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Elsteraue Elsteraue: Befreiungsschlag im Industriepark

Von TORSTEN GERBANK 14.10.2009, 17:35

ALTTRÖGLITZ/MZ. - Denn ab April des kommenden Jahres gibt es einen Befreiungsschlag. Riesige Bohrer arbeiten sich dort ins Erdreich, wo einst die Benzolfabrik gestanden hat (die MZ berichtete). Rund 720 Tonnen Schadstoffe sollen sich in diesem Bereich im Untergrund befinden, so haben es Untersuchungen ergeben. Die Schadstoffe verunreinigen Boden und das Grundwasser.

Etwa 60 Prozent der gefährlichen Stoffe sollen nun im sogenannten Großlochbohrverfahren abgetragen werden. Zudem wird es im Nachhinein eine kalte Bodenluftabsaugung geben, die gefährliche Gase dort aus dem Erdreich holt, wo der Einsatz der Bohrtechnik nicht sinnvoll erscheint. In Randbereichen wird in der Zukunft der natürliche Abbau des Schadstoffs unterstützt. Das Ziel der Bodensanierung definiert Birgit Harpke, Projektleiterin in der Landesanstalt für Altlastenfreistellung (Laf): "Wir hinterlassen den Bereich so, dass er ohne Einschränkung genutzt werden kann."

Im Frühjahr 2011 sollen die Bohrarbeiten auf einem rund 3 300 Quadratmeter großen Areal enden. Allerdings werde auch nach der Sanierung noch lange Zeit ein Schaden im Grundwasser vorhanden sein. Eine akute Gefahr für Menschen bestehe jedoch nicht. "Weil sich der Schaden in einem Bereich befindet, in dem keine sensible Nutzung des Grundwassers stattfindet", so Harpke.

Ein Plan zur Sanierung ist erstellt, er soll bis November genehmigt sein. Damit könnten die Bohrarbeiten noch im November ausgeschrieben werden. Baubeginn soll April 2010 sein. Erfahrungen mit dem Verfahren sind in den vergangenen Monaten bereits in Bitterfeld gesammelt worden. Das könne für Zeitz vor allem in puncto Sicherheit nur von Vorteil sein, urteilt Schwarz. Der Sanierungsplan sieht vor, außer sonntags täglich von 6 bis 22 Uhr zu arbeiten. Das heißt, Bohrer mit einem Durchmesser von rund 1,80 Metern fressen sich bis zu zwölf Meter tief ins Erdreich. Sie nehmen belasteten Boden auf. Das Material wird dann, so weit wie möglich unter Verschluss, auf spezielle Lkw verladen. Bevor diese das belastete Gut luftdicht verschlossen zur Entsorgung transportieren, werden die Laster in einem Zelt gewaschen. Die Baustelle an sich ist abgeschirmt, so dass die Luft ringsherum nicht über zulässige Grenzwerte hinaus belastet werde. Im Arbeitsbereich ist ein Nebelsystem installiert. Das Sprühwasser drückt Gase praktisch zum Boden. Dort erfolgt deren Absaugung. Rings um den Bauplatz und darüber hinaus überwacht empfindliche Technik die Luft. Sie löst Alarm aus, sobald zulässige Grenzwerte überschritten werden.

Die Bohrer arbeiten sich in Fließrichtung des Grundwassers voran. Denn mit den Arbeiten werden Schadstoffe aufgewühlt. Damit gelangen mit einem Schlag mehr schädliche Stoffe ins Wasser. Das fließt jedoch nach Aussage von Mathias du Puits im betroffenen Bereich aber extrem langsam. Damit ist es nach Aussage des Geophysikers möglich, die aufgewühlten Stoffe beim Vorwärtsarbeiten mit aufzunehmen. Du Puits weiß, wovon er spricht, er ist Bereichsleiter Altlasten / Flächensanierung in der Großmann Ingenieur Consult GmbH in Dresden. Das Unternehmen hat den Sanierungsplan erstellt. Am Ende wird die mit den Schadstoffen belastete Erde so weiterverarbeitet, dass das Benzol verbrannt werden kann. Wo das geschieht, steht noch nicht fest und entscheidet sich mit der Vergabe der Bauleistungen.