Handwerk Handwerk: Neue Gesellen für Dächer des Landes
Weißenfels/MZ. - "Nach altem Handwerksbrauch spreche ich Euch frei." Jens-Norbert Schmidt, Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Dachdeckerinnung Sachsen-Anhalt-Süd, hatte am Donnerstag alle Hände voll zu tun. Denn 27 junge Männer, die mit weißem Hemd und Zunftkluft inklusive Zollstöcken ins Steakhaus gekommen waren, warteten darauf, ihre Gesellenurkunde zu erhalten.
"Das waren wohl letztmalig so viele", meinte Schmidt, der weiß, dass nun die geburtenschwachen Jahrgänge folgen werden. "Doch wenn man es richtig nimmt, sind es für unsere Wirtschaftssituation auch jetzt schon zu viele." Das bekommen auch die frischen Gesellen zu spüren, denn längst nicht alle wissen, wie es weiter gehen wird. "Bewerben", so heißt das Zauberwort, was zwischen den Dachdeckern die Runde macht.
Etwas besser geht es denjenigen, die mit guten Leistungen abgeschnitten haben, denn Norman Fischer aus der Nähe von Eisenberg wurde von seinem Ausbildungsunternehmen übernommen. Als bester Lehrling in der Innung im Süden Sachsen-Anhalts hat er abgeschlossen und sich somit auch das Ticket für den anstehenden Leistungswettbewerb der Junggesellen verdient. "Ich komme ja auch aus einer Dachdeckerfamilie", meint der 19-Jährige, der Ende August bei der praktischen Prüfung mit seinen Arbeitsproben überzeugte.
Im Familienbetrieb kommt auch Dirk Hassenmeier aus Großkorbetha unter. Der 26-Jährige hat bereits den Gesellenbrief als Klempner in der Tasche. "Doch die Zukunft liegt für mich im Dächer decken, denn mein Vater hat eine Firma", erklärt er seine Entscheidung für eine Umschulung im anderen Handwerk.
Nicht alle konnten am Donnerstag ihre Urkunde und die silberne Anstecknadel der Innung entgegennehmen, denn von den 31 zur Prüfung zugelassenen Lehrlingen müssen vier ihren Test wiederholen. "Insgesamt sind die Ergebnisse in diesem Jahr schlechter als im Vorjahr", so Schmidt. Bei einem Durchschnitt von 3,4 war die beste Note ein "Gut". Obermeister Andreas Schmidt gab den Gesellen noch einige gute Worte mit auf den Weg und forderte sie auf, am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.