Ein Chefarzt räumt seinen Schreibtisch

Zeitz/MZ. - Dr. Bernd Lange räumt seinen Schreibtisch. Neben dem Schrank stapeln sich die Kisten. In den 41 Dienstjahren am Zeitzer Krankenhaus hat sich viel angesammelt.

Die Fächer sind gefüllt mit Mappen, Fachzeitschriften und dicken Büchern zum Thema Frauenheilkunde und was der Gynäkologe noch für seine Arbeit braucht. Oder besser gesagt: gebraucht hat.

Denn Ende des Jahres tritt der Chefarzt der Frauenklinik am Georgius-Agricola-Klinikum Zeitz im Alter von 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. "Ich gehe mit gemischten Gefühlen", erklärt der Mediziner, der von Januar 1998 bis Ende 2002 zudem als Ärztlicher Direktor agierte.

Zum einen freut er sich darüber, dass er nun vieles nachholen kann, wofür ihm durch die Arbeit am Klinikum, durch Sprechstundentätigkeit und Bereitschaftsdienste kaum Zeit blieb. "Reisen, Wandern und Kultur", nennt der scheidende Chefarzt seine Hobbys, die bis dato zu kurz kamen. Auch die Familie nebst den beiden Töchtern und dem Enkel bezieht er mit ein. Zum anderen bedauert Lange das Ausscheiden aus dem Beruf, weil er mit Leib und Seele Arzt war.

Was dem erfahrenen Mediziner die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, sind betriebswirtschaftliche Erwägungen, die immer stärker auf Klinikebene verlagert werden. Wer bezahlt das? Ist es überhaupt bezahlbar? "Ärzte sind keine Anbieter und Patienten keine Kunden", zitiert Lange Altbundespräsident Rau und wünscht sich, dass dieser Satz von den verantwortlichen Politikern beherzigt wird.

Mit Langes Ausscheiden tritt Dr. Karl-Heinz Peschke, Chefarzt der Frauenklinik am Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg, mit dem 1. Januar 2005 zugleich als Chefarzt der Frauenklinik Zeitz im Klinikum Burgenlandkreis in Aktion.

Außerdem nimmt in Zeitz mit Beginn des neuen Jahres ein neuer Oberarzt in der Frauenklinik seine Arbeit auf. "So dass in bewährter Form kontinuierlich weitergearbeitet werden kann", räumt Lange mögliche Bedenken aus. Auch die ambulante Versorgung der Tumorpatienten ist abgesichert.