Dirk lässt Fischfilet, Gurken und auch Kuchen gefrieren
ZEITZ/MZ. - Das kleine Heizgerät, das Kerstin Reschel im Verkaufswagen aufgestellt hatte, brachte nicht viel. Und obwohl die Verkäuferin vier Paar Wollsocken und ein Paar gefütterte Stiefel trug, hatte sie kalte Füße. Zwei Unterhosen, eine Jeans, vier dünne und zwei dicke Pullover und eine Weste komplettierten die Winterbekleidung der Angestellten. Auch die Strickmütze und Handschuhe, die nur die Finger freigaben, fehlten nicht. Um sich von innen aufzuwärmen, kochte sich Kerstin Reschel ab und zu einen Tee. Dafür hatte sie extra einen Wasserkocher mitgebracht. Seit sieben Jahren ist die Verkäuferin auf Märkten anzutreffen, wo sie für eine Firma aus Pegau unter anderem frischen Fisch verkauft.
"Das Problem bei der Kälte ist, dass der Fisch vereist und die Filetstücke brechen", sagte Kerstin Reschel. Fischbrötchen bereitet sie derzeit nur auf Abruf vor. Vorbereitet wird nichts. Denn selbst die Gurkenstückchen für den Belag gefrieren und kleben zusammen. Auch Frieder Scheibner von der gleichnamigen Konditorei aus Lucka hatte sein Tun. Der Schokokuchen war leicht gefroren und ließ sich nur schwer schneiden. Und das obwohl Scheibner vorsorglich einen Propangas-Heizstrahler in Betrieb genommen hat. Für sich und für den Kuchen. Annemarie Frodel brauchte an ihrem Stand keine zusätzliche Wärmequelle. Hinter der Verkäuferin drehten sich Hähnchen am Spieß. Von dem Grill ging eine bullige Wärme aus. "Mir macht die Kälte nichts aus", sagte die Frau und lachte übers ganze Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet. Kleidung, in vier Schichten übereinandergetragen, wie es ihre Mitstreiter an den Nachbarständen vormachten, brauchte sie nicht. Ein gelber Rollkragenpullover und eine Strickjacke reichten ihr aus. Ein paar Kunden könnten es an diesem Vormittag mehr sein, befanden die Händler. Wer eben nicht unbedingt raus musste, blieb im warmen Zimmer.
Viele Zeitgenossen nutzen in diesen Tagen verstärkt die Sauna, war vom Geschäftsführer des Fitness-Studios in Grana zu erfahren. Ulrich Romahn sprach von bis zu 30 Prozent mehr Besuchern als sonst. Sie schwitzen bei 90 Grad Celsius um die Wette, während das Außenthermometer Minusgrade zeigt. Auch geheizt wird jetzt mehr als sonst, schließlich will es jeder zu Hause warm haben. "Aufgrund der Witterung haben wir mit der Heizöl-Auslieferung viel zu tun", sagte Kerstin Samel von der Firma Mineralöl-Samel in Bergisdorf. Manche Kunden warten bis die Tanks völlig leer sind und geben viel zu spät ihre Bestellung auf, bemängelte sie. Dann ist Not am Mann und die Lieferung muss so schnell wie möglich erfolgen. Normal sind Wartezeiten von zwei, drei Tagen. Engpässe bei der Belieferung gibt es laut Kerstin Samel nicht. Die starke Nachfrage wirke sich auch nicht auf die Preise aus. So betrug der Heizölpreis bei einer Abnahme von 1 000 Litern Mittwoch knapp 65 Cent pro Liter.