Handwerk Handwerk: Schuster fertigt orthopädisches Schuhwerk
profen/MZ. - "Es wird nicht weniger Arbeit, eher mehr. Aber ich mache meinen Beruf echt gerne und es ist befriedigend zu sehen, dass man Menschen helfen kann", sagt Heinz Müller, Orthopädischer Schuhtechniker aus Profen. In seiner Werkstatt entdeckt der Besucher als erstes etliche Leisten, die nebeneinander stehen, Auftragszettel liegen dabei. Der "Beweis" sozusagen, dass genug Arbeit da ist. Gerade ist Müller dabei, Material für zwei orthopädische Schuhe zuzuschneiden. Aus den einzelnden Stücken kann der Laie nicht wirklich erkennen, dass daraus mal ein Paar Schuhe werden sollen. Erst als der Profener die Stücken zusammenlegt und das Oberleder holt, wird die Form erkennbar. "So sieht das mal aus", sagt er, als er die Teile zusammenhält.
Müller ist in vierter Generation Schuhmachermeister, auch die fünfte Generation steht schon in den Startlöchern. "Mein Junge Matthias ist mit der Ausbildung fertig, arbeitet erst einmal in Salzgitter und wird meine Werkstatt mal übernehmen", sagt der 60-Jährige. Deswegen habe er - sozusagen vorausschauend - auch viel ins Unternehmen investiert, in Maschinen und Werkzeug. Nur ein Hammer ist ein Relikt, mit dem arbeitete schon der Großvater von Heinz Müller. Und er selbst nutzt ihn natürlich heute noch. "Der liegt gut in der Hand", begründet der Schuhmachermeister. Genauigkeit ist in seinem Beruf sehr wichtig. Nicht nur das Leder muss korrekt zugeschnitten werden, auch beim Vernähen gilt es aufzupassen. "Habe ich einmal schief genäht, bleiben die Löcher", sagt Müller.
Für ihn gab es übrigens nie einen anderen Berufswunsch als Schuhmachermeister. Denn mit dem Handwerk ist er aufgewachsen, hat jede freie Minute in der Werkstatt verbracht. Manche der Leisten, die dort stehen, sind übrigens so alt wie er selbst. "Jeder meiner Kunden hat seine eigenen, die werden im Laufe der Jahre ergänzt, wenn sich am Fuß was verändert ", erklärt er.
Hauptsächlich fertigt Müller orthopädische Schuhe an, auch Einlagen und Prothesen gehören dazu. Reparaturen nimmt er ebenfalls an. Schuhe auf Maß, die würde Müller zwar auch machen, aber: "Dafür gibt es hier in der Gegend keine Kunden, die das bezahlen würden und könnten", sagt er.
Ein Großteil seiner Kunden hat ein Rezept vom Arzt dabei. "Es kommen Dachdecker oder Motorradfahrer her, die einen Unfall hatten und nun spezielle Schuhe brauchen, Menschen, die Einlagen benötigen und natürlich auch viele Diabetiker, einigen von ihnen mussten auch schon Zehen amputiert werden", nennt er einige Beispiele.
Das Profil der Kunden, so sagt er, hat sich im Laufe der Jahrzehnte geändert. Sein Großvater zum Beispiel hatte vor allem mit Kriegsverletzten zu tun. Und heute sind eben die Krankenkassen maßgeblich der Brötchengeber. Der Kunde zahlt meist soviel zu, wie er für ein paar Lederschuhe zahlen müsste, den Großteil der Kosten tragen die Kassen für die orthopädische Schuhe. Und die sehen keineswegs unmodisch aus. Müller zeigt einen Katalog, in dem farbenfrohe und moderne Modelle zu sehen sind, Halbschuhe, Stiefel, sportliche Schuhe. Der Kunde kann sich darin aussuchen, was ihm zusagt. "Ich sag mal so, machbar ist alles.