Tätersuche mit Silbernitrat Hat Zeitzer Briefe geöffnet und Geld daraus gestohlen?
Zeitz - Hat ein Zeitzer tatsächlich Briefe, die mit der Deutschen Post befördert werden sollten, geöffnet und Geld entnommen? Diese Frage musste vor dem Amtsgericht Zeitz entschieden werden. Spuren von Silbernitrat auf den Händen haben nicht ausgereicht, um einen 52-jährigen Zeitzer wegen Unterschlagung zu verurteilen. Das Amtsgericht hat den Angeklagten deswegen am Dienstag vom Vorwurf freigesprochen, dass er Geld aus ihm von der Deutschen Post anvertrauten Briefen genommen haben soll.
Angeklagte soll als Spediteur im Auftrag der Post drei Briefe geöffnet und insgesamt 55 Euro gestohlen haben
„Ich kann mich der Verteidigung nur anschließen. Wir haben keinerlei Beweise, sondern nur Vermutungen. Es ist aber unsere Pflicht, die Wahrheit herauszufinden“, erklärte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung. Die Staatsanwaltschaft hatte den Zeitzer angeklagt, dass er im März 2020 als Spediteur im Auftrag der Post drei Briefe geöffnet und insgesamt 55 Euro daraus entnommen haben soll. Der 52-jährige öffnet Briefkästen und holt Sendungen in Filialen ab.
Da sich seit dem Sommer 2019 vermehrt Gerüchte verbreitet hatten, dass es diesbezüglich in der Elsterstadt Vorkommnisse gegeben haben soll, hatte das Unternehmen dem Angeklagten mehrere Fallen gestellt. „Ich habe insgesamt fünf Einschreiben-Briefe mit präpariertem Geld versehen. Auf den Banknoten habe ich Silbernitrat aufgetragen, welches an der Hand haften bleibt“, erklärte die zuständige Sachbearbeiterin der Post als Zeugin.
Angeklagte wollte seine Tat vertuschen - Spuren von Silbernitrat
Tatsächlich wurde der Angeklagte mit entsprechenden Spuren erwischt und der Polizei übergeben. „Aber das Silbernitrat war lediglich auf dem Handrücken und den Handinnenflächen. Geldscheine nimmt man aber mit den Fingerspitzen“, so der Verteidiger des 52-jährigen, der selbstverständlich auf Freispruch plädierte. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft dagegen war überzeugt, „dass er die Briefe geöffnet und das Geld entwendet hat. Dazu hat er die Einschreiben-Label einfach auf andere Briefe übertragen, um seine Tat zu vertuschen. Ich lass mich von Ihnen nicht täuschen“, meinte sie und forderte eine Geldstrafe von 900 Euro.
Doch die weitere Aussage der Post-Angestellten brachte eher Ungereimtheiten zu Tage. Zunächst meinte sie, dass die Anhaftungen des Mittels nur durch den direkten Kontakt zu den Geldscheinen erfolgen könnten. „Ich mache das seit 30 Jahren und bin dabei sehr korrekt“, meinte sie. Bei genaueren Nachfragen durch den Richter und den Verteidiger aber wollte sie nicht ausschließen, dass das Silbernitrat rein theoretisch auch von den Briefen selber oder von den Händen anderer Leute übertragen werden könnte.
Zu wenig Beweise: Angeklagter wird freigesprochen, aber ist seinen Job los
Zudem fanden sowohl sie als auch die Polizei zwar eine Menge Bargeld bei dem Angeklagten. Das präparierte Geld aber fehlte dabei. Und die Zeugin hatte auch nicht nachgeprüft, ob die fingierten Sendungen nicht doch ordnungsgemäß ihre Empfänger, teilweise in Süddeutschland, erreicht haben. „Rein theoretisch könnte das Geld dort auch angekommen sein. Aber das möchte ich eigentlich ausschließen“, versuchte die 63-Jährige zu erklären, dass von ihrer Seite keine Fehler begangen worden.
Schlussendlich gab es noch einen verdächtigen Mitarbeiter des Angeklagten, der gegenüber der Post behauptete, sein Chef habe ungewöhnlicherweise die Briefe übernommen. „Es könnte doch auch durchaus sein, dass dieser oder ein anderer Mitarbeiter die Briefe geöffnet hat und das seinem Chef unterschieben wollte“, meinte der Richter.
So war die Aussage des Angeklagten zu Beginn der Verhandlung, dass er nicht wüsste, wie die Spuren von dem Silbernitrat überhaupt an seine Hände gekommen sein könnten, offensichtlich korrekt. Verloren hat der Spediteur durch die ganze Sache aber einen seiner Auftraggeber. Denn der Deutschen Post AG reichte der Verdacht, um den Vertrag mit dem Zeitzer nach fast 20 Jahren zu kündigen. (mz/Mathias Voss)