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Droyßiger Schule gegen Rassismus Droyßiger Schule gegen Rassismus: Wie nah ist Brasilien?

Von Yvette Meinhardt 09.11.2015, 15:24
Eliane Mborwa wurde in Afrika geboren und lebt seit 16 Jahren in Deutschland. Sie erzählt über deutsche und afrikanische Werte.
Eliane Mborwa wurde in Afrika geboren und lebt seit 16 Jahren in Deutschland. Sie erzählt über deutsche und afrikanische Werte. Hartmut Krimmer Lizenz

Droyssig - In fließendem Portugiesisch spricht Carlos Eduardo Da Silva Almeida (kurz Cadu Almeida) und verblüfft damit die Schüler der siebenten Klasse der Sekundarschule Droyßig. „Ich bin in Brasilien aufgewachsen und lebe seit sechs Jahren in Halle“, sagt der Dozent für interkulturelle Vielfalt. Im Jahr 2010 hat sich Cadu Almeida selbstständig gemach, tourt unter anderem als Referent durch Deutschland. Er spricht vier Sprachen, nämlich seine Muttersprachen Portugiesisch und Spanisch, daneben Englisch, Deutsch und jetzt lernt er Russisch.

„Wer an Brasilien denkt, verbindet meine Heimat mit genial gespieltem Fußball und der WM, mit Karneval und Tanzen, doch ich verkörpere nichts von alledem“, sagt Cadu Almeida. Vielmehr sei Brasilien ein großes Land mit einer Vielzahl von Kulturen und Nationalitäten. Bis zu 1,5 Millionen Brasilianer sprechen Deutsch als Muttersprache. Damit ist Deutsch die zweithäufigste Muttersprache des Landes. Es gibt von deutschen Auswanderern gegründete Städte wie zum Beispiel Blumenau und Volkswagen hat fünf große Werke in Brasilien.

So beschreibt der Gast die Vielfalt seines Heimatlandes mit seiner Geschichte, mit eigenen Episoden und Vergleichen. „Ich war mit zwei deutschen Freunden in Brasilien, obwohl man sie äußerlich nicht von Brasilianern unterscheiden kann, merkte jeder sofort, dass die Deutschen Ausländer sind“, erzählt er. Es komme eben auch auf die Mentalität an, auf Mimik und Gestik beispielsweise.

„Der Mann hat mich sehr beeindruckt, er redet offen über Ausländer, er kommt sehr sympathisch und nett rüber“, sagt Schülerin Leanne Nye. Die Dozenten hören dies gerne. Insgesamt sind es vier an diesem Tag, die im Rahmen der Zertifizierung „Schule gegen Rassismus, Schule für Courage“ einen Projekttag in den beiden siebenten Klassen gestalten.

„Wir wollen die Schüler für multikulturelle Vielfalt sensibilisieren, denn je früher man damit anfängt, desto weniger Arbeit muss man später leisten“, sagt Bernd Lüdke aus Göttingen, Projektkoordinator der Deutschen Angestellten Akademie (DAA). Im ländlich geprägten Raum rund um Droyßig gibt es für die Schüler nur wenige Berührungspunkte mit Ausländern. Aus diesem Grund ist auch Eliane Mborwa mitgekommen. Die dunkelhäutige Frau stammt aus dem afrikanischen Staat Burundi und lebt seit 16 Jahren in Halle und Magdeburg, arbeitet heute als Erzieherin in einer Kindertagesstätte. Gemeinsam mit Bernd Lüdke leitet sie den Workshop in der anderen 7. Klasse und kommt mit den Schülern über Werte ins Gespräch.

So beschreiben die Mädchen und Jungen sich selbst, nennen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. „Es ist schwer, eine eigene Meinung zu vertreten, wenn die Freunde eine andere Meinung haben“, sagt Viktoria Krieg in der Diskussion. Bei diesem Projekttag vergeht die Zeit im Nu. Im Keller wird nach einem äthiopischen Rezept gekocht, im Physikraum sorgen afrikanische Kopfkissen (Foto), Brotdose und Krüge für Aufsehen. Fremde Kulturen zum Anfassen.

(mz)

Marius Komor probiert ein afrikanisches Kopfkissen aus.
Marius Komor probiert ein afrikanisches Kopfkissen aus.
Hartmut Krimmer Lizenz