Farbattacke am Roßmarkt Farbattacke am Roßmarkt Zeitz: Besprühen der Pferde hat ernste Folgen

Zeitz - Erstaunt und ungläubig schauen die Zeitzer am Mittwochmorgen in der Innenstadt: Die beiden spielenden Rösser der Skulptur am Roßmarkt strahlen golden und silber. „Gestern war das noch nicht“, sagt Constanze Paul, „ich habe doch noch Fotos mit den Kindern gemacht!“ Offensichtlich wurde die Bronzeplastik des Zeitzer Künstlers Joachim Hering in der Nacht zum Mittwoch komplett eingefärbt, besprüht wahrscheinlich. Auch der Sockel mit dem Wasserspiel bekam Farbe ab.
Reaktionen zu angesprühten Pferden: „Keine Achtung vor fremden Eigentum, das ist wirklich traurig.“
Neben empörten Äußerungen, dass wieder Vandalen am Werk gewesen seien, meinen Passanten aber auch immer wieder, dass es so schlecht nicht aussehe. „Auf jeden Fall muss es gut vorbereitet gewesen sein“, sagt ein Zeitzer, „das macht man nicht, weil es einem spontan einfällt und man zufällig zwei Spraydosen mit Farbe in der Tasche hat.“ Jörg Stöver, der sein Fachgeschäft Spowa zum Ross direkt am Brunnen hat, schüttelt den Kopf: „Keine Achtung vor fremden Eigentum, das ist wirklich traurig.“
Pferdeplastik angesprüht: So reagiert die Stadt
Die Stadtverwaltung ist schnell informiert worden und um 10 Uhr sind Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort. Sie dokumentieren den Zustand und prüfen zum ersten Mal die Farbe. Da ist klar, dass man die nicht würde einfach mit Wasser entfernen können. „Sachgebiet Sicherheit und Ordnung und Sachgebiet Öffentliches Grün/Baumschutz prüfen gerade, was genau aufgebracht wurde und ob es ohne Schaden für das Kunstwerk entfernt werden kann“, sagt Pressesprecherin Kathrin Nerling.
Am Nachmittag stehen immer wieder Leute um die Pferde herum. Viele finden die neue Farbgebung toll. „Mir gefällt es“, sagt Uwe Kraneis, Bürgermeister im Droyßiger-Zeitzer Forst, „das bringt Farbe ins Spiel. So viele Leute standen hier noch nie, man beachtet das Kunstwerk wieder.“ Auch um Thomas Suk hat sich schnell eine Menschentraube gebildet. Der Sachgebietsleiter Öffentliches Grün ist entsetzt. Umso mehr, als sich bestätigt, dass die Farbe nicht einfach abgeht. „Da müssen Fachleute ran, mit denen werde ich jetzt erst einmal Kontakt aufnehmen.“ Das kostet Geld, umso mehr, als danach auch die Patina zerstört ist und neu aufgebracht werden muss.
Der Künstler ist über die besprühte Plastik entsetzt
Später am Nachmittag steht einer allein vor der Plastik. Seiner Plastik. Maler, Grafiker und Bildhauer Joachim Hering schaut die Pferde an. „Wer macht denn so etwas? Ist das ein Dummejungenstreich?“ Er erzählt mit welchem Aufwand seine Rösser entstanden sind, wie er jeden Muskel, jede Bewegung, die gesamte Anatomie studiert, skizziert und schließlich in der Plastik umgesetzt hat. „Traurig, einfach nur traurig“, sagt er.
Und überlegt zugleich, wie es sich wieder in Ordnung bringen lässt. „Es gibt spezielle Methoden, die Farbe muss aufgeweicht werden und aus den feinen Vertiefungen herausgebürstet“, erklärt er, „dann mus nachpatiniert werden. Das kostet natürlich.“ Also doch nicht nur ein Dummejungenstreich. Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) sagt: „Kunst im öffentlichen Raum ist wichtiger Bestandteil einer Stadt. Das Besprühen der Plastik darf nicht als Dummejungenstreich verharmlost werden. Die Beschädigung durch Vandalismus ist beklagenswert. Wir haben Strafanzeige wegen Sachbeschädigung erstattet.“ (mz)
