Falknerprüfung Falknerprüfung: Wanderfalken am Reck gefesselt
Droyßig/MZ. - "Bitte den Vogel kurz fesseln am hohen Reck!" fordert Prüfer Frank Ehrhardt kurz und sachlich. Prüfling Erhard Hofmann greift nach dem Lederriemen und führt ihn ruhig um die Fänge des Wanderfalkens.
Jede Schlinge und jeder Knoten sitzt sicher. Von Nervosität keine Spur. Auch der Greifvogel nimmt es gelassen hin. Nur ab und zu kratzt er sich am Kopf, den eine rote Falkenhaube ziert, damit der Vogel im Zimmer auch ruhig bleibt.
Hofmann zählt zu den insgesamt 14 Prüflingen, die am Wochenende aus ganz Deutschland nach Droyßig reisten, um hier am Sonnabend ihre Falknerprüfung abzulegen. "Droyßig passte terminlich ganz gut", begründet der Anwalt aus Düsseldorf die Reise ins Sachsen-Anhaltinische. Greifvögel faszinieren Hofmann. Er will die Falknerei einmal hobbymäßig betreiben und unterzieht sich deshalb dem Prüfungsstress.
"Die Prüfung setzt sich aus vier Sachgebieten zusammen", erklärt Prüfungsleiter Jürgen Hartung im MZ-Gespräch. Die Haltung und Pflege von Balzvögeln sowie der Umgang mit diesen gefiederten Gesellen müssen im schriftlichen Teil genauso beherrscht werden wie die Themen Greifvogelschutz und Beizjagd. Je sechs Fragen gilt es zu jedem Sachgebiet zu beantworten. Dem schließt sich die mündlich/ praktische Prüfung an.
"Eigentlich müssen Falkner zwei Prüfungen absolvieren, ehe sie ihren Schein erhalten", ist weiter zu erfahren. Erst einmal macht sich ein Jagdschein erforderlich, der auch ohne Waffenprüfung erworben werden kann. Dann erst wird der Jäger zur Falknerprüfung zugelassen. Das Halten eines Greifvogels - egal ob Habicht, Wanderfalke, Sakerfalke oder Bussard - ist schwierig, weil es hierfür strenge Vorschriften seitens des Gesetzgebers gibt. "Es ist einfacher einen Löwen oder einen Kampfhund zu halten", meint Prüfer Bernhard Wittig aus Bad Kösen.
Die Beizjagd mit Greifvögeln ist in Sachsen-Anhalt besonders stark ausgeprägt. Zirka 60 aktive Falkner werden hier gezählt. Dazu gesellen sich 40 passive Falkner. Das sind solche, die sich aus Zeit- oder Platzgründen keinen eigenen Vogel halten können. Im genannten Bundesland sind insgesamt 12 000 Jäger ohne Falknerschein aktiv. "Um einen Greifvogel abzurichten, bedarf es einer besonderen Verantwortung", sagt Hartung. "Wichtig ist, dass das Verhältnis zwischen Führer und Vogel stimmt."