Grundhof Stockhausen Grundhof Stockhausen: Wo sich Hund und Kuh gute Nacht sagen
Stockhausen/MZ. - Herrlich im grünen Tal - eingebettet zwischen Bockwitz, Stockhausen und der B 180 - liegt der Grundhof. Nur ein schmaler Feldweg führt in dieses abseits gelegene Gehöft. Ein nagelneues schmiedeeisernes Tor gibt den Weg frei auf einen wunderschönen Hof. Am Holz-Balkon ranken Geranien und Petunien, die Blüten des Strauches "Je länger je lieber" wachsen hier lieber länger - kurzum - Bayern lässt grüßen. Und auf der "Grundhof-Alm" läuten die Kuh-Glocken.
Im Hof ist bereits der Kaffeetisch gedeckt. Drei Generationen leben unter einem Dach: Albrecht Fleischer und seine Frau Ingeborg, Sohn Lutz Fleischer mit Frau Simona und ihren beiden Töchtern Marlen und Celien. "Mein Großvater Robert Fleischer zog von Bitterfeld hierher und kaufte 1907 den Grundhof", erzählt Albrecht Fleischer.
Der schöne Vier-Seit-Hof ist sicher älter. Um 1816 soll das Wohnhaus gebaut worden sein, allein der Fachwerkbau war dem Verfall preisgegeben und wurde vor Jahren abgerissen. An seiner Stelle steht heute ein Paradies für Kinder: Schaukel und Klettergerüst, ein zur Schaukel umfunktionierter Kutschbock und ein "Kinderhaus" wecken die Abenteuerlust. Gemütlich ist''s im Wohnhaus. Holz ist der dominierende Baustoff: nachträglich eingezogene Holz-Balken, Holz-Türen, Holz-Fenster, Holz-Vertäfelung, Holz-Möbel. . . "Mein Mann ist und bleibt ein richtiger Holzwurm", lacht Simona Fleischer. Der gelernte Möbel-Tischler hinterließ in Haus und Hof seine handwerklichen Spuren. Auch einen Teil der Spielgeräte baute er selbst. Im alten Stall befindet sich seine Hobby-Werkstatt.
Nach der Wende übernahmen die jungen Fleischers den Grundhof. Sie bauten an, aus und um. "Wir sind nicht in den Urlaub gefahren, haben Zeit und Geld in den Hof investiert, bauten den Dachboden aus. Auf dem Anbau entstand mein erträumter Balkon", plaudert die junge Frau. Im Sommer spielt sich bei den Fleischers alles im Freien ab. Der Sonntag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück auf dem Balkon. Simona Fleischer hat den berühmten "grünen Daumen" und lässt Blütenträume reifen, ob Engelstrompete oder Oleander.
Mit 62 Jahren hat sich Albrecht Fleischer eigentlich seinen Ruhestand verdient. Sein Leben lang arbeitete er körperlich schwer in der Landwirtschaft. Von 25 Jahren Pferdezucht erzählt er stolz. Ein Hufeisen über der Haustür, ein Kumt im Flur und ein schönes Airbrush-Bild an der Hauswand erinnern an diese Tage. Die Pferde gibt es zwar nicht mehr, doch richtige Ruhe gönnt sich Albrecht Fleischer nicht. "Mein Hobby sind noch heute die Tiere", erzählt der Senior. Zwei Schweine stehen im Stall und die Kühe auf der Weide. Kommt der Bauer heraus, begrüßen ihn die Tiere kopfnickend, laufen zum Zaun und rufen Muh. Bulle Eberhard ertrotzt sich sogar ein paar Streicheleinheiten. Munter springen um ihn die kleinen Kälbchen herum und beäugen die Gäste.
In der Geschichte des Grundhofes gibt es so manchen Schicksalsschlag. Am 5. Juli 1946 schlug der Blitz ein und der Stall brannte vollständig nieder. Kurt Fleischer und Frau Erna bauten den Hof wieder auf. Am 8. Mai 1962 spülte das Hochwasser die Scheune weg, der ganze Hof stand unter Wasser und wurde in den Jahren danach wieder hergerichtet. "Mit Hochwasser haben wir manchmal immer noch zu kämpfen. Doch dann machen wir das Tor zur Weide auf, und über den Hof ergießt sich ein Sturzbach", sagt Fleischer. Und prompt aufs Wort öffnet an jenem herrlichen Sommertag der Himmel seine Schleusen und entlädt einen Wolkenbruch über dem Grundhof.