1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Fußball-Karriere: Fußball-Karriere: Böhme weckt Mutters Stolz

Fußball-Karriere Fußball-Karriere: Böhme weckt Mutters Stolz

Von Joachim Beyer und Hartmut Landes 23.05.2002, 15:25
Jörg Böhme versucht seine Probleme in den Begriff zu bekommen. (dpa)
Jörg Böhme versucht seine Probleme in den Begriff zu bekommen. (dpa) dpa

Zeitz/MZ. - So ganz hatte sie die Hoffnung nie aufgegeben. Nicht als Teamchef Rudi Völler am Montag nach dem letzten Bundesliga-Spieltag jene 23 Spieler benannte, die bei der Fußball-Weltmeisterschaft für Deutschland spielen sollen und der Name ihres Sohnes nicht dabei war. Auch nicht, als sich ihr Jörg eine Woche später im Pokalfinale gegen Leverkusen mit einem Linksschuss und viel Frust in die Köpfe der DFB-Oberen hämmerte. Und selbst dann nicht, als nach dem Länderspiel gegen Österreich kein Platz mehr für einen Linksfuß im Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schien.

Christa Böhme, die Mutter von Schalkes Jörg Böhme, hat immer an die Chance für ihren Sohn geglaubt. Und sie hat Recht behalten. Im letzten Moment wurde ein Platz im Flugzeug zur WM für ihren Sohn frei. Und Christa Böhme bekennt: "Ich bin die stolzeste Mutter auf der Welt."

Wenn Böhme in den nächsten Wochen mit Deutschland bei einer WM-Endrunde spielt, dann gibt es in Sachsen-Anhalt und insbesondere in Zeitz viele Gründe stolz zu sein. Denn die letzten Fußballer aus dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts spielten im Jahr von Böhmes Geburt bei einer WM-Endrunde. Damals im Trikot der DDR. Erst jetzt - 28 Jahre später - gelang das wieder einem Mann aus der hiesigen Region.

Böhme erlernte in Zeitz bei Chemie das Fußball-Abc und war vernarrt ins runde Leder, erinnert sich sein erster Übungsleiter bei Chemie, Joachim Beyer. "Er ging sogar mit dem Ball ins Bett", sagt Mutter Christa rückblickend. Und er war beweglich, hatte er sich doch vor seinem Einstieg als Fußballer zwei Jahre im Gerätturnen geübt.

In den Schoß gefallen ist Jörg Böhme der Erfolg nicht. Das machte er erst jüngst gegenüber Zeitzer Nachwuchsfußballern deutlich, die ihm in der Arena "AufSchalke" besuchten. "Ihr müsst trainieren und immer versuchen besser zu sein als die anderen", sagte er zu den 14- und 15-Jährigen. Er selbst hat diesen Ehrgeiz auf dem Platz immer an den Tag gelegt. Wenn andere auf dem Weg zum Duschen waren, da drosch Jörg Böhme die Bälle noch immer ins Tor. "110 Prozent Einsatz", nennt das sein Ex-Übungsleiter Beyer. Der ließ Böhme schon in jungen Jahren Freiheiten, die andere nicht hatten. Auf dem Platz jedenfalls. Denn dort lagen Böhmes Stärken, dort machte er das Spiel, erreichte Titel, von denen seit Mitte der 80er Jahre andere Zeitzer Fußball-Talente nur träumen können.

Von Zeitz bis zur Weltmeisterschaft in Japan war es nicht nur für Jörg Böhme ein steiniger Weg mit Aufs und Abs. Doch dieser Weg ist in jedem Fall eng mit dem Fußball verbunden, für den Böhme lebt.

Jetzt, in den Tagen des Erfolges, erlebt Mutter Christa, die mit ihrem Mann Dieter in einer Neubauwohnung in Zeitz wohnt, viele Zeichen der Freude und Bewunderung. Sie erhält Anrufe und Glückwünsche, die sie ihrem Sohn ausrichten soll. "Viele Menschen freuen sich mit mir über Jörgs Nominierung", sagt sie. Das hat sie ihrem Sohn vor dessen Abflug nach Japan übermittelt. Und ihm und dem Team Erfolg gewünscht.