Christoph Roßdeutscher. Viermal im Jahr finden in der evangelischen Kirche Hassel Gottesdienste statt. „Mit Blick auf das 500-jährige Reformationsjubiläum wollen wir im nächsten Jahr zum Tag des offenen Denkmals öffnen und am Reformationstag ein Konzert organisieren“, blickt Renate Stöhr voraus. (mz)
Für Besichtigungen kann man sich unter 034425/21212 anmelden. (mz)

