Generationswechsel auf dem Acker Generationswechsel auf dem Acker: Spritztour übers Feld

Priesen - Das Feld in dem kleinen Meineweher Ortsteil gleicht einem Schweizer Käse. Ein bisschen zumindest, denn nur bei genauerem Hinsehen entdeckt man die vielen kleinen Löcher in der Erde. Doch anders als bei dem Milchprodukt schließen sich die Erdlöcher nach kurzer Zeit wieder.
Entstanden sind die winzigen Öffnungen im Boden durch einen so genannten Cultan-Injektor. Das ist ein landwirtschaftliches Gerät, das an einem Traktor samt Tankanhänger befestigt wird und dafür sorgt, dass die Feldfrüchte mit Nährstoffen versorgt werden. Fünfzig so genannte Spornräder sind dabei an einem zwölf Meter breiten Gestell installiert. Jedes dieser Räder verfügt über zwölf Spitzen, die in die Erde gerammt werden und dabei wie bei einer Spritze Düngemittel in den Boden injizieren.
Landwirt: In der Erde wird eine Art Düngerdepot gebildet
„In der Erde wird eine Art Düngerdepot gebildet, von dem sich die Pflanze bei Bedarf bedienen kann“, erklärt Landwirt Stephan Frank und gerät fast ins Schwärmen. Diese Düngemethode sei viel effektiver als herkömmliche Methoden. Man spare Düngemittel, weil es gezielt eingesetzt werden kann und man muss nur einmal düngen statt im Frühjahr drei bis viermal über die Felder zu fahren. Das wiederum spare Dieselkraftstoff. Zudem sei das Verfahren auch gut für den Gewässerschutz, sagt Stephan Frank.
Dieses Mal erhält der Winterweizen, der auf 14 Hektar bei Priesen wächst, seine Düngespritze, die ein Gemisch aus Stickstoff, Phosphor und Schwefel enthält. Frank hat gerade mit den ersten Frühjahrsarbeiten auf seinen Feldern begonnen. Der 32-Jährige bewirtschaftet etwa 240 Hektar rund um Meineweh, hat vor nicht einmal zwei Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters in Quesnitz übernommen.
Landwirt aus Meineweh: Ich bin praktisch in die Landwirtschaft hineingewachsen
Kurz nach der Wende hatte der als selbstständiger Bauer begonnen, sich nun zur Ruhe gesetzt. „Ich bin praktisch in die Landwirtschaft hineingewachsen, hab schon beim Vater mitgeholfen. Dass ich den Betrieb einmal weiterführe, hat sich dadurch eben einfach so ergeben“, meint der Jungbauer.
Dabei hat Stephan Frank seinen Beruf von der Pike auf gelernt, im Anschluss an die Lehre gleich noch ein Fachschulstudium hinterhergeschoben, das ihn zum Betriebswirt für Agrarwirtschaft machte. Denn die genaue Kenntnis von betriebswirtschaftlichen Abläufen sei heute wichtiger denn je. Allein die heutigen Getreidepreise und deren Schwankungen zwingen dazu. „Das ist manchmal wie ein Lotteriespiel, man muss versuchen, zu einem guten Zeitpunkt Verträge zu machen“, sagt Frank.
Landwirt aus Meineweg: Lagerkapazitäten für 500 Tonnen Getreide
Dabei hat er sogar Lagerkapazitäten für 500 Tonnen Getreide, was etwa einem Viertel seiner Weizenernte entspricht. Um aber insgesamt auf sicheren Füßen zu stehen, hat er als zweites Standbein eine weitere Firma gegründet, die landwirtschaftliche Dienstleistungen vom Mähen und Mulchen bis hin zum Strohballenpressen anbietet, hier sogar einen Mitarbeiter eingestellt.
„Mir macht die Arbeit Spaß, sie ist abwechslungsreich, es ist immer etwas anderes. Für mich ist das nicht einfach nur Geld verdienen, auch wenn ich merke, dass manches gar nicht so einfach ist. Früher hat der Vater gesagt, was zu machen ist, heute muss ich selber entscheiden“, sagt Stephan Frank. Dabei kann er seinen Vater freilich auch weiterhin um Rat fragen. Doch vieles will der Jungbauer auch anders machen als die ältere Generation. „Ich experimentiere gerne mit neuen Sachen“, sagt er.
Landwirt aus Meineweh: Die Natur regelt doch vieles selbst
Die Cultan-Düngung ist so eine Sache oder die sogenannte konservierende Bodenbearbeitung. Dabei wird der Boden nicht umgepflügt und die Saat schließlich direkt eingebracht. Die Pflanzenrückstände bleiben nach der Ernte auf den Feldern, weil sie dafür sorgen, den Boden vor Erosion und Austrocknung zu schützen. Extra dafür hat er sich ein Schneidwerk angeschafft, das nur die Ähren abschneidet. „Mir ist nachhaltiges und umweltbewusstes Wirtschaften wichtig.
Die Natur regelt doch vieles selbst. Man muss nicht immer gleich die chemische Keule anwenden. Erbsen oder Ackerbohnen beispielsweise, die wir auch anbauen, produzieren ihren Dünger praktisch selbst“, meint Stephan Frank, der mit seinem Betrieb auch Mitglied in der Gesellschaft für konservierende Bodenverarbeitung (GKB) geworden ist - ein bundesweit agierender Interessenverein.
Landwirt aus Meineweh: Vor allem Wasser ist ein ertragsbegrenzender Faktor
Ob er mit den neuen Methoden auch seine Erträge steigern kann, kann Stephan Frank freilich noch nicht einschätzen. Mit der Ernte im vergangenen Jahr sei er jedenfalls zufrieden gewesen, auch was die Qualität angeht. Und auch sein Vater, der anfangs skeptisch war, kann sich nun mit den Neuerungen anfreunden. Doch es würden viele Faktoren eine Rolle spielen, die Wachstum und Ertrag beeinflussen.
„Vor allem Wasser ist ein ertragsbegrenzender Faktor und man sollte so wirtschaften, dass man Wasser spart“, sagt Stephan Frank. Er halte nichts davon, wenn Landwirte jammern, man müsse das Beste aus den Bedingungen machen. Auch jetzt könnten die Felder der Region Niederschlag gebrauchen. Stephan Frank sieht sich jedenfalls auf einem guten Weg, Umwelt, Natur und Landwirtschaft in Einklang zu bringen. (mz)