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Farbattacke auf Pferdeplastik Farbattacke auf Pferdeplastik in Zeitz: Spielende Pferde am Roßmarkt werden wieder gereinigt

Von Angelika Andräs 07.02.2019, 07:00
Die Farbe auf den Rössern kommt weg. Die Stadt erteilt noch in dieser Woche den entsprechenden Auftrag.
Die Farbe auf den Rössern kommt weg. Die Stadt erteilt noch in dieser Woche den entsprechenden Auftrag. Angelika Andräs

Zeitz - Die golden und silber eingefärbten Pferde in der Zeitzer Innenstadt sorgen weiter für Aufsehen. Doch nun steht es fest: Noch in dieser Woche wird die Stadt Zeitz den Auftrag zum Entfernen der Farbe an der Pferdeplastik auf dem Zeitzer Roßmarkt auslösen. „Es ist alles mit der Leipziger Firma abgestimmt“, bestätigt Pressesprecherin Kathrin Nerling. Was es genau kosten wird, lässt sich noch nicht sagen.

Die beiden Pferde des Zeitzer Künstlers Joachim Hering auf dem Wasserspiel waren in der vergangenen Woche mit goldener und silberner Farbe überzogen worden (die MZ berichtete). Die Stadt hat Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Am Montag waren Beamte vor Ort, es wurden unter anderem Farbproben genommen.

Farbattacke auf Pferdeplastik in Zeitz: Niemand bekennt sich dazu

Derweil gehen die Diskussionen in den sozialen Netzwerken, aber auch in der Zeitzer Innenstadt, weiter. Immer wieder heißt es, der „neue Künstler“ habe dem Kunstwerk und der Stadt einen Gefallen getan. Immer wieder wird ganz offen spekuliert, dass jemand aus der neuen Kunstszene, die begonnen hat, sich hier in Zeitz anzusiedeln, die Pferde „veredelt“ habe. Dazu bekannt hat sich bisher niemand. Wie aber denken junge Leute, die in Zeitz mit Kunst und Kultur befasst sind, über den Vorfall?

Einen von ihnen, Philipp Baumgarten (33) von der Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa, hat die MZ gefragt. Baumgarten antwortet auf die Fragen erst mal mit einer Gegenfrage: „Vergangene Woche wurde das Kunstwerk quasi über Nacht zum Mittelpunkt der Stadtgespräche veredelt. Oder hat man es geschändet?“

Farbattacke auf Pferdeplastik in Zeitz: Wo fängt Vandalismus an?

„Es ist schon beeindruckend, wie viel Aufmerksamkeit eine fixe Lackierung auslösen kann“, so Baumgarten, „mich erschreckt dabei vor allem die breite Zustimmung, die diese Aktion findet. Besonders in den sozialen Medien wird fast gänzlich wohlwollend darüber gesprochen.“ Zwar seien das Kunstwerk und der umliegende Roßmarkt für kurze Zeit wiederentdeckt und in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. „Doch das hätte man in Zeitz vermutlich auch mit einer Bauampel geschafft“, so Baumgarten, „vielleicht ist es aber vielmehr die Freude darüber, dass der stadtbekannte Vandalismus auch Glanz zurücklassen kann.“

Baumgarten, selbst Medienkünstler, Fotograf und Verleger und in Zeitz zu Hause, treibt eine Frage um: „Wo hört Kunst auf und wo beginnt Vandalismus?“ Was wurde hier eigentlich beabsichtigt? Beklagenswert sei nämlich in diesem Fall die fehlende Nachricht der nächtlichen Verursacher, die ein Bekenntnis und damit die Motivation offenlegt oder zumindest die Aktion als Kunst ausweist. „Denn damit bleibt es Vandalismus und nicht Paragone, also Wettstreit der Künste. Über Narrenfreiheit in der Kunst lässt sich bekanntlich in höchstem Maße streiten, solange es sich eindeutig um Kunst handelt. Dreht es sich aber um einen schädlichen Eingriff und Verschmähung eines Kunstwerks, kann es nur als Sachbeschädigung verstanden werden.“

Farbattacke auf Pferdeplastik in Zeitz: Kostenintensive Reinigung aus Angst

So bleibt nur eine kostenintensive Reinigung aus Angst, „dass womöglich bald die Ziege in der Wendischen Straße samt ihrer Artgenossen so kunterbunt blitzen wie der ,Leofant’ im Goethepark oder die spielenden Pferde in der Innenstadt“. Etwas anderes wäre es, hätte es Joachim Hering selbst gemacht. „Aber in diesem Fall ist es eine Beleidigung“, erklärt Philipp Baumgarten ganz klar, „so wird das Crossen, also Übersprühen von etwas Bestehendem auch in der Graffiti-Szene aufgefasst.“

Street Art jedenfalls sei mehr als Schmiererei, sie bewege und mache Lust auf Urbanität und Kommunikation. „Aber nicht zulasten der Kunst, sondern als Kunst“, so Philipp Baumgarten, „und damit bleibt die lackierte Pferdeplastik leider nur ein Dorfstreich. “ (mz)

Die Polizei war am Montag vor Ort.
Die Polizei war am Montag vor Ort.
Angelika Andräs