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Erinnerungen an Jugendzeit Erinnerungen an Jugendzeit: «Die Stadthallen sind für uns Kult»

Von Bärbel Schmuck 12.11.2002, 16:42

Weißenfels/MZ. - "Es war schon komisch, als wir gehört und gelesen haben, dass die guten alten Stadthallen abgerissen werden", meint die ausgebildete Chemiefacharbeiterin. "Das tut weh", gibt sie zu. "Schließlich haben wir beide uns in dem großen Tanzsaal dort vor 28 Jahren kennengelernt."

Es war genau am 13. April 1974, wissen beide, die noch im selben Jahr am 2. November geheiratet haben. Inzwischen liegt die Silberhochzeit hinter ihnen. Dass sie dieses Jubiläum im Kreise ihrer großen Familie feiern durften, macht beide stolz. "Das muss man erst mal schaffen", meint Fritz Tschiersch.

Die "Hallen" wie er und seine Frau das Lokal noch immer nennen, seien ein Stück Leben gewesen und heute Kult für ihre Generation. "Es gab kaum einen Sonnabendabend, an dem wir uns dort nicht mit unseren Freunden, Verwandten und Bekannten verabredet haben", blickt Hannelore Tschiersch auf herrliche Zeiten ihrer Jugend zurück. "Meine Freundin hat ihren späteren Mann auch dort kennengelernt", erinnert sich die Mutter zweier erwachsener Kinder. Nicht nur sie, die im Weißenfelser Textilservice arbeitet, erlebte dort 1966 als ganz junges Ding ihren Tanzstundenball. Auch die 23-jährige Tochter Doreen hat schöne Erinnerungen an die "Stadthallen" in der Weißenfelser Nikolaistraße 10. "Hier fand 1994 die Jugendweihefeier für unser West-Gymnasium statt und ein Jahr später auch mein Tanzstundenball", meint die gelernte Bauzeichnerin und zeigt Fotos.

"Nach Karten anzustellen brauchten meine Kumpel und ich sich nicht", kehrt Vater Fritz Tschiersch, der heute bei den Steinmetzen Kloß & Kittler in Weißenfels beschäftigt ist, wieder in seine Jugendzeit zurück. "Wir haben uns jeden Sonnabend beizeiten in der Gaststätte getroffen und erst mal ordentlich Abendbrot gegessen. Das Bauernfrühstück hat dort immer geschmeckt", schwärmt er von der guten Küche. "Dann wurden im Lokal die Karten für den Tanzabend verkauft. Es haben immer Kapellen gespielt, zum Beispiel das Tanz- und Schauorchester Rostock oder Leuna II. Da war immer was los. Und bei Alfons auf dem ersten Rang gab's Bier."

Tschiersch bekommt glänzende Augen, als er sich an den ersten Abend mit seiner Hannelore erinnert. "Sie war schon damals blond und trug einen Leder-Minirock", weiß er noch wie heute. "Sie sah einfach toll aus. Mädchen in langen Hosen gab es zu der Zeit kaum, das hätte uns Jungen auch überhaupt nicht gefallen."

Unmöglich fand er die mehrfache Namensänderung des Hauses von den "Stadthallen" in das "HdW" (Haus der Werktätigen) und dann zum "Goldenen Hirsch". "Für uns bleiben die Hallen mit ihrem Saal, den Rängen und den Bars mit ihren Damen Karin, Gisela und Bärbel in guter Erinnerung", beteuert Hannelore Tschiersch. "Unser Tisch in der Nähe der Bühne war immer voll besetzt, wir hatten eine Menge Spaß." Schade findet sie, dass den Saal kein Interessent haben wollte und er deshalb abgerissen werden muss.

Wenn Sie, liebe Leser, ähnliche oder andere Erinnerungen haben, schreiben Sie uns oder rufen Sie die Telefonnummer 03443 / 23 11 52 an.