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Dorfporträt Dorfporträt: Penkwitz ist fast der Nabel der Welt

Von Maria Barsi 20.06.2003, 16:51

Penkwitz/MZ. - So ganz richtig habe er sich an den neuen Rhythmus noch gar nicht gewöhnt. Und ein bisschen langweilig sei es schon, so den ganzen Tag zu Hause.

Dabei ist Gütter ein richtiger alteingesessener Penkwitzer und wohnt im schmucken, frisch verputzten Elternhaus. Die Familie der einen Tochter baute gleich nebenan ihr Einfamilienhaus, die Familie der zweiten Tochter baute im Nachbardorf Spora einen Altbau aus. Genug zu tun eigentlich. "Er muss sich eben umgewöhnen", sagt Christa Gütter, die nachschauen kommt, was es da so lange zu begießen gibt. "Er ging so in seiner Arbeit auf, da war für nicht viel anderes Zeit."

Christa Gütter arbeitet seit drei Jahren vier Stunden täglich im Würchwitzer Putenstall. Das macht ihr Spaß. Obwohl sie noch immer ihrem Arbeitsplatz in der Zuschneiderei der Campinggeräte Spora nachtrauert. "15 Jahre habe ich das gemacht. Das war Normarbeit. Ganz schön hart, aber auch wieder schön." Sie sei sehr traurig gewesen damals, als sie aus gesundheitlichen Gründen die Zuschneiderei sein lassen musste. Damals fing sie bei der Kälberaufzucht der LPG Kayna im Penkwitzer Stall an, und von da sei ja dann der Weg zu den Puten gar nicht so weit gewesen.

Wie sie zurecht kommen, so abseits, nicht nur so ganz am Rande des Kreises, sondern auch des Landes? Das ist ja nun die ganz falsche Frage. Frau Gütter sprüht fast vor Entrüstung. Sie wuchs in der Osterfelder Ecke auf, da habe sie sich manchmal viel mehr am Rande des Geschehens gefühlt. "Wir liegen doch hier im Grunde ganz zentral. Meuselwitz ist nebenan, bis Schmölln ist es nur um die Ecke, Zeitz ist nicht weit, auch in Kayna kann man einkaufen. Solange wir mit dem Auto fahren können, ist es ideal", erklärt sie.

Und außerdem führen in ihrer Ecke sogar mehr Busse als früher. Wochentags alle zwei Stunden zum Beispiel nach Zeitz, am Klinikum vorbei, über Nißma, Lobas, Meuselwitz, am Wochenende der Rufbus. Brauche man denn mehr? Eine Gaststätte gäbe es zwar nicht im kleinen Penkwitz, aber in Nißma und in Kayna und in Meuselwitz mehrere und sogar am Hainbergsee nebenan. Und natürlich nähme man die Feste ringsherum mit. Das Anglerfest in Spora sowieso, aber auch die Dorffeste. Da komme man genug raus. Wie überhaupt jemand auf die Idee kommen könne, man lebe hier ein wenig am Rande, kann sie gar nicht verstehen. Man brauche ja nur mal darauf zu achten, was für vieler Verkehr auf der Hauptstraße vorbeirauscht. "Hier müssen sie alle durch", sagt sie.

Das Auto, das wie aufs Stichwort kommt, ist sehr willkommen, denn Tochter Viola steigt aus. Viola Wolske, von Freunden und Bekannten "Violetta" gerufen, kommt von der Arbeit. Seit 15 Jahren fährt sie in Windischleuba, Groitzsch und Schmölln Pakete aus. Auch sie findet, dass man in Penkwitz mittendrin im Leben ist, und fühlt sich keineswegs irgendwie an den Rand geschoben.

Ihre Jüngste, die 15-jährige Nicole, gesellt sich dazu, denn gerade hielt der Schulbus aus Würchwitz. Der Auflauf an der Vorgartentür der Großeltern ist ihr zwar nicht so ganz geheuer, aber sie kommt trotzdem mal gucken. Zumal Freundin Melanie von Spora her angeschlendert kommt, um sie von den Schularbeiten abzuhalten. Ein Drückerchen für den Großvater ist gerade noch so drin, dann verziehen sich die jungen Damen, nicht ohne ein mahnendes mütterliches "bis um achte!" mit auf den Weg bekommen zu haben.

Dass Prehlitz so richtig zu Penkwitz gehört, das allerdings halten Gütters für ein Gerücht. Da liege ja noch Straße und Feld dazwischen. Aber jedenfalls gehören alle Grundstücke zwischen hier und Spora zur Gemeinde Spora. Da immerhin ist man sich einig.