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Dornröschenschlaf beendet Dornröschenschlaf beendet: Was sich an Prüfers Familiengrab in Zeitz verändert hat

Von Petrik Wittwika 09.12.2019, 07:00
Drei Generationen waren beim Familientreffen Mitte der 1990er Jahre vereint: Renée Prüfer mit Sohn Otto „Otti“ Prüfer (hinten) und Enkel Philippe Prüfer, der vor einiger Zeit zu Besuch war.
Drei Generationen waren beim Familientreffen Mitte der 1990er Jahre vereint: Renée Prüfer mit Sohn Otto „Otti“ Prüfer (hinten) und Enkel Philippe Prüfer, der vor einiger Zeit zu Besuch war. Archiv/Ernst-Albert Naether

Zeitz - Ein Besuch, an dem eine weit in die Zeitzer Vergangenheit reichende Geschichte hängt, fand vor einiger Zeit in Zeitz statt. „Leckarsch“ höchstpersönlich wollte Philippe Prüfer im Museum Schloss Moritzburg die Aufwartung machen. Das stand bei dem Gast aus Brasilien ganz oben auf dem Programm während seines Aufenthalts in Zeitz.

Und es hatte natürlich seinen guten Grund, denn der sandsteinerne Neidkopf aus der Barockzeit, dem der derbe Zeitzer Volksmund seinen einprägsamen Namen verlieh und der altem Volksglauben nach eigentlich Unheil abwehren sollte, thronte bis 1953 über dem Eingangsportal des großen Vorderhauses von Brühl 32. Und dieses Haus gehörte Prüfers Vorfahren. Auch der Name Prüfer ist mit der Zeitzer Stadt- und Wirtschaftsgeschichte eng verbunden.

Bezugspunkt für alle

Obwohl Zeitz über die Jahrzehnte und die politischen Stürme der Zeit hinweg ferner denn je schien, bildete die große, wenn auch rein äußerlich deutlich in die Jahre gekommene Ruhestätte auf dem Johannisfriedhof in der Stephansstraße einen wichtigen Bezugspunkt für die brasilianischen Prüfers. Dieses Stück Zeitzer Heimat, das Alexandra und Philippe Prüfer, den beiden in Brasilien lebenden Kindern des am 25. Oktober 2008 in Rio de Janeiro im Alter von 77 Jahren verstorbenen Otto „Otti“ Prüfer, aber auch ihren Familien dank ihres Traditionsbewusstseins so sehr am Herzen liegt, war jedoch über viele Jahre nicht mehr auffindbar.

Die mittlerweile über 90 Jahre alte Grabstätte, in der zuletzt ihre hochbetagte Tante Magdalena Voigt, geborene Prüfer, am 4. April 1986 ihre letzte Ruhe gefunden hatte, war in noch vor relativ kurzer Zeit kaum auffindbar. Nach dem Tod der um die Pflege der Anlage von Brüssel aus bemühten Schwägerin von Magdalena Voigt, Renée Prüfer, und der damit verbundenen Einstellung aller Pflegearbeiten war die einst sehr ansehnliche Anlage in einen Dornröschenschlaf verfallen, völlig zugewachsen und daher alles andere als leicht finden. Doch das sollte sich ändern, auch wenn es noch etwas dauerte.

Abenteuerlich anmutender „Indiana-Jones-Blick“

Erst der abenteuerlich anmutende „Indiana-Jones-Blick“ des Verfassers dieser Zeilen ins dichte Gestrüpp brachte vor einigen Monaten endlich die erhoffte Gewissheit: Obwohl fast alle der aus Bleibuchstaben bestehenden historischen Inschriften längst verwittert oder gänzlich abgefallen waren und auch die Einfassung sehr starke Schäden aufwies, folgte der Wiederentdeckung des Grabes prompt dessen umfassende Instandsetzung.

Alexandra und Philippe Prüfer aus Brasilien beauftragten mit der Ausführung der Arbeiten den erfahrenen Rehmsdorfer Steinmetzbetrieb von Axel Buschner, der sich mit seinen Mitarbeitern der Herausforderung einer aufwendigen Restaurierung des Familiengrabes mit ästhetischem Feingefühl annahm. Das Ergebnis geht weit über die bloße Wiederherstellung einer würdigen Ruhestätte hinaus: Es verdient gleichzeitig als deutlich sichtbare Aufwertung des Johannisfriedhofes als einem der ältesten Zeitzer Begräbnisplätze wahrgenommen zu werden, auf dem unzählige Personen von Rang und Namen aus der Stadtgeschichte über mehr als vier Jahrhunderte lang bestattet wurden. (mz)