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Eberhard Ditscher guckt seit 30 Jahren in Sammelkörbe

Von TORSTEN GERBANK 05.01.2009, 19:03

ZEITZ/MZ. - Austernseitlinge auch und vielleicht Winterrüblinge.

Seine Liebe zu den Pilzen entdeckte Eberhard Ditscher schon als Kind. Wenn er Ferien bei den Großeltern in der Oberpfalz verbrachte, nahm ihn der Großvater mit in die Natur. Der Mann sei ein Pilz-Fan gewesen, erinnert sich Ditscher. Und auch die Großmutter in Dragsdorf sei viel in die Pilze gegangen. All das habe Ditschers Interesse an den Gewächsen geweckt. Und das Interesse habe sich mit der Zeit weiter entwickelt. Doch der Mann aus dem Zeitzer Ortsteil Aue-Aylsdorf sammelt die Pilze nicht nur und isst sie gern. Er kennt sich auch aus in der Mykologie. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er als Pilzberater in der Region Zeitz. Gut 4 000 Beratungen habe er in dieser Zeit durchgeführt. Rund 30 000 Pilzbestimmungen hat er in seiner Statistik erfasst. Allein im vergangenen Jahr beriet Ditscher 108-mal. Pro Beratung kommen nach seinen Erfahrungen meist zwei Personen. Zum Beispiel Karbolchampignons musste der Kenner aus den Sammelkörben fischen. Sie sind giftig. Wer sie isst, der bekommt heftigen Durchfall und leidet an Erbrechen. Doch auch einige ungenießbare Gelbe Knollenblätterpilze und sogar tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilze musste er aussortieren. Der Karbolchampignon lasse sich zum Beispiel daran erkennen, dass sich Druckstellen zunächst gelb färben, die Färbung aber wieder zurückgehe. Anders ist das beim essbaren Champignon. Da bleibe die Druckstelle gelb. Zudem zeige sich eine gelbe Zone im Stiel, wenn man dessen knolliges Ende durchschneidet. Und spätestens beim Kochen müssten die Alarmglocken schrillen. Denn der Pilz verbreitet einen sehr unangenehmen Duft. Um Pilzvergiftungen generell vorzubeugen, hat der Fachmann ein einfaches Rezept parat: "Was man nicht kennt, kann man nicht essen." Im ersten Novemberdrittel kamen übrigens die letzten Rat suchenden zu Ditscher. Die nächsten erwartet er spätestens im März, aber auch im Januar oder Februar können schon die ersten Pilzsucher kommen. Saison sei schließlich immer.

Um Wissen zu vertiefen, aufzufrischen und zum Nachschlagen hat Ditscher etwa 30 Pilzbücher im Wohnzimmerschrank. Darunter befinden sich eine Reihe aus DDR-Zeit und der Titel "1 200 Pilze in Farbfotos". Der knapp 1 200 Seiten starke Wälzer ist zurzeit Ditschers teuerstes Pilzbuch. Das für ihn teuerste war allerdings die vorhergehende Ausgabe mit 700 Pilzen. Sie erwarb er zu DDR-Zeit für rund 500 Ostmark. Das Buch wurde für ihn aus der BRD über die Grenze geschmuggelt. Im Westen stand es für rund 50 Mark in den Regalen. Inzwischen habe er es jedoch verschenkt. Die neue Ausgabe machte es für ihn überflüssig. Dem normalen Pilzsucher empfiehlt Ditscher den "Pilzführer für unterwegs", der in einem Ratgeberverlag erschienen ist. "Der sollte im Bücherregal zu finden sein."