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Familienunternehmen Enzmann Familienunternehmen Enzmann: Altes Handwerk und neue Ideen aus Zeitz

Von Angelika Andräs 18.03.2017, 11:00
Sie gründeten die Firma: Robert und Hugo Enzmann, ebenfalls Vater und Sohn.
Sie gründeten die Firma: Robert und Hugo Enzmann, ebenfalls Vater und Sohn. Enzmann

Zeitz - Hugo und Robert Enzmann haben das Familienunternehmen in der Zeitzer Kalkstraße am 1. Januar 1946 gegründet. Das hätten Enzmanns vor kurzem auch noch bestätigt. Doch eine Ausstellung zur Zeitzer Kalkstraße im Stadtarchiv veränderte alles. „Da haben wir gelesen, dass die Firma Enzmann 1922 gegründet worden ist“, erzählt Ines Enzmann. Also wurden Akten gewälzt, es ging ins Stadtarchiv.

„Herr Lautenschläger hat uns sehr geholfen, und wir haben einen Eintrag als Gewerbe gefunden, der vom 4. Juli 1924 datiert. Unterschrieben hatte Anna Enzmann. Dass die Ehefrau unterschreibt, das ging aber nur, wenn es bereits eine Eintrag gab.“ So suchten sie weiter und hatten es schließlich schwarz auf weiß: Das Familienunternehmen Enzmann wurde am 3. April 1922 als Gewerbe eingetragen. Damals noch in der Gärtnerstraße, die heutige Pestalozzistraße.

Familienunternehmen Enzmann in Zeitz: Heute noch Gravuren und Stempelanfertigung

Enzmanns, das ist heute noch Gravuren und Stempelanfertigung. Und es ist auch heute noch ein Vater-Sohn-Unternehmen. Auch wenn sich Lutz Enzmann mit seiner Frau Gisela inzwischen aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und die Firma an seinen Sohn Matthias und dessen Frau Ines übergeben hat. In den ersten Jahren waren die Gravurarbeiten reine Handwerksarbeit.

Als 1948 die erste Graviermaschine angeschafft wurde, wusste Großvater Robert im Voraus, dass dies der Untergang der Graveure sei. „In der DDR hatten wir nur manuelle Maschinen, da wird der Text aus unterschiedlichen Schrifttypen gesetzt, der Graveur greift ihn mit der Hand ab und die Maschine überträgt ihn in der richtigen Größe als Gravur“, erzählt Lutz Enzmann, der übrigens 2014 sein 50-Jähriges als Meister feierte.

95 Jahre Enzmann in Zeitz: Viele Erinnerungen leben auf

Viele Erinnerungen leben auf. Da ist der Teller 1.000 Jahre Zeitz, den er als Teil der Meisterarbeit gravierte. Da waren die Arbeiten für die Takraf, jenes Kombinat für Tagebauausrüstungen, Krane und Förderanlagen, zu dem die Zemag Zeitz gehörte. Er fertigte aber genauso Gravuren in russischer Schrift oder mit chinesischen Schriftzeichen.

Und dann ist da noch die Geschichte mit dem Diamant: Die hatte man zu DDR-Zeiten noch nicht. Er konnte sich aber einen aus dem Westen besorgen. Zu einer Handwerkstagung in Halle gravierte er dann einen großen Zinnteller damit und führte ihn vor. Auf die Frage, ob die Berufskollegen wüssten, wie er den graviert habe, erntete er Kopfschütteln.

Familienunternehmen Enzmann in Zeitz: Gerade in den letzten gut 25 Jahren hat sich viel geändert

Enzmann wäre ursprünglich lieber Kraftfahrzeugmechaniker geworden. Sohn Matthias wollte aber unbedingt Graveur werden. Und graviert wie der Vater längst alles: Schrift, Logos, Verzierungen, ganze Gebäude. Auch heute noch ist Graveur ein Ausbildungsberuf, dreieinhalb Jahre muss man lernen. Und hört damit eigentlich nicht auf. Seit fast 30 Jahren ist auch Jörg Weise dabei. Mitarbeiter und längst in die Enzmann-Familie aufgenommen.

Gerade in den letzten gut 25 Jahren hat sich viel geändert. Während Lutz Enzmann immer der ausgemachte Fachmann für Handgravur blieb, ist die moderne CNC-Technik mehr das Ding von Matthias Enzmann. „Wir haben den Computer am 11.11.1990 geholt“, meint er, „und hatten dann die größte Festplatte in Zeitz - mit 40 Megabite!“

Familienunternehmen Enzmann in Zeitz: Graviert wird vor allem in Acryl, aber auch Edelstahl

Auf dem Computer wird die Schrift eingegeben und bearbeitet, und wie von Geisterhand erfolgt dann gleich daneben die Gravur - frisch aus der Lasermaschine sozusagen. Graviert wird vor allem in Acryl, aber auch Edelstahl.

Und weil man bei Enzmanns offensichtlich niemals ausgelastet ist, hat sich der Sohn auch noch auf Webdesign spezialisiert und ist in der Werbetechnik zu Hause. Und die Aufträge kommen, zum Beispiel von Ex-Zeitzern, aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern. Aktuell bearbeiten Lutz Enzmann und Jörg Weise einen Auftrag aus Ingolstadt, sie gravieren Logos in die Seitenscheiben für den Apollo-Sportwagen.

Dann müsste man noch über das Geschäft reden, das die Frauen zu dem gemacht haben, was es heute ist - eine Fundgrube für besondere und immer neue Geschenkideen. Und seit Ines Enzmann ihre Barista-Ausbildung gemacht hat, gibt es dort auch erlesene Kaffeesorten zu kaufen.

Welche Produkte, Unternehmen und auch Menschen sind typisch für Zeitz und seine Region?

Welche Produkte, Unternehmen und auch Menschen sind typisch für Zeitz und seine Region? Dieser Frage will die Mitteldeutsche Zeitung Zeitz in den kommenden Wochen mit der Artikelfolge „Typisch hier, typisch wir“ nachgehen. Dabei wollen wir gern auch Ihre Anregungen und Ideen aufgreifen. Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die Stadt und ihre Bewohner? Welche Themen sollten unbedingt Teil der Serie sein? (mz)

Schreiben Sie uns: MZ-Lokalredaktion Zeitz, Roßmarkt 4, 06712 Zeitz, oder per E-Mail an: [email protected]

Im Laden sind immer neue Ideen gefragt. Ines Enzmann hat eine Barista-Ausbildung gemacht. Im Geschäft gibt es jetzt Kaffee.
Im Laden sind immer neue Ideen gefragt. Ines Enzmann hat eine Barista-Ausbildung gemacht. Im Geschäft gibt es jetzt Kaffee.
Hartmut Krimmer
So sah die Kalkstraße 24 ursprünglich einmal aus.
So sah die Kalkstraße 24 ursprünglich einmal aus.
Enzmann
Zeugen einer Familientradition: Lutz Enzmann (links) hat den Familienbetrieb inzwischen an Sohn Matthias übergeben.
Zeugen einer Familientradition: Lutz Enzmann (links) hat den Familienbetrieb inzwischen an Sohn Matthias übergeben.
Angelika Andräs