Gosecker Weinbergfest Gosecker Weinbergfest: Rarität mit Novalis-Konterfei
Goseck/MZ. - Es gab eine Rarität beim Gosecker Weinfest. Doch nur diejenigen, die davon wussten, konnten sie auch erahnen. "Es sind vielleicht noch sieben Flaschen, dann war''s das für immer", verriet Wolfgang Oelke. Er hatte sich selbst noch eine Flasche mit dem Etikett des Dichters Novalis beiseite gestellt. 1000 Flaschen trockenen Weines hatte die Stadt Weißenfels voriges Jahr zum 200. Todestag Friedrich von Hardenbergs (Novalis) mit dessen Konterfei verziert. Der Großteil der 11,5-prozentigen Ware ging im Gosecker Schloss über die Theke.
"Kein Wunder, schließlich war der Dichter hier auch unterwegs und hat sogar zwei Briefe in Goseck verfasst." So erklärte Oelke, der Mitglied im Kultur- und Heimatverein ist und am Wochenende gemeinsam mit Sebastian Pank viele Interessierte durch die lichten Räume des Schlosses führte. Zu Ehren des Dichters wurde auch eine kleine Ausstellung präsentiert, die der Weißenfelser Novalis-Literaturkreis vorbereitet hatte. "Kannst Du Dir vorstellen, wie angenehm für mich ein Spaziergang in diesen trefflichen Tagen nach einer romantischen, weiten Gegend seyn muss." Dies hat Novalis 1791, als er auf Einladung von Ludwig Wilhelm von Eckart auf Schloss Goseck verweilte, geschrieben. Die Ansicht teilen viele Menschen heute noch.
Zum Fest pilgerten bereits am Freitagabend die Gäste in Scharen. "Eigentlich lief es sonst immer langsam an, aber mit der Band Replay hatten wir ein richtiges Zugpferd", versicherte Organisatorin Uta Oelke, die sich über die große Bereitschaft der Dorfbewohner freute, die beim Fest mithalfen. So hatten sich die Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätte entschlossen, mit einer Bastelstraße dabei zu sein und stießen damit vor allem bei den Kindern auf großes Interesse. Doch nicht nur mit dem bunten Programm auf dem Platz inmitten der Schlossgemäuer zeigte der Verein, dass die Gosecker Kultur auch beim 30. Fest seiner Art noch lebt, sondern ebenso mit den liebevollen Details, hinter denen manchmal monatelange Arbeit steckt.
So wurde eine Festschrift verfasst, die nicht nur die Geschichte des Weinbaus auf dem Dechantenberg enthält, sondern auch zahlreiche Tipps vermittelt, wozu Wein gut ist. In der Heimatstube konnten neue Details bestaunt werden. "Wir wollen hier mit unserem Schloss ein wenig kokettieren", erklärte Uta Oelke, der die Bekanntheit des aus dem 9. Jahrhundert stammenden Bauwerkes am Herzen liegt.
Seit vier Jahren organisiert sie das Fest. "Das macht mir Spaß", sagte sie, die am Wochenende nicht allein den Hut auf hatte. Denn der Verein hatte einen Stapel witziger Strohhüte erworben, der die Mitglieder auf dem Festplatz sofort sichtbar werden ließ. Genutzt wurden die Festivitäten für die Sammlung von Spenden mit anderen Vereinen und der Gemeinde. Der Erlös soll Flutopfern einer ähnlich großen Kommune zugute kommen.