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Drogen vom Tierarzt? Drogen vom Tierarzt?: Das sagen Veterinäre in Zeitz zu Praxiseinbrüchen

Von Angelika Andräs 26.02.2017, 09:00
Viele Medikamente müssen nicht in den „Giftschrank“. Aber Narkose- und Betäubungsmittel sind bei Tierarzt Robert Schulze gut verwahrt.
Viele Medikamente müssen nicht in den „Giftschrank“. Aber Narkose- und Betäubungsmittel sind bei Tierarzt Robert Schulze gut verwahrt. HArtmut Krimmer

Zeitz - Holen sich Diebe zunehmend gezielt ihren Drogen aus der Tierarztpraxis? Wer es als Einbrecher auf Betäubungsmittel mit Rauschwirkung wie beispielsweise Ketamin abgesehen hätte, würde in den Tierarztpraxen in Zeitz natürlich fündig werden.

Wären die Mittel nicht im Giftschrank sicher verwahrt und verschlossen. Dennoch wissen die Ärzte um die Brisanz: Erst vor wenigen Tagen wurde in Weißenfels in eine Tierarztpraxis eingebrochen. Gestohlen wurden Narkose- und Einschläferungsmittel.

Ketamin. Darum geht es. Sagt auch Tierärztin Nadine Schulze von der Praxis Zeitz-Nord in der Leipziger Straße.

So werden Betäubungs- und Narkosemittel gesichert

Doch gerade das zählt zu den Medikamenten, die streng unter Verschluss sind. Und die einschlägigen Rechtsvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes geben genau vor, wie mit welchen Präparaten zu verfahren ist.

Kontrolliert wird das auch regelmäßig. Es muss auch genau Buch über Bestand und Verbrauch geführt werden. Das erklärt auch Nadine Schulze. „Wir haben natürlich Medikamente und Mittel, die hinter den Klappen im Schrank stehen können, aber Betäubungs- und Narkosemittel sind im Spezialschrank eingeschlossen“, sagt sie.

Keine Frage, dass die Räume ohnehin gesichert und abgeschlossen sind und kein Unbefugter Zutritt hat. Die Tierärztin geht aber ohnehin eher davon aus, dass Einbrecher auf der Suche nach Geld oder anderen schnell verwertbaren Dingen sind. „Wenn jemand gezielt zum Beispiel nach Ketamin sucht, dann muss er sich schon auskennen und genau wissen, was er tut.“

Immer wieder werden Betäubungsmittel gezielt gestohlen - aber wozu?

Natürlich kommt es immer wieder vor, dass bei Einbrüchen in Praxen gezielt nach dem Betäubungsmittel gesucht wird. In Sachsen gab es in den letzten beiden Jahren solche Fälle, in Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und auch in Teilen Sachsen-Anhalts.

In Einzelfällen wurden da sogar die Tresore, in denen die Mittel verwahrt werden, gestohlen, weil es nicht gelang, sie zu öffnen. Denn Ketamin wird durchaus als Party-Droge benutzt. Dabei ist gerade das kreuzgefährlich.

Irreparable Schäden: So gefährlich kann das Betäubungsmittel Ketamin sein.

Zwar setzt zuerst ein Rausch ein und immer wieder werden „spirituelle Erlebnisse“ beschrieben, doch bei nur etwas zu hoher Dosierung oder in Verbindung mit Alkohol können irreparable Schäden auftreten.

Und das wäre fast noch harmlos, denn natürlich kann das Mittel, das der Tierarzt genau dosiert und angepasst zur Narkose und zum Einschläfern von Tieren verwendet, auch beim Menschen zum Tode führen.

Deshalb gab es auch schon Vorstöße, Ketamin als Droge einzustufen und streng zu regulieren. Dazu kam es vorerst nicht. Zum Glück, wie sich die Tierärzte meinen, denn dann könnte es nicht mehr in der Tiermedizin vom Fachmann als gutes, sicheres und wirksames Mittel eingesetzt werden.

Einbruch in Zeitzer Tierarztpraxis ist bisher Einzelfall

Was aber, wenn es zunehmend gezielte Einbrüche gibt, um an das Präparat zu gelangen? In Sachsen-Anhalt, zumindest im Süden des Landes, ist das nicht der Fall.

Hier wurde laut Polizeirevier Burgenlandkreis keine Häufung oder Zunahme von Einbrüchen in Tierarztpraxen festgestellt. Der Fall, der vor wenigen Tagen in Weißenfels bekannt wurde, ist eine Ausnahme in der Einbruchsstatistik. Dazu passt auch, was die Zeitzer Tierärzte an Erfahrungen haben. In den letzten Jahren gab es hier keine Einbrüche.

Tierärzte in Zeitz verlassen sich nicht auf ihr Glück

Wenn auch die Zeitzer Veterinäre von Dieben weitgehend verschont blieben, sie verlassen sich nicht auf ihr Glück. Der promovierte Veterinär Karsten Drescher hat seine Praxis im Steinsgraben und wohnt auch im Haus. „Es ist hier schon versucht worden, einzubrechen“, sagt er, „aber wir haben von Anfang an eine Alarmanlage installiert.“

Natürlich sind bei ihm alle Mittel so deponiert, wie es die Vorschriften verlangen. Aber nicht nur wegen der Vorschriften, auch zur eigenen Sicherheit. Bei ihm würde man nichts finden. „Auch kein Geld, wir bewahren auch kein Geld in den Praxisräumen auf.“ (mz)