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Deutscher Mühlentag Deutscher Mühlentag: Der Müller lebt heute nicht vom Mehl allein

Von Gerd Stöckel 21.05.2002, 14:10

Freyburg. - "Kaum drehst Du dich um, ist die Mühle zu", klagte Jürgen Elste. Der Balgstädter saß mit seiner Frau Cornelia unter dem Vordach der Zeddenbacher Wassermühle, und sein nicht ganz so ernst gemeinter Groll galt nicht dem dieser Mühle, sondern dem dritten Stein, den seine Frau soeben in eine Reihe gesetzt hatte. Dem etwas aus der Mode gekommenen Brettspiel Mühle nämlich wurde zum Deutschen Mühlentag in Zeddenbach auch diesmal gefrönt. Die Elstes waren nicht die Einzigen, die auf den auf die Tischdecken gedruckten Spielfeldern Steine rückten. "Das verlernt man nicht", meinte Jürgen Elste.

Im Gegensatz zu den Spielern hielt Müller Erhard Schäfer seine Mühle offen. Auch diesmal herrschte schon am Pfingstsonntag, dem Tag vorm eigentlichen Mühlentag, Trubel. Blieb der Besucherstrom wegen des Regens zunächst verhalten, herrschte zur Disko am Sonntagabend ziemliches Gedränge, und am Montag schließlich rückten die Ausflügler in Scharen an.

Erhard Schäfer führte im Wechsel mit seinem Kollegen Klaus Schwarz, einem ehemaligen Müller aus Rossbach bei Weißenfels, die Besucher durch die 1891/92 errichtete Wassermühle. Schäfers Vater hatte die Mühle 1939 vom Vorbesitzer Kürbitz erworben. Der aus Frankleben im Geiseltal stammender Müller Schäfer hatte sich nach einer neuen Wirkungsstätte umsehen müssen, da der bisherigen durch den Kohleabbau das Wasser abgegraben worden war, plaudert Schäfer aus der Familiengeschichte.

Die Zeddenbacher Mühle beliefert heute vor allem kleinere Privatbäckereien. Der Kundenstamm erstreckt sich vom Kyffhäuserkreis bis hinter Hohenmölsen. Leider, so klagt Schäfer, werden solche Handwerksbetriebe immer seltener, und Großbäckereien kaufen das billigere Industriemehl.

Ein Bäckermeister, der aufs Zeddenbacher Mehl schwört, ist Rolf Möder aus Wippach. Torsten Möder, der Junior, der in die Fußstapfen des Vaters tritt, buk am Wochenende in Zeddenbach Brote in einem transportablen, mit Holz und Kohle gefeuerten Ofen. Die gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Müller Schäfer lebt im Übrigen heute nicht mehr vom Brot allein. Seine Wasserturbine, die 100 Kilowatt pro Stunde liefert, ist ein wichtiges Standbein, gibt er Auskunft. Zu einem weiteren entwickelt sich offenbar die von Sohn Volker betriebene Gaststätte "Zur Feiße". Nachdem nun alle Genehmigungen vorliegen, soll in den nächsten Wochen eine Brücke zur Mühleninsel errichtet werden. Die Fundamente sind schon im Boden. Auf der Brücke will Schäfer Junior einen Biergarten betreiben.

Nicht wenige Besucher fragen freilich immer wieder nach den mehr und mehr verfallenden Nebengebäuden. Die haben einen anderen Eigentümer als die Müllersfamilie. Und Müller Schäfer hofft sehr, dass dessen Pläne für eine touristische Nutzung des Objektes irgendwann Wirklichkeit werden.