Grabmal gibt unterirdisches Geheimnis jetzt preis
ZEITZ/MZ. - Deshalb auch wurde das unterirdische Gewölbe des Baus bei den laufenden Straßenbauarbeiten angerissen. Es ragt unter der Erde an die 30 Zentimeter in den Straßenraum (die MZ berichtete). Jetzt soll es komplett von Müll, Schutt und Schrott befreit werden. Danach, erläutert Sebastian Nicolai, Pressesprecher der Stadt Zeitz, wird ein Statiker nach genauer Untersuchung entscheiden, ob und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Von dem Gewölbe, so Nicolai, sei der Verwaltung bisher nichts bekannt gewesen. "Es gibt keine Aufzeichnungen dazu", ergänzt er. Fügt aber hinzu, dass weder das Gewölbe an sich noch die jetzt begonnene Beräumung den Fortgang der Baumaßnahme beeinträchtigen oder beeinflussen.
Momentan ist nicht einmal die genaue Größe des Raumes bekannt. Deutlich wurde nur, dass es offensichtlich größer ist als das Grabmal. Die Stadt bat sowohl das Unterirdische Zeitz als auch den Verein zur Förderung der ländlichen Region Sachsen-Anhalt Süd (VFR) um Hilfe. Drei Arbeitskräfte beider Einrichtungen begannen gestern Morgen mit der Arbeit. Sie förderten bereits einigen Müll zutage, der in der Gruft abgelagert wurde. Auch die Reste eines Fahrrades sind darunter. Steine und Schutt füllen ebenfalls einen großen Teil des Raumes aus. Ob das absichtlich zum Auffüllen verwendet wurde, weiß ebenfalls niemand.
Das Erbbegräbnis, das der Fürstlich-Sächsische Bergsekretär Johann Christoph Rosenfeld für seine Familie bauen ließ, datiert aus dem Jahr 1705. Als Schmuck finden sich vier Pilaster, die ein dorisches Gebälk tragen. Der klassische Giebel war außerdem einst mit dem Familienwappen geschmückt. Der Schlussstein trägt heute noch die Jahreszahl 1705 und die Zahl 1868. Letztere gibt an, wann Justizrat Lorenz das Grabmal übernahm. Die Inschrift "Familie Lorenz" war auch die zuletzt noch erhaltene.
Zuvor hatte das Erbbegräbnis allerdings schon zweimal seinen Besitzer gewechselt: Erst übernahm es die Familie Amthor, die zu der Zeit auch das Haus von Rosenfelds besaß. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erwarb die Unternehmerfamilie Casiraghi das Grabmal. Sie war aus Weida nach Zeitz gezogen und hatten hier eine Weberei und Färberei gegründet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Obere Johannisfriedhof, der der Goethepark einst war, geschlossen. Viele Grabmale sind inzwischen verschwunden oder stark beschädigt, wie auch das Rosenfeldsche.