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Friseurin in Osterfeld Friseurin in Osterfeld: Arbeit statt ruhigem Rentnerleben

Von iris richter 22.08.2013, 15:56
Antje Salzmann steht immer noch mitten im Berufsleben, nun sucht sie Friseurschülerinnen, die 1957 in Zeitz an der Berufsschule begannen.
Antje Salzmann steht immer noch mitten im Berufsleben, nun sucht sie Friseurschülerinnen, die 1957 in Zeitz an der Berufsschule begannen. Hartmut Krimmer Lizenz

osterfeld/MZ - Jeden Morgen um 5.15 Uhr klingelt bei Antje Salzmann der Wecker. Dann steht die Osterfelderin auf, erledigt ihre Hausarbeit, kocht das Mittagessen, um dann gegen neun Uhr im eigenen Laden zu stehen. Dabei müsste sie das eigentlich gar nicht mehr, denn Antje Salzmann zählt bereits 71 Lenze. Und während andere in ihrem Alter längst ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, steht die 71-Jährige, die immerhin schon einen Urenkel hat, noch tagtäglich in ihrem eigenen Friseurgeschäft, wäscht Haare, dreht Locken ein und verpasst Frauen wie Männern einen professionellen Haarschnitt. „Mir macht die Arbeit Spaß. Ich liebe den Umgang mit den Leuten und ich hoffe, dass es noch eine Weile so bleibt“, sagt sie.

Vorliebe in der Familie

Dabei schwingt auch Stolz in ihrer Stimme mit, dass sie so lange durchgehalten hat. Immerhin liegt das Friseurhandwerk bei Antje Salzmann in der Familie. Schon ihr Vater betrieb in Osterfeld ein Friseurgeschäft. Dessen Eltern waren ebenfalls Friseure und auch zwei ihrer vier Geschwister erlernten den Beruf. „Aber ich bin die einzige der Familie, die diesen Beruf noch ausübt und die noch dazu selbstständig ist“, berichtet sie. Dabei stand ihr in ihrer Jugend gar nicht der Sinn danach, Friseuse zu werden, obwohl sie die Lockenwickler schon auch mal auf den Köpfen der jüngeren Geschwister ausprobiert hat. „Ich habe einen Schuhtick und wollte eigentlich Schuhverkäuferin werden, aber meine Eltern waren dagegen“, erzählt sie heute schmunzelnd. Und weil sie nicht bei ihrem Vater in die Lehre gehen wollte, ging sie nach Zeitz und erlernte die praktische Seite des Handwerks im Friseurgeschäft Rothe am Wasserberg. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr dabei eine Prüfung, bei der ihr Männer-Model nicht erschienen war. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf der Straße herumzufragen und jemanden zu finden, dem sie den geforderten Fassonschnitt verpassen konnte. Zum Glück gelang es.

Schöne Zeit

32 Mädchen und ein Junge gehörten damals, 1957, zur Friseur-Klasse der gewerblichen Berufsschule der Elsterstadt, erinnert sie sich. Drei Jahre lang büffelte man gemeinsam die Theorie der Haarschneidekunst, verlebte aber auch gemeinsame Wandertage. „Es war eine schöne Zeit“, denkt Antje Salzmann zurück. Seit Anfang des Jahres gibt es mit einigen von damals sogar wieder Kontakt. Gemeinsam mit der Bornitzerin Karin Beitler, die sie auf einer Versammlung der Friseurinnung traf, hat sie versucht, die ehemaligen Mitstreiter ausfindig zu machen. In dieser Woche traf man sich zum zweiten Mal in gemütlicher Runde, für Dezember ist ein weiteres Treffen avisiert.

„Niemand von denen, die wir bisher wiedergefunden haben, arbeitet noch“, macht die Osterfelderin deutlich, die nach der Lehre im Geschäft ihres Vaters arbeitete und sich 1981 mit einem eigenen Salon selbstständig machte.

Kunden kommen seltener

Für die Nachfolge ist dabei längst gesorgt. Denn mit Tochter Verena, die kurz nach der Salon-Eröffnung ihren Beruf als Facharbeiter für Schreibtechnik an den Nagel hing und ins Friseurhandwerk einstieg, bildet sie seit über dreißig Jahren ein eingespieltes Team. „Bei uns geht alles Hand in Hand, jeder weiß, was zu tun ist. Wir vertreten uns auch gegenseitig“, schwärmt Antje Salzmann von der gemeinsamen Arbeit als Mutter-Tochter-Gespann . Wenngleich sich im Handwerk selbst viel verändert hat und das nicht nur, weil beispielsweise kaum ein Friseur mehr Echthaarteile anfertigt und in Frisuren einarbeitet, wie es ihr Vater noch gemacht hat. „Die Materialien und Farben sind andere geworden. Na und die meisten Leute kommen ohnehin nicht mehr so oft wie früher, um sich frisieren zu lassen“, sagt Antje Salzmann, die viele Kunden schon seit Jahren betreut. Aber auch neue Gesichter probieren ihren Salon aus, beispielsweise wenn sie im Hotel vor den Toren der Stadt nächtigen, ihren Kopf verschönern möchten und vom Hotelteam in die Stadt geschickt werden.