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Flammen lodern wie in der Steinzeit

Von Holger Zimmer 22.12.2004, 19:43

Goseck/MZ. - Katja Martin vom Institut für Prähistorische Archäologie der Universität Halle-Wittenberg hat seit Montagvormittag mit ihren rund 15 Helfern ganze Arbeit geleistet. Auch wenn die Überreste der Anlage nach deren vollständiger Freilegung wieder zugeschoben wurden, erhalten die rund 500 Besucher doch eine Vorstellung von ihrer Dimension. Frau Martin erzählt, dass sie alles genau eingemessen habe. "Und tatsächlich konnte man durch das Südwesttor den Sonnenuntergang beobachten." Beim Aufgehen im Südosten behindern heute allerdings die Gosecker Häuser den freien Blick. Dennoch haben bereits am Morgen "Kreisgrabenpilger" den Tag der Wintersonnenwende begrüßt.

Mario Bettge und seine Lebensgefährtin Ramona Büchner, die in Markröhlitz ein Haus bauen, sowie ihre zukünftigen Nachbarn Lydia und Thomas Knauth und deren zweijähriges Töchterchen Stella, deren Lampion noch der Vater tragen muss, blicken fasziniert in die Flammen. Der 28-jährige Bettge erzählt, dass man sich das Ganze schon mal während der Ausgrabungen angeschaut habe. Es sei erstaunlich, was die Menschen damals bereits geschaffen hätten. Da könnte eine Rekonstruktion durchaus ein Anziehungspunkt werden.

Während in einem Zelt der Bundeswehr Schautafeln aufgestellt sind, ein Film von der Lehrgrabung der Studenten läuft und anschließend eine Computeranimation von Christian Fischer einen Blick über die Nachbildung des Fundes aus der Steinzeit ermöglicht, zeigt die Gruppe "fos foros" aus Halle ihre Feuershow. Mit dabei sind neben Tiller und Günther auch Jürgen Wiehl, Paul Schlotzhauer und Sebastian Mey. Bis auf letzteren waren die jungen Leute, die mit Fackeln jonglieren und Feuer an Stäben und Ketten durch die Luft wirbeln, schon mal in Goseck. Vor Jahren traten sie mit dem kleinen Zirkus "Kala Shejtan" (Schwarzer Drache) im Schlosshof auf und probten seitdem noch einige Male hier. Universitätsmitarbeiter Andreas Northe, einer der Grabungsleiter vor Ort, will sich nicht hundertprozentig festlegen, wie die Sonnenwende 5 000 Jahre vor Christus gefeiert wurde. Für solche Deutungen gebe es zu wenige Belege. "Wahrscheinlich ist aber, dass die Schädel von Rindern und deren Hörner, die entdeckt wurden, einst die Palisaden zierten." Und in freigelegten Gruben hätten Feuer gelodert.

"Angesichts einer solchen zentralen Anlage, die nur von Gemeinschaften aus mehreren Dörfern errichtet werden konnte, ist es realistisch, dass schon damals hunderte Menschen hier zusammenkamen." Überwältigt vom Erfolg ist Uta Oelke, die Vorsitzende des Vereins Gosecker Sonnenobservatorium. Mit einem solchen Zuspruch drei Tage vor Weihnachten habe niemand gerechnet, so dass zwischenzeitlich noch Glühwein und Bratwürste herangeschafft werden mussten. Das Wetter hätte gestimmt, so dass man das Feld begehen konnte. "Ob wir ähnliches Glück auch in einem Jahr haben, ist fraglich. Deshalb müssen wir erst noch entscheiden, ob es eine Wiederholung geben wird. Und auch etwas Neues müsste dann ja angeboten werden."