Freyburger Maler Walter Weiße wird 80 Freyburger Maler Walter Weiße wird 80: Unstrut und Saale - Heimat und Sujet
Freyburg. - Wenn Maler Orientierungshilfen geben, dann geschieht das auf ihre Weise. In den Schnee hat Walter Weiße ein Gesicht mit der für den Besucher typischen Nase gezeichnet, ein Pfeil und eine Schrift weisen bergauf: "Bin im Atelier". Das liegt am Hang über Freyburg. Und ist eines der kleinsten seiner Art, ganze 24 Quadratmeter groß. Dafür hat es den schönsten Blick, den es hierzulande gibt: "Die Kirche inmitten der Stadt, die Neuenburg, Turnvater Jahns Grab, Klingers Weinberg und am Horizont Naumburg mit Dom und Wenzelskirche." Weiße zieht mit der Hand eine unsichtbare Linie vom Maltisch am Fenster durch die Winterlandschaft da draußen. Wie der Künstler das sieht, ist im Hintergrund ablesbar. Dort an der Wand lehnt sein jüngstes Werk "Wintertag an der Unstrut". Unstrut und Saale - diese Landschaft ist Heimat und Sujet, sie hat den Künstler inspiriert, er hat sie bekannt gemacht. In Freyburg wurde Walter Weiße am 22. Januar vor 80 Jahren geboren, dort ging er zur Schule, war selbst Lehrer für Kunstgeschichte und hatte im Romanischen Haus Bad Kösen 1960 seine erste eigene Ausstellung als Maler.
Er hat in Erfurt und Leipzig studiert sowie in Berlin promoviert. Seine bahnbrechende künstlerische Anerkennung erreichte er 1978 nach einer Ausstellung in der Sub-Kulturszene der DDR am Prenzlauer Berg in Berlin in der Galerie von Jürgen Schweinebraden Freiherr v. Wichmann-Eichhorn. Freyburg aber hat er eigentlich nie verlassen. Große Gemälde findet man nicht bei Weiße. Im kleinen Atelier entsteht Kunst im kleinen Format.
Seit der Künstler - bedingt durch den Materialmangel in der DDR - von der Ölmalerei auf alternative Techniken auf Papier und Karton setzt, erreicht er eine besondere grafisch-malerische Meisterschaft, von der sein Freund, der Maler und Opernregisseur Achim Freyer, sagt, sie sei "exzessiv, monomanisch, erzählerisch, mitteilsam".
Freyer nennt ihn den "Alten, der die Jugendlichkeit der Sprache in seinen Werken nicht verloren hat". Eine Sprache, die "diesseitig und abgrundtief in ihrer rauschhaften Farbigkeit und einer harten, klangvollen Schwärze ist". Weiße sieht seine Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Erscheinung und Abstraktion. Zu unserem Atelierbesuch hat Weiße fünf Bände auf den Maltisch geräumt: Handgeschriebene Erinnerungen, Bemerkungen und Reflexionen, dazwischen Collagen, Zeichnungen, Malereien: 433 Seiten mit 651 Zeichnungen.
Wer wissen will, wie der Künstler zu Max Klinger steht, sich Nietzsche näherte oder mithalf, den Poeten Ernst Ortlepp (1800-1864) aus der Vergessenheit zu holen, hier steht's geschrieben. Mit 80 Jahren ist der Künstler vital wie eh und je. Mehr als 60 Ausstellungen, große und kleine, hat er in seinem Leben gestaltet. Jetzt ordnet er die Arbeiten für die Ausstellung zum Geburtstag: ein kleiner Querschnitt von 1986 bis 2002. Dr. Hans-Georg Sehrt und der Hallesche Kunstverein laden zur Vernissage am 24. Januar, 17 Uhr, in die Foyer-Galerie der Oper Halle ein.