Gott und die Welt Gott und die Welt: Ein neuer Weg

Zeitz/MZ - „Es kommt nicht darauf an zu haben, sondern zu sein.“ Das ist die Botschaft von Ullrich Franke. Mit seinen sehr privaten Lebensumständen und individuellen Erlebnissen auf dem Jakobsweg fesselte er beim ersten Themenabend „Gott und die Welt“ in diesem Jahr mehr als 100 Gäste. Der 51-Jährige erzählte von ganz persönlichen Schicksalsschlägen, von Verlassenwerden von seiner Frau und dem Auszug der erwachsenen Kinder, vom Ende seiner kleinen Firma und der daraus resultierenden Privatinsolvenz - Gründe für einen neuen Anfang, Motive, alte Pfade zu verlassen und sich einen neuen Weg zu suchen. Das Pilgern auf dem Jakobsweg brachte für ihn ganz persönlich die Wende. Davon erzählt er in ergreifender Manier, mit wunderschönen Fotos, mal geprägt von gelungenen Landschaftsaufnahmen, dann wieder von Kirchen und Kathedralen oder der Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen aus aller Herren Ländern.
3 000 Kilometer legte Ullrich Franke zu Fuß zurück, lief sich die Füße wund und zerschliss dabei drei Paar Sandalen, lief manchen Menschen auf und davon, um wieder andere kennenzulernen. Gelegentlich verdiente sich Franke Geld, so zum Beispiel als Tellerwäscher in einem Hotel oder als gelernter Tischler beim Hausbau. Er übernachtete in einfachen Herbergen und manches Mal auch im Hotel. Am Wegesrand entdeckte er wundervolle Schätze, ob blühende Naturschönheiten, neue Blicke auf historische Gebäude oder unbekannte Menschen. Die Bilder untermalte er in seinem Vortrag mit passender Musik. So schmetterte er sein Pilgerlied mit kraftvoller Stimme in das Kreuzgewölbe, ließ Musik von Robert Schumann oder Orgeln aus Kirchen von seinem Wegesrand erklingen.
Vier Monate, die sein Dasein veränderten. Mal körperlich vom Regen vollkommen durchnässt oder in brütender spanischer Hitze nahezu ausgedörrt. Franke pilgerte durch die Schweiz, Frankreich bis zur spanischen Atlantikküste. Dabei erfuhr er Erlebnisse und zufällige Begegnungen, die ihn seinen eigenen Weg finden ließen.
Aus einer entspannten Fußmassage wurde Schritt für Schritt eine neue Geschäftsidee. Als Pilger fing er damit an, bot auf einem kleinen Pappschild an seinem Rucksack Massagen an. Je näher er seinem geografischen Ziel kam, desto klarer wurde sein neuer beruflicher Weg. Nach der Pilgerfahrt begann er eine dreijährige Ausbildung zum Physiotherapeuten, wanderte noch einmal drei Monate nach Sri Lanka aus, um dort spezielle ayurvedische Therapien und Massagen kennenzulernen und eröffnete im Frühjahr 2013 seine eigene Praxis in Plauen. „Ich habe meinen Weg gefunden. Im Moment geht es mir sehr gut“, endete Franke in der Gegenwart.
„Geht so langsam wie möglich nach Hause, sonst ist alles so schnell vorbei“, gab er seinen Gästen zum Schluss mit. Leise Gespräche entwickeln sich. Frankes Botschaften wirken nach. „Es war ein emotional sehr bewegender Abend“, sagte Monika Röhler, die den Vortrag organisiert hatte und gab dem Gast aus dem Vogtland eine Kerze und einen Zeitzer Wein mit auf seinen weiteren Weg.