Gesellschaft zum Gedenken Gesellschaft zum Gedenken : Ortlepp in der Gegenwart

Zeitz - Vor 15 Jahren wurde die Ernst-Ortlepp-Gesellschaft gegründet. Um dieses besondere Ereignis zu würdigen „ist es schon nützlich“, so Rüdiger Ziemann, Vorstand der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft, „zurück- und vorauszuschauen“. Zuerst zurück: Ernst Ortlepp agierte als Schriftsteller, Übersetzer und Redakteur im 19. Jahrhundert. Er wurde 1800 in Droyßig geboren und starb 1864 zwischen Pforte und Almrich. Weitere wichtige Lebensorte waren unter anderem Schkölen, Leipzig, Zeitz, Stuttgart und Naumburg. „Er wollte durch reife und bleibende Kunst Menschen beeinflussen und so die Welt ändern“, so Ziemann.
Ein politischer Dichter
Durch die Zustände in Deutschland zu seiner Zeit hat sich Ortlepp dazu entschieden, ein politischer Dichter zu sein. Jedoch oder gerade wegen der Zeitumstände geriet er in Vergessenheit. Dies begründete Ziemann folgendermaßen: „Ortlepps Werk rief in die Zeit hinein, da musste es katastrophale Wirkung haben, wenn Bücher gleich nach dem Erscheinen durch die Zensur mundtot gemacht wurden.“ Besonders dieser Aspekt trug wesentlich zur Entstehung der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft bei.
Ortlepp in die Öffentlichkeit
Dann in die Gegenwart: Nach Ziemann wurde die Gesellschaft ins Leben gerufen, um ein Zentrum für eine neu zu begründende Ortlepp-Forschung zu schaffen: „Wir wollten den Schaden beheben, welcher der deutschen Literatur durch den faktischen Verlust eines durchaus wichtigen Dichters entstanden ist“, sagte Ziemann dazu. So setzt sich die Gesellschaft dafür ein, das Werk des Autors und die Orte seines Schaffens in den Fokus der Öffentlichkeit zurückzubringen.
Die Briefe in der Magisterarbeit
Ein besonderer Dank gilt hierbei dem Museums Schloss Moritzburg in Zeitz, welches mit zahlreichen Veranstaltungen dazu beigetragen hat, Ortlepps Schriften gegenwärtigen Lesern nahezubringen. „Des Weiteren ist“, so Rüdiger Ziemann, „an Roland Rittigs Wirken für diese Gesellschaft und die Ernst-Ortlepp-Bibliothek in Zeitz zu erinnern, das von Mitarbeitern und der Leitung des Schlossmuseums hilfreich und sachkundig unterstützt wurde, an die Publikationen von Manfred Neuhaus und Hermann Josef Schmidt, die den Lebensweg und unser Wissen um weniger bekannte Publikationen Ortlepps ungemein bereichert haben, und schließlich auch an unsere Tagungen und deren Beiträge.“
Die Ernst-Ortlepp-Gesellschaft unterstützt auch gern am Wirken des Dichters Interessierte. So erarbeitete die ehemalige Studentin des germanistischen Institutes der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Anne Usadel in ihrer Magisterarbeit mit dem Thema „Die Briefe Ernst Ortlepps“ die Voraussetzungen für eine grundlegende Publikation. Alle bisher bekannten Briefe und Handschriften des Dichters wurden chronologisch geordnet und kommentiert – heute ein Standardwerk.
Orgelmusik mit Texten
Einen Ausblick gibt es auch: Im nächsten Jahr soll über Ortlepps Lutherbild diskutiert werden, die Gestalt Luthers war diesem Dichter immer gegenwärtig. Zugleich wird Neuland betreten. Es soll auch daran erinnert werden, dass Ortlepp ein guter Orgelspieler war. Gemeinsam mit dem Eule-Orgel-Verein soll es im Rahmen des Reformationsjubiläums ein Literatur-Konzert geben: Orgelmusik mit Texten von Ernst Ortlepp im Zeitzer Dom. (mz)