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Grundschule Tröglitz Grundschule Tröglitz: Berührungsängste mit Behinderten abbauen

Von Yvette Meinhardt 01.06.2013, 14:02
Zum Tag der Sinne in der Grundschule Tröglitz gehört ein Rollstuhlparcours, den Jeremy Dusi gerade ausprobiert.
Zum Tag der Sinne in der Grundschule Tröglitz gehört ein Rollstuhlparcours, den Jeremy Dusi gerade ausprobiert. Corina wujtschik Lizenz

tRöglitz/MZ - Augen zu und los geht es. Nadine Busch trägt eine Augenbinde und tastet sich mit einem Blindenstock ganz vorsichtig voran. „Mensch ist das schwierig“, sagt das Mädchen und stoppt ängstlich an der Treppe. Die Grundschule Tröglitz lud zu einem ungewöhnlichen Projekt ein. Zum Tag der Sinne galt es für die Kinder Blinden- und Rollstuhlparcours zu absolvieren, mit Gewichten ein Labyrinth zu durchschlängeln oder mit der Rauschbrille geradeaus zu laufen. Zahlreiche Partner von Vereinen und Firmen, Kranken- und Sanitätshaus, Buchhandlung und Schulen luden zwei Tage lang zum Mitmachen ein. Eine Aktion mit Unterstützung des Netzwerkes „Gesund in Mitteldeutschland“ und des Burgenlandkreises.

„Rollstuhlfahren ist cool“, sagt Jonas Kloptowski aus Bornitz. Der Drittklässler durfte im Rollstuhl von Behindertensportlern aus dem Krankenhaus Bergmannstrost Halle Platz nehmen und selber fahren. „Es fährt sich total einfach“, sagt Jonas und sein Mitschüler Lukas Pilz stimmt ihm zu. „Man kann sich drehen, bewegen und spielen, wirklich sehr beweglich.“ Vorurteile und Berührungsängste gegenüber Behinderten abzubauen, das ist ein Anliegen des Projektes - so sagt Schulleiterin Heike Schade. Monatelange Vorbereitungen stecken dahinter. So sind beispielsweise auch 16 Mädchen und Jungen der Traugott-Weise-Schule in Tröglitz zu Gast. „Unsere Kinder haben die Behinderten ohne viel zu fragen aufgenommen und die Behinderten haben unsere Kinder zum Abschied herzlich umarmt“, erzählt Heike Schade. Auch an der Tröglitzer Schule gibt es sieben Kinder mit Beeinträchtigung, aber keine Rollstuhlfahrer.

Riechen und tasten, essen und schmecken kann man am Stand vom Globus Warenhaus Theißen. Mitarbeiter des Weißenfelser Krankenhauses unterweisen in Grundkenntnisse der Ersten Hilfe und legen übungshalber schon mal Verbände an. Bei Reinhard Kohlschmidt von der Kösa in Weißenfels gibt es einen Parcours für Übergewichtige. Mit zusätzlichen Gewichten geht es über einen Parcours. So merken die Schüler selbst, was es beutet, zu viel mit sich herumzuschleppen.

Mit riesigen Kopfhörern auf den Ohren probieren sich Lars Neugebauer und Nils Fischer aus. „Ich höre gar nix mehr“, brüllt Lars. Und Corinna Blum, sie ist seit Geburt blind, erklärt den Kindern was Blindenschrift ist. Christiane von Nessen sowie weitere 22 angehende Sozialassistenten aus dem 1. Lehrjahr und 21 Heilerziehungspfleger der Medizinischen Berufsakademie (MBA) Naumburg lassen die Kinder in schwarzen Boxen mit den Händen fühlen und mit den Füßen Erbsen, Nudeln und Tannenzapfen ertasten. „Für uns Auszubildende ist es eine schöne Gelegenheit, unser theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden“, sagt Christiane von Nessen, die später gern Erzieherin werden möchte.